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SC Goslar 08: „Trainieren sieben mal in der Woche“

Interview // Der niedersächsische Oberligist SC Goslar 08 blickt mindestens euphorisch der neuen Regionalliga Nord entgegen. Finanzielle Bedenken – kein Stück. Hanno Schlüter (li.) als Sponsoring- und Marketingbeauftragter und Steve Ridder, zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit, erklären uns Ihren Verein.

Herr Ridder, Herr Schlüter, mit welchen Gefühlen blickt der SC Goslar 08 auf die neue Regionalliga Nord?
Das absolut überwiegende Gefühl ist eine große Vorfreude auf die vor uns liegende sportliche Herausforderung. Wir gehen mit Respekt aber ohne Furcht in die neue Saison, weil wir in den vergangenen Spielen in der Liga, sowie gegen aktuelle Regionalligisten bewiesen haben, dass wir in der neuen Regionalliga Nord konkurrenzfähig sein werden.
Außerdem sind wir natürlich stolz, unsere Kaiserstadt Goslar als südlichster Verein der Liga in ganz Norddeutschland vertreten zu dürfen.

In Hamburg galten lange drei bis vier Vereine für regionalligafähig. Am Ende entschloss sich lediglich der SC Victoria für eine Anmeldung. Wie lange mussten Sie Ihre Finanzen prüfen?
Da wir einen nur für den Goslarer Sportclub in Vollzeit tätigen und sehr erfahrenen Schatzmeister haben und zusätzlich der Verein wirtschaftlich solide aufgestellt ist, traten in diesem Bereich keine Probleme auf.

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Was denken Sie, was unterscheidet Ihren Verein zum Gros der Hamburger Oberligisten?
Uns unterscheidet sicherlich die Tatsache, dass wir nicht die Dichte an Spielern und Vereinen im Harz haben, wie es in Hamburg der Fall ist. Und auch wirtschaftlich gesehen, ist das für uns sicherlich ein Vorteil, da sich das Augenmerk der umliegenden Sponsoren  auf uns konzentriert. Aber wie genau das in Hamburg ist und warum da so viele Vereine wirtschaftliche Problem haben, können und wollen wir auch gar nicht beurteilen.

Wir wollen nicht zu viel in die Beobachtung interpretieren – aber: Die Vereinsseite www.gsc08.de listet um etwa 50 Sponsoren mehr als der SC Victoria. Wie machen die das, werden nun viele Hamburger Vereine denken. Also: Wie machen Sie das?
Wir sind als zukünftiger Regionalligist der sportliche Leuchtturm der Nordharz-Region und müssen uns deshalb die Aufmerksamkeit der potenziellen Sponsoren mit deutlich weniger Mitbewerbern teilen als die Hamburger Vereine. Dafür sind die einzelnen Beiträge, die der Großteil unserer Sponsoren einbringen kann, durch die geringere Wirtschaftskraft sicherlich kleiner als in Hamburg. Nichtsdestotrotz leistet unsere Sponsoring- und Marketingabteilung sehr gute Arbeit.

Woraus ziehen sie das Gros Ihrer Erlöse? 
Das Gros unserer Erlöse ziehen wir aus den Zuschauereinnahmen, Mitgliedsbeiträgen und Sponsorengeldern. Unser Hauptsponsor Folkert Bruns leistet da ein großen Beitrag. Außerdem nutzen wir in Zukunft die neuen Medien wie z.B. GSC-TV auf YouTube und bieten neuen Sponsoren somit eine moderne Möglichkeit der Vermarktung. Das Image eines Vereins ist unserer Meinung nach ein weiterer, wichtiger Punkt. Vor zwei Jahren war es noch arg ramponiert, inzwischen sind wir da aber auf einem guten Weg. Durch die Ausnahmeleistungen unserer Spieler und die gute Arbeit im Vorstand haben wir bewiesen, dass wir in die Regionalliga gehören. Gleichzeitig steigt das Ansehen des Vereins durch den Erfolg und vereinfacht das wirtschaftliche Arbeiten. Wir erleben hier gerade eine Win-Win Situation für die Region und den Verein und unter dem Strich steht: Der Verein ist finanziell gut aufgestellt.

Wie sehen die infrastrukturellen Bedingungen in Goslar aus?
Wir trainieren und spielen auf einer städtischen Anlage und sind somit von der Mitwirkung der Stadt Goslar stark abhängig. Aufgrund der prekären Haushaltslage der Stadt, die in Norddeutschland ihresgleichen sucht, gibt es im Bereich der Trainingsmöglichkeiten gewaltigen Nachholbedarf. Für 17 Mannschaften der Fußballabteilung, stehen uns aktuell zwei Naturrasenplätze und ein Ascheplatz zur Verfügung,. Darüber hinaus können nur drei Kabinen gleichzeitig zum Trainings- oder Spielbetrieb genutzt werden, die dringender Renovierung benötigen. Was die Ausstattung angeht, arbeiten wir im Moment mit einem etwas kleineren, holländischen Unternehmen zusammen, was uns ermöglicht, unsere Mannschaften zu recht günstigen Konditionen auszustatten. Dies ist auch notwendig, weil die Ausstattung von 17 Mannschaften einen nicht unerheblichen Teil des Vereinsetats ausmacht.

Ein Hamburger Oberligist schafft es auf drei, maximal vier Einheiten in der Woche. Ihr Pensum gestaltet sich anders, oder?
In der Tat arbeiten wir im Bereich der 1. Herren sehr professionell. Wir trainieren sieben mal in der Woche, davon zwei mal am Vormittag. Wir führen regelmäßig, sprich alle sechs Monate, ein Trainingslager durch. Und mit unserem Trainer Manni Wölpper haben wir einen Fußballlehrer im Team, der es gewohnt ist, auf hohem Niveau zu planen und zu arbeiten.

Welchen Stellenwert hat die Nachwuchsarbeit in Goslar?
Im Nachwuchsbereich sind wir im Moment dabei ein Konzept zu entwickeln, welches langfristig angelegt ist und in Zukunft die Spieler aus der Jugend näher an die Anforderungen unserer Herrenmannschaften heranführen soll. Zum Beispiel möchten wir gewährleisten, dass zukünftig in allen Altersstufen ab der D-Jugend Landesliga gespielt werden kann, was wir im Moment mit unseren A- und B-Jugend Kreisligisten nicht halten können.

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In welchem Umkreis sichten Sie neue Spieler? 
Unsere erste Neuverpflichtung ist Garrit Golombek, ein Spieler aus der U23 des VfL Wolfsburg. Er ist hier in der Nähe in Wolfenbüttel geboren und somit ein Kind der Region. In der Regel suchen wir, gerade im Bezug auf die neue Saison, junge, hungrige Talente aus dem Harzer Umland. Es sollten Spieler sein, die sich weiterentwickeln möchten und Goslar und das Umfeld zu schätzen wissen. Kurzum: Der gesamte Harz und die umliegenden Städte wie Braunschweig, Wolfsburg oder Hannover zählen zu unserem Kerngebiet.

Zum Schluss: Was werden Sie noch anstoßen, damit der Verein weiter konkurrenzfähig bleibt. Finanziell und sportlich.
Die Mannschaft bleibt zum Großteil zusammen und ist in der Entwicklung noch lange nicht am Ende. Man darf gespannt sein, wie wir uns im nächsten Jahr verkaufen. Es werden zwei, drei gezielte Neuverpflichtungen getätigt, Spieler die ins System und ins Umfeld passen. Ansonsten gibt es wenig Gründe innerhalb der Mannschaft etwas zu verändern. Viele unserer Spieler haben schon Zweit- und Drittligaerfahrung, sowie etliche Spiele in der Regionalliga absolviert. Wir werden also konkurrenzfähig sein und müssen uns nicht verstecken.

Herr Ridder, Herr Schlüter, vielen Dank für den Einblick.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.