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Oldenburgs Melzer: Der Kotzer bei Quälix

BTB sprach mit Oldenburgs Keeper Renè Melzer, der (noch)-Nummer Zwei des Aufsteigers aus Niedersachsen. Die Themen: das Leiden unter Felix Magath, die entspannte Rolle hinter Publikumslieblingen und das Leben in Oldenburg.

Herr Melzer, wie lebt es sich als Fussballprofi in Oldenburg?
Es ist noch alles ziemlich ungewohnt, da ich alleine hier bin. Aber das Umfeld und die Mannschaft sind gut und Oldenburg ist eine schöne Stadt. Allerdings fehlt mir noch eine Wohnung.

Wo leben Sie denn aktuell?
Ich wohne in einer Art Jugendherberge.

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Sie sprachen gerade von einem guten Umfeld und wohnen in einer Jugendherberge? 
Na ja, ich suche gerade eine Wohnung. Aber momentan bewohne ich tatsächlich ein Einzelzimmer mit Hochbett und ohne Fernseher. Wie früher auf Klassenreise.

Sie klingen, als fühlen Sie sich trotzdessen wohl.
Ich bin ja nur zum schlafen dort. Ansonsten bin ich in der Stadt oder beim Training. Diese Umstände haben also auch Gutes. Ich kann die neue Stadt schon einmal kennenlernen.

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Zum Sportlichen: Im ersten BTB-Gespräch haben Sie Ihre Rolle klar definiert: Sie wollen spielen.
Bei der Aussage bleibe ich auch. Auf lange Sicht will ich natürlich spielen und davon gehe ich auch aus.

Ihr Konkurrent ist Publikumsliebling Mansur Faqiryar. Es gibt bessere Voraussetzungen.
Das Gefühl kenne ich ja schon aus Lübeck. Ich gehe mit der Situation ganz locker um. Ich gebe mein Bestes. Wenn er patzen sollte, bin ich da.

Im ersten Spiel beim 1:1 in Rheden saßen Sie auf der Bank.
Das ist richtig. Aber da bin ich auch nicht nervös. Ich hatte eine sehr kurze Vorbereitung, war nur eine Woche im Training und dann ging es schon los. Das war zu kurzfristig.

Wie haben Sie die Fans eigentlich aufgenommen? Wie Manuel Neuer einst bei Bayern München oder besser?
Nein, gar nicht. Es war ganz liebevoll. Sie haben mir viel Glück gewünscht und viel Erfolg. Eigentlich das Übliche, aber sehr herzlich.

Apropos Bayern: Sie haben viel Trainingszeit bei Felix Magath verbracht: Ihre Eindrücke?
Stimmt, ich hatte in Wolfsburg das Vergnügen mit ihm und muss sagen: Das war hervorragend. Magath holt das Maximum aus jedem Spieler raus, das ist wirklich so. Das Training ist zwar unglaublich hart, aber nur, weil du permanent über deinen Zenit gehen musst. Ich war echt am kotzen, also wirklich am kotzen. Aber die Magath-Schule hat mich wirklich weiter gebracht. Kraftzirkel über zwei Stunden, mit Menschen auf dem Buckel den Berg hoch und höher, das war hammer.

Renè Melzer , VfB Oldenburg
23 Jahre, 1,87m
MW: 75.000 Euro
25 Regionalliga-Nord-Spiele
HSV U19, Wolfsburg U23, VfB Lübeck, VfB Oldenburg

Also eher Dankbarkeit als Wut gegenüber Felix Magath?
Beides. Manchmal hat man schon das Gefühl. dass die Quälerei zu weit geht. Aber er lässt dich auch wissen, dass dich das harte Training weiterbringt. Und er hat recht.

Worin bestehen die Unterschiede zwischen einem erstligatauglichen Diego Benaglio und Rene Melzer?
Oh. Da muss ich nachdenken.

Es gibt keine Unterschiede?
Doch klar. Ich denke in erster Linie in der Ruhe, dem Spielverständnis und der Strafraumbeherrschung. Von allem etwas. Wenn ich damals weiter auf dem Level geblieben wäre, dann wären die Unterschiede heute sicherlich nicht so krass. Aber wenn du nicht jeden Tag Torwart-Training hast, dann macht sich das am eigenen Level auch bemerkbar.

Kommen wir zurück nach Oldenburg. Wenn über den VfB gesprochen wird, heißt es oft, Umfeld und Strukturen gehören mindestens in Liga 3. Ihre Meinung?
Defintiv, das unterstreiche ich. Alleine aufgrund der Fans und wie hier gearbeitet wird. Jeden Tag ist ein Athletiktrainer da, ein Physiotherapeut. Die Plätze sind top, das Nachwuchszentrum ist toll, alles passt.

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Die Dritte Liga ist also ganz nah.
Diese Saison auf keinen Fall. Aus meiner Sicht wird Kiel die Liga dominieren. Daher ist alles andere gar kein Thema. Ich habe einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel.

Am Wochenende kommt Tabellenführer St. Pauli? Sehen die Fans Sie dann erstmal in der Startelf?
Ich muss in Warteposiiton bleiben. Mansur hat ein tolles Standing in der Mannschaft. Ich muss auf meine Chance warten und werde sie dann nutzen. Das habe ich in Lübeck auch gemacht.

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.