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Neue Liga, rassige Nordderbys

Das Abenteuer Regionalliga in der Saison 2008/09 hat Altona 93 nachhaltig traumatisiert. Die weiteste Reise ging ins über 500 Kilometer entfernte sächsische Plauen. Wegen strenger Sicherheitsauflagen musste der AFC zudem ins Stadion vom Stadtrivalen Victoria Hamburg ziehen, wo es getrennte Gästeblocks gab. Es war ein finanzielles und moralisches Desaster für den Traditionsverein. Nun soll alles anders und vor allem besser werden.

Von Martin Sonnleitner

Ab der kommenden Saison gibt es eine bundesweite Restrukturierung der Regionalligen, aus momentan drei werden dann fünf vierte Ligen. „Das ist ein Trittbrett in den bezahlten Fußball“, freut sich der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Hans-Ludwig Meyer, Mitglied der Findungskommission. Vor allem profitieren sollen dann auch derzeit ambitionierte Oberligisten, wie in Hamburg eben Altona, Victoria, das lauernde Eintracht Norderstedt oder der schlafende Riese im Osten, Bergedorf 85.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Unbeliebte Reisen fallen weg

Gab es bis dato rigide Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes, sollen diese nun unter der Federführung der beteiligten Landesverbände aufweichen. In der neuen Nordliga werden die Verbände Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen zusammengefasst, unbeliebte Reisen in den Osten fallen weg. Neun Teams aus diesem Raum bleiben in der Regionalliga, hinzu kommen die jeweiligen Oberligameister plus vier weitere Klubs aus Niedersachsen, aufgrund der Größe bevorteilt, und ein Team aus Hamburg oder Schleswig-Holstein, das über die Relegation gehen muss. „Jetzt ist auch die Oberliga reizvoll, vorher ging es um die Goldene Ananas“, so Meyer.

„200.000 Euro für Stadionumbauten hätten wir nicht“

„Es ist versäumt worden, die Vereine mit in die Kommunikation zu integrieren“, wettert dagegen Norderstedts Präsident Reenald Koch. Ihn ärgern schwammig formulierte Regularien. In einem fünfseitigen Schreiben sind die Klubs informiert worden, dass sanitäre Einrichtungen und Kabinen individuell zu bestimmen seien, lediglich bei Risikospielen Sonderauflagen wie Gästeblock-Trennung gelten und ein Nachwuchsleistungszentrum nur empfohlen wird. Zumindest die Sitzplatzzahl wird auf mindestens 5000 festgelegt.

„Wir wissen noch nicht wirklich, welche Kosten auf uns zukämen“, fischt auch AFC-Präsident Dirk Barthel im Trüben. „200.000 Euro für Stadionumbauten hätten wir nicht“, zumal in Liga vier ein erhöhter Spieleretat fällig ist. „Wir haben die Regionalliga vor Augen, immer mit Realitätssinn“, gibt sich Barthel geläutert. Auch Ronald Lotz, Manager von Victoria, pocht auf Nachhaltigkeit: „Wir haben keinen Druck, die Rahmenbedingungen stehen.“

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„Die neue Liga ist für Spieler und Zuschauer sehr attraktiv“, goutiert Bergedorfs Manager Andreas Hammer. Schließlich warten Topteams wie Holstein Kiel, VfB Lübeck oder der SV Meppen. Auch die „Elstern“ bereiten sich längst auf die neuen und baldmöglichen Aufgaben vor. In die Infrastrukrur (zwei neue Kunstrasenplätze entstanden vor einem Jahr) fließen seit geraumer Zeit erhebliche Gelder. Ein Umbau des Stadions an den Sander Tannen könnte ebenfalls alsbald anstehen. Hammer: „Wenn unsere Damen in die zweite Bundesliga oder die erste Herren in die Regionalliga aufsteigen, ist die Modernisierung zu einem DFB-tauglichen Regionalligastadion geplant.“ Die Hamburger Politik hat etwaige Unterstützungshilfen bereits angekündigt.

„Es muss ein ganzheitlicher Prozess sein.“

Einen großen Schritt weiter ist Eintracht Norderstedt: Ein prächtiges Stadion, ein hochmodernes Trainingszentrum (Guck‘ Rundgang im Paradies) und eine vorbildliche Nachwuchsarbeit zeichnen den Vorortklub aus.

Alleine sportlich aufzurüsten, wie Tabellenführer Germania Schnelsen, das am Freitag Altona mit 2:1 bezwang, reicht nicht. Koch insistiert: „Es muss ein ganzheitlicher Prozess sein.“

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.