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die mehlklops-taktik

TAKTIK: Jeder Sportjournalist, der etwas gescheiter daherkommt, schwadroniert auch gerne mal über Fußball-Taktik herum. Vierer-Graupe, das Hahnenkamm-Modell, Doppel-Sex oder flambierter Flügelzombie auf Nussknackergrätsche, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Jetzt hat sich seit geraumer Zeit etwas Besonderes durchgesetzt, das 4-2-3-1-System.

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Von Pfadfinder Jack

Der HSV spielt es, der große FC Bayern, die Himmelstürmer des BVB und auch die Underdogs des FC St. Pauli. Nehmen wir also mal den frei flottierenden Signifikanten hinter der einzigen Spitze unter die Lupe.

Es ginge um „das starke Zentrum“

Braun-Weiß-Coach Holger Stanislawski brachte es fachmännisch auf den Punkt. Es ginge um „das starke Zentrum“, so der Trainer-Experte. Zu begutachten war das Ergebnis strategischer Austüftelungsexegesen bei Neuzugang Gerald Asamoah, zunächst einmal wochenlang verletzungsbedingt außer Gefecht gesetzt bei den Kiezianern, bei seinem ersten Kurzeinsatz für die Bundesliga-Underdogs beim Derby gegen den HSV.

the day after – vorbei an den großen

Gefoult von einem Gegenspieler, wälzte er sich zunächst in unnachahmlicher Manier auf dem Rasen, ehe er, wie ein in Bratensoße schwimmender Mehlklops, um Haltung rang. Angetrieben von des Trainers Taktik-Anweisungen, büffelte er sich dann ins Spiel, und legte Kollege Fabian Boll in der 77. Minute die viel umjubelte Führung auf den Schlappen.

Auf der Gegenseite erzielte der eingewechselte Mladen Petric (88.) den Ausgleich. Eben jener Petric, der Opfer von Coach Armin Vehs sturem Festhalten am 4-2-3-1-System geworden war. „A Schmarrn is des“, würde Ernst Happel raucherhustend Vehs Dickköpfigkeit kritisieren.

Was waren das für Zeiten, als mit Rechts- und Linksaußen ein Mittelstürmer namens Kopfballungeheuer gefüttert wurde und dieser die Bälle reinschädelte? In der Mitte ein Magier des 80er-Fußballs, der als klassischer Regisseur die Fäden zog.

Und nun dieser Anarchistenfußball?

Und nun dieser Anarchistenfußball? Was soll dieser eine Mann in der offensiven Mitte denn eigentlich sein? Hängender Haudruff mit Freigeistattitüde, am Ende dann Meckern, weil die Zuarbeit doch anstrengend ist, die Tore dann andere schießen. Zudem die kreativen Gedankenblitze ebenso halbgare Aktionen produzieren, weil eben doch kein klassischer Zehner abgegeben wird, sondern ein Hänger im freien Raum.

Der Anarchocheck: Paolo Guerrero, flaschenwerfender Deviant mit peruanischem Guerilla-Gewese, sechs Punkte. Piotr Trochowski, hakenschlagendes Rotbäckchen mit Löw’schem Sonderbonus, vier Punkte. Und eben Petric, divenhafter Zauberfuß mit dem gucciesken Amorpfeil im Köcher, auch nur deren fünf. Alle keine Zehner.

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Da lobt man sich doch den emsigen Fußballlimitator Gerald, nachdem Hennings, Naki, Taki, Zikizaki in den ersten Saisonspielen ebenso konfus operierten wie ihre HSV-Konterparts. Warum es also nicht mal wieder mit einem Systemwechsel probieren? Mit Heiko Westermann als Libero, Joris Mathijsen als wackeren Ausputzer (Vorstopper) vor der Abwehr.

Der Doppel-Sex

Da wären wir beim eigentlichen Problem moderner Taktik, der Doppel-Sex. Sie ist die Mutter aller Bolzplatz-Destruktion, doppelter Abfangjäger, puhh, Sex mit zwei Kondomen also. Diese lösen wir also auf und Abrakadabra wird aus Troche ein moderner Magath, Guerrero macht auf Rechtsaußen den Mile bester Tage, Petric den Horst van Nistelrooy sekundierenden Dänen Bastrup.

Überhaupt soll sich die Diva mal nicht so anstellen. Der AFC hat in den letzten Jahren vorgemacht, wie moderner Fußball zelebriert wird. Zehn Leute rackern und pflügen den Platz um. Wenn dann dabei solche Stilblüten wie Marcel Abshagen, Berkan Algan oder Jakob Sachs entstehen, reicht es allemal für einen Ehrenplatz in den Vereins-Annalen.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.