Zurück zum sportlichen. Ähnlich wie im letzten Jahr erwischte der Winter Hamburg relativ spät. Die Forderungen nach einer Neuregelung für die Winterpause sind auch in diesem Jahr wieder aufgekommen. Wäre eine Verlängerung des Spielbetriebs bis in den Januar hinein nicht eine Überlegung wert? Victoria-Trainer Lutz Göttling schlug hingegen vor, die spielbaren Monate mit Hilfe von englischen Wochen noch besser zu nutzen. Wie stehen Sie zu den Forderungen?
Natürlich ein interessantes Thema. Durch die Veränderung im Bundesliga-Betrieb, also das Vorrücken bis auf Mitte Januar, ergeben sich natürlich Konsequenzen. Es ist zum Beispiel wesentlich schwerer Hallenturniere in der Vorbereitung unterzubringen, da diese viel früher beginnt und somit ist es ebenfalls schwieriger geeignete Spielpartner zu bekommen. Aber das ist eine Sache des Spielausschusses und dieser wünscht nicht, dass der Präsident ihm über die Zeitung Ratschläge erteilt.

Und wie sieht es aus mit dem Thema Aufstieg? Jahrelang war die Oberliga eine Liga ohne realisierende Aufstiegsambitionen. Mit der Umstrukturierung sollten die finanziellen Anstrengungen für einige Vereine zu bewältigen sein. Kommt der Schritt für den Hamburger Fußball zu spät? Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen wird der wesentlich stärkere Fußball nachgesagt.
Also gehen wir mal davon aus, dass wir HSV II und St. Pauli II oben haben und dass dann einer aus der Oberliga direkt aufsteigt. Ich gebe auch dem vierten Verein in der Relegation rein sportlich gesehen durchaus gute Chancen. Ich kann nicht erkennen, dass andere Verbände, also Niedersachsen, Bremen oder Schleswig-Holstein mit ihren Vereinen den wesentlich stärkeren Fußball spielen. Bei welchem Verein soll das denn gegeben sein?

Naja, wenn sich in den letzten Jahren eine Hamburger Mannschaft in die Relegation getraut hat, zog sie meist den Kürzeren.
Natürlich kann es sein, dass wenn Niedersachen dort beteiligt ist, es nicht so ganz leicht ist. Aber wenn ich mir die Schleswig-Holstein-Liga angucke und dann noch davon ausgehe, dass VfR Neumünster direkt hochgeht, dann kann man mit den anderen Vereinen doch durchaus Schritt halten. Im Wettbewerb mit Weiche Flensburg oder SV Eichede, sehe ich nicht, dass unsere Vereine im Wettbewerb schlechter sind. Im Übrigen finde ich das auch einen interessanten Wettbewerb, der sich dort ergibt, deswegen freue ich mich auf die Regionalliga.

Was muss ein Verein denn mitbringen, damit er den Weg in diese neue spannende Regionalliga gehen kann?
Eine Aufstiegsvoraussetzung ist der Bereich Sicherheit. Wo kann man Fanbereiche trennen? Was sind Ausweichstadien, gerade für Sicherheitsspiele? Wie sind dort die Umstände? Zum Beispiel darf dort kein Einzelpflaster sein, das als Wurfgeschoss benutzt werden kann. Es sind Sicherheitsrichtlinien aufgestellt worden und den Vereinen gegeben worden, die sich bewerben wollen, die erfüllt werden müssen. Das zweite ist die wirtschaftliche Lizensierung. Ist ein Verein in der Lage, aufgrund seiner wirtschaftlichen Grundlagen, seriös eine Saison durchzustehen? Damit wir nicht plötzlich in der Saison Insolvenzen haben, die unseren Spielbetrieb belasten. Wir haben wir aus Persönlichkeiten eine Lizensierungskommission gebildet, die weder im Verband, noch in  irgendeinem Verein eine Funktion haben dürfen. Damit ist gewährleistet, dass hinterher nicht gesagt werden kann, das ist so entschieden worden, weil die Vereine „XYZ“ ihren Deal gemacht haben. Wir haben den Regionaldirektor der Sparda-Bank, Herrn Diebold für den Hamburger  Fußball-Verband entsandt.

Und was ist wenn eine sportlich ambitionierte Mannschaft den finanziellen Aufwand nicht betreiben kann?
Dann sind sie nicht dabei. Dann werden sie nicht lizensiert. Und es gibt einige Mannschaften bei uns, die sagen, bei unserer Platzsituation und den Finanzen würden sie sich nicht bewerben, auch wenn sie es sportlich schaffen würden. Dann ist halt der nächste dran. Man muss drei Dinge schaffen: Sportliche Qualifikation, wirtschaftliche Qualifikation und Erfüllung der Sicherheitsauflagen.

Wer kommt momentan denn überhaupt in Frage?
Bergedorf, Norderstedt und Victoria kommen sicherlich in Frage.

Wenn es um die Sicherheit bei Sportereignissen geht, wurde in den letzten Monaten in Hamburg viel und heiß diskutiert. Beispiel Pyrotechnik. Die Anhänger von Altona 93 oder Hamm United sind für ihre Lichtshows nach Toren ihrer Mannschaft bekannt. Wie soll ihrer Meinung nach in Zukunft mit dieser Freudensbekundung umgegangen werden? Ist Pyrotechnik überhaupt ein Zeichen der Freude oder der pure Wunsch nach Vandalismus?
Mittlerweile kein heiß diskutiertes Thema mehr, sondern klare DFB Haltung: Unter keinen Umständen. Also ein klares Nein, sodass schon bei der Eingangskontrolle solche Sachen möglichst konfisziert werden müssen. Ich meine, sie kennen den Wurf bei Pauli-Rostock in Rostock. Wenn sie da gerade sind und dieses Ding fliegt ihnen ins Auge, hat das erhebliche gesundheitliche Konsequenzen. Ich muss sagen, ich möchte auch nicht im Block stehen, wo solche Dinger hin- und herfliegen. Sie werden damit sicher nicht das Stadion anzünden, aber sie können Menschen damit erheblich verletzen. Und wenn Pyrotechnik nicht erlaubt ist, dann ist sie auch als Lichtshow zur Freudensbekundung nicht erlaubt. Punkt. Und da muss der Schiedsrichter  unterbrechen und den verantwortlichen Platzverein bitten, das abzustellen. Dafür hat er einen Sicherheitsbeauftragten und Ordner zu stellen, das ist alles geregelt. Aber ich weiß gar nicht, ob man sagen muss, Pyrotechnik ist ein Wunsch nach Vandalismus. Ich gehe persönlich bei den Leuten davon aus, dass die etwas dokumentieren wollen, was eher dem Konto überschwappende Lebensfreude zuzuordnen ist. Aber es ist halt gefährlich. Wenn sie in Südamerika sind, dann nehmen die einen Colt und schießen aus Freude in die Luft. Das dürfen sie in unseren Stadien auch nicht machen. Es gibt da einfach Grenzen, weil die Risiken zu groß sind.

Teil 3: Dirk Fischer über Gewalt und Rassismus im Fußball