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Finn Thomas: „Die Schienbeine werden brennen“

Neumünsters Verteidiger Finn-Lasse Thomas spielte achte Jahre für den VfB Lübeck. Vor dem Pokalhalbfinale am Donnerstag (19 Uhr) zwischen beiden Klubs schaut der 25-Jährige emotional zurück und energielgeladen nach vorne.

 

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Finn Thomas, morgen geht es im Pokal-Halbfinale gegen die alte Liebe Lübeck.
So ist es. Und ich hatte dort eine geile Zeit, keine Frage. Für mich bleibt der VfB Lübeck ein besonderer Verein. Acht Jahre ist nicht jeder bei einem Verein. Ich war einer der wenigen, die es geschafft haben von der Jugend den Sprung in den Herrenbereich zu schaffen. Es ging hoch bis zur dritten Liga, dann habe ich mich verletzt.

Seitdem hat sich Ihre Beziehung verändert?
Ich habe wochenlang mit einem Bänderriss gespielt. Erst nach sieben Wochen war klar, dass es ein Syndesmosebandriss war. Dann wurde ich operiert und anschließend eiskalt abserviert. Nach acht Jahren in Lübeck sagte man mir während der Reha, dass ich mir einen neuen Verein suchen kann. Das tat richtig weh.

Sie können sentimental? Dabei wirken Sie wie die Thorsten-Legat-Light-Version.
Wenn Du nach so langer Zeit so abgestellt wirst, kotzt dich das an. Echt, mich kotzt das Verhalten immer noch an. Wenn ich etwas hasse, dann Ungerechtigkeit.

Kollege, unglückliche Abgänge sind im Leistungsfußball üblich.
Naja, ich weiß nicht, ob das so üblich ist. Jetzt bemängelt man in Lübeck, dass sie keine Fussballer aus dem Umland haben, die mit dem Herz für den VfB spielen. Ich habe mehr als nur mein Herz für den Verein geopfert. Ich bin zwischen Ausbildung und den Trainingseinheiten gependelt, bin als junger Spieler morgens acht Uhr aus dem Haus und war 23 Uhr zurück. Drei Jahre lang – in der Hoffnung da mal professionell Fussballspielen zu können.

VfB-Manager Ingo Popp wurde in  der „Nord Sport“ kürzlich sehr laut als Komplett-Fehlbesetzung abgesgtempelt. Haben Sie eine Meinung dazu?
Mit Popp ging das ganze Übel los. Ich habe ihn als Physio anfangs sehr geschätzt. Aber alles, was wir heute über ihn lesen, stimmt zu einhundert Prozent. Wie sich ein Mensch so schnell ändern kann, dass war nicht normal. Mit seinem Posten als Manager wurde er so arrogant, und von oben herab, ohne einem den Rücken zu stärken. Das war schon hart.

Heißt, Donnerstag gibt’s nun die langen Stollen?
Am liebsten ja. Ich werd die längsten Dinger rausholen, vielleicht auch noch längere mit Unterbau. Allerdings muss ich aufpassen, weil ich am vergangenen Wochenende Gelb-Rot bekommen habe. Aber Spaß beiseite: Wir wollen ins Finale und werden uns dafür zerreißen.

Welchen Stellenwert hat das Spiel für den VfR Neumünster?
Nicht nur für mich, sondern für alle vom VfR, Fans, Spieler, Stab, für alle hat die Partie einen riesigen Stellenwert.

Das wichtigste Saisonspiel?
Ach, das sind immer solche Sätze mit dem wichtigsten Saisonspiel. Aber für mich persönlich ist es schon eines der wichtigsten, weil ich eben auch eine Vorgeschichte habe. Aber letztlich ist die Liga das tägliche Brot, wo wir unsere Punkte holen müssen.

Was unterscheidet Lübeck und Neumünster aktuell?
Wir hatten einen guten Start. Der VfB nicht. Ich denke, Lübeck hat, was die Liga angeht, viel mehr Erfahrung. Sie kennen diesen Aufwand, haben DFB-Pokal gespielt. Sie haben sicher mehr Profitum als wir.

Und warum stehen Sie dann weit vor dem VfB?
Sie holen aus ihren Mitteln zu wenig raus. Wir arbeiten am Maximum. Denn ich glaube nicht, dass es noch einen Verein gibt, außer Victoria Hamburg vielleicht, wo die Vereine nebenher soviel arbeiten wie wir.

Beim VfR Neumünster gehören Sie zu den Leistungsträgern. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Priorität hat, nachdem es lang genug mit dem Aufstieg gedauert hat, die Liga zu halten. Ansonsten möchte ich so hoch wie möglich und muss nun den nächsten Schritt machen. Am liebsten mit dem VfR. Es wäre doch geil, wenn wir nicht mehr nebenbei arbeiten müssten und uns voll auf den Sport konzentrieren könnten. Ich möchte gerne vom Fussball leben. Dafür müsste ich aber in die Dritte Liga. Und ich glaube jeder, der in der Regionalliga Stammspieler ist, hat das Zeug eine Liga höher zu spielen. Die Dritte Liga muss das Ziel sein.

Ihr Spitzname soll „King Finn“ sein.
Ach, ich habe viele Namen. Und ich bin ehrgeizig, gebe immer volle Pulle. Vor ein paar Jahren wollte ich ruhiger werden. Das habe ich, die Gelb-Rote vom Wochenende mal ausgenommen, auch geschafft. Nun heißt es Konstanz reinzubekommen. Ich habe 72 Spiele in Serie von Anfang an gemacht. Das sind fast 2.5 Jahre ohne Verletzung. Leute, ich bin auf dem richtigen Weg.

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Das Ligaspiel gewann Neumünster in Lübeck. Wie geht’s Donnerstag aus?
Ergebnis?

Uns egal. Was erwarten Sie?
Kampf bis zum Umfallen. Es wird ordentlich zur Sache gehen, die Schienbeine werden brennen. Und am Ende wird der größere Siegeswille entscheiden.

BLOG-TRIFFT-BALL tickert live. Auf was sollten wir achten?
Auf die Nummer 7 vom VFR. In der Halbzeit wird der Platzwart kommen müssen und die Außenlinie neu kreiden, weil sie weggebrannt ist. Ich hoffe, dass wir es besser machen als im ersten Spiel. Da haben wir uns einschläfern lassen und den Start verpennt. Donnerstag sind wir von Anfang an wach und wollen gewinnen.

Eure Meinung: Wie geht’s in Lübeck aus?

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.