Dabei sein ist alles – bemerkte bereits eine bekannte Bobmannschaft im Jahre 1993. 17 Jahre später sorgt ein Fußballteam in Hamburg für eine kinoreife Vorstellung – vorm Anpfiff.

Das erste Pflichtspiel des neugegründeten Vereins Nigerian Community Germany FC startet erwartungsgemäß mit wunderbaren Turbulenzen, ratlosen Schiedsrichtern, einer elfminütigen Verspätung und Rufus in Rage. Spot an. Popcorn raus. Lesen Sie 62 Minuten Vorspiel.

14.00 Uhr: Curslack ist da. Komplett. Allerdings mit einem dicken Fragezeichen im Koffer. Wer ist dieser Gegner bloß?

14.04 Uhr: Nigeria-Trainer Bernd Ecker zählt seine Spieler. Neun sind da. Die Zehn kommt gerade. Gelassen mit Handy am Ohr.  Ecker fragt: „Wie heißt du? Welche Position spielst du?“

14.08 Uhr: Spill und Reincke und Blättermann positionieren sich auf dem Sand zum Warmup. Oberliga halt. Nigerias Kicker kicken mit den anwesenden Kindern auf dem Parkplatz mit einem kleinen, blauen Gummiball.

14.11 Uhr: Am Eingang werden die ersten Zuschauer in Empfang genommen. Auf „Was kostet?“ folgt: „Ein oder zwei Euro.“

Die Zahlen und ein normalen Bericht zum Spiel gibt’s auf hafo.de

14.14 Uhr: Nun macht’s die Runde. Der Gastgeber hat ein formelles Problem. Pässe fehlen. Aus dem Pokalspiel wird ein Testspiel. Egal was hier nachher passiert – Curslack ist weiter. Glückwunsch.

14.23 Uhr: Was nun Nigeria? Das Drama am Vogesenweg nimmt Fahrt auf. Die Refs erwarten die ominöse Kaderliste.

14.25 Uhr: Ein sechsköpfiges Funktionärsteam forscht nach möglichst korrekten Spielernamen. Stand jetzt stehen erst sieben Spieler ordnungsgemäß auf dem Bogen. Der Rest ist mit langen (Gummi)bällen auf den Parkplätzen beschäftigt.

14.34 Uhr: Die afrikanische Combo betritt die Kabine. Es wird laut. Sehr LAUT. Wir mittendrin. Und Ecker hat ein weiteres Problem: Wer kann Innenverteidiger spielen? Sechs Spieler heben den Finger.

14. 38 Uhr: Wo sind die Trikots? Und wo um Himmels Willen ist die Vorfreude?

14.46 Uhr: Teammanger Rufus fliegt in die Kabine und schüttet mit Schwung eine Plastiktüte aus. Yeeeeaaah, Trikots. Es wird laut! Sehr LAUT! Das Reißen der populärsten Rückennummern beginnt. Einschreiten zwecklos.

14.48 Uhr: Streit! Und wie! Vier Spieler vier Meinungen. Das Thema des Theaters: Welche Klasse ist höher – Landesliga oder Oberliga?

14.53 Uhr: Sie haben’s. Curslack spielt in der Oberliga – und die ist „after Landesliga“. Gut Jungs. Es geht doch.

15.00 Uhr: Anstoß. Eigentlich. Doch Nigeria steht samt Funktionärsteam und Fotografen im Strafraum. Denn: Der Spielberichtsbogen ist weiterhin lückenhaft. Das afrikanische Pflichtspieldebüt rückt in weite Ferne. Getanzt wird dennoch.

15.03 Uhr: Nigerias Chairman telefoniert mit Afrika. „Wie heißt nochmal dein Bruder?“ Und tatsächlich. Aus den Lücken werden plötzlich Informationen. Jeder Spieler kritzelt nun höchstpersönlich seinen Namen ins weiße Feld. Draußen fordern sie Popcorn für das kinoreife Nachmittagprogramm.

15.06 Uhr:  Spill und Reincke und Blättermann halten sich mit Smalltalk warm.

15.08 Uhr: Zuversicht am Zaun. Nigerias Fans tippen auf einen 3:1-Sieg.

15.10 Uhr: Der Spielberichtsbogen ist weitestgehend vollständig. Aber los geht’s noch nicht. Denn nun umkurvt der Platzwart mit dem Fahrrad das Feld. Sein spontaner Auftrag: Die Eckfahnen installieren.

15.10 Uhr: Teammanager Rufus ist stinksauer, kritisiert volles Rohr Eckers Schlachtplan: „Katastrophe. Die zwei besten Spieler sind draußen.“

15.11 Uhr: Spill steht im Mittelkreis und wartet auf den Anstoß. Gleich passiert’s. Doch vorher muss Ecker den einzigen Ball in Dulsberg einfangen.

15.12 Uhr: Der Ball rollt. Ecker verrät uns noch fix sein System. „Wir spielen 4-4-2 und auch 4-3-3 und richten uns auch ein bisschen nach dem Gegner.“

15. 41 Uhr: Es geht nicht mehr. Nigerias bulliger Innenverteidiger muss raus. Die Diagnose: Durchfall.

16.57 Uhr: Der Vorhang fällt. Nigeria verliert den Spielfilm mit 1:9. Fortsetzung folgt.

Tipp: Nigerian Community Germany FC – DIE GROSSE REPORTAGE

Vor Ort: Benny Semmler