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algan | ich traue mir altona zu

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Berkan Algan ist eine der schillernsten Figuren in der Oberligaszene. In den nächsten Tagen will der 34-Jährige Auskunft über seine Zukunft geben. Im Interview mit blog-trifft-ball sagt er: „Ich traue mir Altona zu.“

Berkan, nach furioser Aufholjagd in der Rückrunde bist Du mit Wedel abgestiegen. Am Ende fehlte ein Tor, ausgerechnet am letzten Spieltag gegen deinen alten Verein Altona 93. Deren Fans haben Dir als Spielertrainer, der die Sensation fast geschafft hätte, mit „Berkan Algan, Fußballgott“ gehuldigt. Was ist das für ein Gefühl, von den gegnerischen Fans bejubelt zu werden?
Es ist schön, von den AFC-Fans geliebt zu werden. Diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Es ist eine alte Verbundenheit. Was da am letzten Spieltag passiert ist, ging unter die Haut.

Nun ist Trainer Thomas Seeliger entlassen worden. Einige Fans fordern nun Dich. Trautest Du es Dir zu?

Ganz klar ja. Wer es in Wedel fast schafft, schafft es überall. Es gab diesbezüglich aber keine Kontakte. Altona ist ein schlafender Riese, dazu bin ich hier geboren und aufgewachsen. Auch die Fans sind was Besonderes. Der AFC ist Vorbild für alle Amateurvereine. Leider ist die Entwicklung in den letzten Jahren nicht optimal gewesen.

Martin Sonnleitner sprach mit Berkan Algan

Und nun meinst Du, Du könntest diesen ambitionierten Oberligisten übernehmen, Dich im Rennen um den Topposten gegen alte Hasen durchsetzen?
Ich bin ehrgeizig, jung und habe Visionen. Im September mache ich den C-Schein. Bei allem Respekt vor gestandenen Oberligatrainern: Warum konnte keines der Topteams St. Pauli Paroli bieten? In Wedel haben sich auch Bankspieler für meine Arbeit bedankt, das zeigt mir, dass ich einiges richtig gemacht habe. Ich würde in Altona langfristig etwas aufbauen wollen mit einem Fünfjahresplan.

Wie soll dieser aussehen?
Zu meiner Zeit hatten wir 9000 Zuschauer im Schnitt bei Heimspielen. Das muss wiederkommen. Man muss das Gesamtkonzept attraktiver machen. Das Problem war, dass die Heimspiele in der Regionalliga-Saison 2008/09 bei bei Victoria an der Hoheluftchaussee ausgetragen wurden. Wenn man die Regionalliga will, muss man auch in der Lage sein, die Adolf-Jäger-Kampfbahn zu renovieren. Was wäre das für ein Knaller gewesen, da wären 3-4000 Leute gekommen. Da wären 2-300.000 Euro Investitionen langfristig eine hervorragende Geschichte gewesen. Altona hat sehr viel Potential, der Stadtteil gibt sehr viel her. 200.000 Einwohner auf engsten Raum. Man muss viel mehr Sponsoren einbinden, auch große, die es in Altona gibt. Es muss von der Gesamtstruktur wieder attraktiver werden.

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immer mehr Spieler sind dabei.

Du hast nicht nur Befürworter im Verein. Dazu sitzen zum Teil hochkompetente Leute in den Gremien. Mutest Du Dir nicht zu viel zu?
Klar hat der Verein ein gutes Fundament. Die Fans sind aber unzufrieden, das sieht man doch. Ich würde der Vereinsführung vertrauen, die mich dann das Sportliche machen lassen würde.

Als Spieler hattest Du ja den Ruf, ein Heißsporn zu sein. Gehört zum Trainerjob nicht auch psychologisches Geschick und Fingerspitzengefühl?
Hitzköpfigkeit und Willensstärke gehören zusammen. Klar gehört Harmonie dazu. Die lebt aber nicht nur durch Liebe, sondern auch durch Hassliebe. Man muss sich gegenseitig anstacheln. Das Paradebeispiel waren ich und Roger Stilz beim AFC, beide streitbare Charaktere. Wir haben uns geliebt und gehasst, brauchten uns aber und haben uns gegenseitig und in der Summe die Mannschaft besser gemacht.

Wie bewertest Du die Qualität des jetzigen Kaders?
Die Defensive ist die Beste der Liga. Savelsberg, Ansorge, Clausen, Kappler, Abdou Sall, das ist schon extrem hohe Qualität. Die Offensive hat auch Potenzial, die Spieler sind aber sehr jung, die müssen noch zwei, drei Jahre Erfahrung sammeln, dann können sie große Oberligaspieler werden. Der Kader ist in meinen Augen überragend. Die Spielweise gefällt mir aber nicht. Wenn St. Pauli die Profis nicht runtergeholt, hätte der AFC die beste Mannschaft der Oberliga gehabt.

Kann man Dich als hart aber herzlich bezeichnen?
Eher herzlich aber hart.

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Wer waren Deine Lehrmeister?
Jeder Trainer hat gute und schlechte Seiten. Ich habe von allen gelernt, Fascher, Prohn, auch Pagenkopf war ein guter Analytiker. Bei den meisten Trainern ist in puncto Menschenführung aber noch Luft nach oben. Mein türkischer Trainer von Bursaspor hat seine Spieler immer umarmt. Da tat eine Niederlage doppelt weh. Als er gefeuert wurde, hat die ganze Mannschaft geweint. Auch Peter Neururer beim 1. FC Köln war ein riesiger Kumpeltyp. Ich habe ja als A-Jugendlicher sogar beim HSV unter Felix Magath trainiert.

Wie schätzt du denn die jetzige junge Generation ein? Im Vergleich zu der Deinigen? Sind die nicht besser ausgebildet?
Definitiv nicht. Die Grundentwicklung von Kindern in Bezug auf soziale Kompetenz hat in den letzten zehn, 15 Jahren insgesamt stark nachgelassen. Der Respekt zueinander ist geschwunden. Die Jugend ist verwöhnter, nicht gewillt, den Schweinehund zu überwinden. Es ist Aufgabe des Trainers, sie wachzurütteln, dass sie diese Bissigkeit kriegen, sich lieber draußen mit der Pille auseinandersetzen, als auf Facebook zu sein.

Apropos, Du bist in der Szene ein bunter Hund, eine Marke. Wie wird man das?
Um eine Marke zu werden, muss man Qualität haben. Das wirst Du nicht, nur weil du mal austickst und auf einer Titelseite bist. Die Gesellschaft funktioniert zwar so, dass Leute ins Rampenlicht gedrängt werden, man darf sich aber nicht verbiegen lassen. Ich bin zu meiner Abiturzeit morgens um halb sieben mit Gewichtsweste 45 Minuten durch den Volkspark gelaufen. So wahnsinnig bin ich immer gewesen, weil ich neben meinem Talent ein akribischer Arbeiter bin. Nur so schaffst Du den Unterschied zu den anderen.

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Aus Deiner Sicht könnte also Deine Spielerkarriere ein jähes Ende finden und Du ab der kommenden Saison Trainer sein?
Man kann nie alleine heiraten. Ich stehe ja auch in Verhandlungen als Spieler mit Halstenbek-Rellingen, die mich auch langfristig binden wollen. Ich von meiner Seite sage: Altona ist eine Herzensangelegenheit. Und: Ich brauche mich vor niemandem zu verstecken.

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Was sagt die Bloggemeinde?
Sollte sich Altona 93 mit Berkan Algan beschäftigen?

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.