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Benny Hoose: Victoria ist der perfekte Klub

Interview // Über Jahre prägte ein gewisser Stephan Rahn das Angriffsspiel des SC Victoria. Als es diesen dann im vergangenen Jahr zu Germania Schnelsen zog, zog es  Benny Hoose an die Hoheluft. Nun gehört der Bald-Wissenschaftler und 22-Jährige zur ersten Wahl in puncto Torabschluss. Schon elf Mal war Hoose erfolgreich. Auch darüber sprachen wir. Das Interview. 

Benny Hoose, Ihnen sind bislang elf Tore und acht Vorlagen gelungen. Welche Kategorie bedeutet Ihnen mehr?
Ein toller Pass zum Tor ist super. Aber selber zu treffen ist immer noch eine Nummer besser. Zumal ich in den vergangenen Jahren nie viele Tore geschossen habe, sei es bei Altona 93 oder Hannover 96. Insofern kann man sagen, habe ich mir das Toreschießen erst in dieser Saison angeeignet.

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Tatsächlich?
Ja, ich erinnere mich an mein Spiel in Buchholz. Wir haben 1:1 gespielt und ich stand vier Mal alleine vor dem Tor, war ja das erste Mal weiter vorne in der Aufstellung und nicht mehr auf der Sechs. Und mir war die Situation fremd, alleine auf den Keeper zu zu gehen. Inzwischen habe ich das Selbstverständnis und finde zunehmend Spaß am Tore schießen.

Haben Sie mit so einer Saison gerechnet?
Ich habe gewusst, dass wenn ich zu Victoria gehe, ich bei einem Verein bin, der oben in der Oberliga mitspielen wird. Mir war ja klar …

… dass Sie 40 Punkte holen und nicht absteigen?
Ja klar, das auch. Aber auch, dass die Mannschaft super funktioniert. Die Zusammenstellung des Kaders garantiert ja nun einmal eine gewisse Punktzahl.

Wie verlockend wäre zum jetzigen Zeitpunkt ein Angebot aus Kiel oder Lübeck?
Keine Ahnung. Aber wenn ich es realistisch betrachte, besagt meine Vita, dass ich es in zwei Jahren bei Hannover 96 nicht geschafft habe. Natürlich läuft es in diesem Jahr gut für mich. Aber Vereine wie, nehmen wir dann Kiel, würden sich auch ihre Gedanken machen, warum es damals nicht geklappt hat. Zudem habe ich meinen Vertrag erst verlängert und Ronald würde auch kein leichter Verhandlungspartner sein.

Laut Transfermarkt.de beschäftigen Sie noch einen Berater. Daraus schließe ich, dass Sie mit Fußball Geld verdienen wollen.
Nein, der Berater ist nicht mehr aktuell. Der hat nur damals den Kontakt zu Hannover 96 hergestellt. Inzwischen schaffe ich meine Angelegenheiten alleine zu klären. Außerdem ist der Traum, mit Fußball mein Geld zu verdienen, nicht mehr da. Ich habe mir in Hannover den Zeitraum gesetzt, dass ich es entweder in den zwei Jahren in den Profikader schaffe, oder nicht. Für mich ist Kiel und Lübeck nicht Fisch nicht Fleisch. Da ist eher viel Träumerei im Spiel, dann ist man 25, 26 und kann vielleicht noch in die Dritte Liga schielen. Und dann reicht es trotzdem nicht.

Sie wirken erfüllt um nicht zu sagen glücklich. Auch weil Victoria der perfekte Verein für ihre jetzige Lebensphase ist?
Auf jeden Fall.

Aber lassen Sie uns doch noch kurz bei Hannover 96 bleiben. Was waren Ihre Lehren?
Dass mich dieses Profi-, Halbprofitum und Mannschaften wie Kiel und Lübeck nicht mehr reizen. Ich habe vieles als brutal und unmenschlich empfunden.

Unmenschlich? Was meinen Sie damit?
Es wird nicht viel geredet. Das fand‘ ich erstaunlich und enttäuschend. Ich habe immer Erklärungen erwartet, warum ich nicht spiele, woran es hapert, wie ich mein Spiel optimiere. Aber Gespräche dieser Art fanden nie statt. Ich denke, als U-23-Trainer ist man in der Verantwortung, Spieler weiterzuentwickeln. Sportlich wie menschlich. Dieser Verantwortung ist Andreas Bergmann meiner Meinung nach nicht gerecht geworden. Es kamen ja Spieler aus München, von Schalke, aus dem Osten, von überall her, die sind gerade 18 und träumen davon, irgendwann mal Bundesligaspieler zu werden. Und dann sind sie in einer fremden Stadt und spielen über mehrere Wochen keine Rolle in der Reservemannschaft. Der Aufprall ist oft extrem hart und man wünscht sich in solchen Phasen einen Trainer, der begleitend zur Seite steht und Rücksprachen führt. Aber in Hannover war das nicht vorhanden. Auf solche Umfelder habe ich keine Lust. Dafür ist mir meine investierte Zeit auch zu schade. Ich habe in Hannover zwei Jahre nur Fußball gespielt, alles gegeben und an meinen fußballerischen Fähigkeiten wirklich hart gefeilt. Und dennoch gab es keinen fairen Umgang.

Und wie ist es jetzt?
Jetzt habe ich Zeit für ein großartiges Studium und kann viel über andere Dinge des Lebens nachdenken. Das erfüllt mich.

Sie wirken sehr warmherzig. Ihrem Verein wird ein unterkühltes Image nachgesagt. Wie passt das?
Die Frage überrascht mich. Natürlich erwarten die Verantwortlichen Leistung. Und natürlich hat der Verein nach vier Meisterschaften andere Ziele im Auge, als sich von Platz 11 auf Platz 6 zu verbessern. Das finde ich aber auch gut.

Wer ist aus Ihrer Sicht der zweitwichtigste Victoria-Spieler?
Nein, so etwas beantworte ich nicht. Denn sicherlich spielen Sie darauf an, dass ich der wichtigste bin.

Nein, ich doch nicht.
Das wäre ja auch Quatsch. Hätte mir zum Beispiel „Rabe“ in Rugenbergen nicht den Ball zugespielt, würde ich dieses Tor nicht schießen. Natürlich stehen Tore und Vorlagen auf meinem Konto und die Medien machen Erfolge und Misserfolge zu gerne an Einzelpersonen fest. Dabei ist das Unfug. Wir haben die wenigsten Gegentore der Liga erzielt. Da müssen wir von Rabenhorst, Asante, Helmer, Bajramovic und Christian Schau sprechen. Egal wer bei uns ausfällt, da kommt ein anderer und hält den Laden sauber. Das ist wichtig.

Im Falle des Aufstiegs. Haben Sie schon ein Gefühl für die neue Regionalliga Nord?
Na ja, sollte es der Fall sein, dass wir aufsteigen, wird Vicky sicherlich noch den ein oder anderen Spieler verpflichten. Es wird sich ja keiner nach einem möglichen Aufstieg zurücklehnen und sagen, damit hat es sich nun getan. Nein, wir wollen ja dann den nächsten Schritt machen und uns in dieser Liga etablieren.

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Benny, zum Schluss kommen wir zu Ihrer große Liebe. Die Standards.
Ja, das ist so ähnlich wie mit dem Toreschießen. Ich war immer nah dran, aber es fehlten die entscheidenden Zentimeter. In dieser Saison ist der Knoten geplatzt.

Vielen Dank und Tschüss.

Osterfrage dazu: Ist Benny Hoose der wichtigste Spieler für den SC Victoria?

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.