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„Wie besoffen den Kilimandscharo hoch“

Sechs Tage bergauf. 6000 Meter Höhenunterschied. Im Gepäck: Zwei Vereinsfahnen, ein paar Kekse und viel zu wenig Klopapier. Die Oberliga-Kicker Sebastian Benson und Julian Sander erklommen Anfang September den Kilimandscharo in Tansania. BLOG-TRIFFT-BALL lud die beiden Wandervögel zum Interview ein. 

Die meisten urlauben unter Palmen oder am Ballermann. Ihr steigt 6000 Meter einen Berg hoch. Wie kommt man auf diese Idee?
Sander:
Das kam vor fünf Jahren. Da dachte ich mir mit einem Kumpel in Feierlaune: Lass doch mal auf den Kilimandscharo klettern.

Haben wir auch ständig, dass wir Samstags auf dem Kiez plötzlich an den Mount Everest denken.
Sander:
Na ja, für den Mount Everest hätten wir Bergsteigererfahrung gebraucht. Da wir die nicht hatten, musste eine Alternative her.
Benson: Der Kilimandscharo passte, weil es ein Wanderberg ist mit ein paar Kletterpassagen. Da reichte es aus, dass man den Brocken kennt.

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Sechs Tage Kilimandscharo. Was hat der Spaß gekostet?
Sander:
1300 Euro.

Klingt wie ein normaler BTB-Samstag.
Sander:
Nur, dass ihr nicht zuvor schon fünf Tage am Stück zehn Kilometer gewandert seid und auf dem Berg zelten musstet. Echt, das war nicht so komfortabel. Vor allem das Thema Körperpflege wurde nach zwei, drei Tagen zur Qual. Genaue Details ersparen wir Euch.

Kommen wir zum finalen Aufstieg. Erzählt, wie war’s?
Benson:
Anstrengend! Vor allem der letzte Tag. Da sind wir um Mitternacht los vom Basiscamp, so bei 4600 Metern. Dann in sechs Stunden hoch auf 5895 Meter getobt. Und gerade die letzten beiden Stunden war man wie besoffen, wie in Trance.
Sander: Das Problem war, dass wir vorher so gut wie nichts gegessen haben. Wir sind abends elf Uhr aufgestanden, dann hat jeder fünf Kekse gegessen, einen Tee getrunken und dann ging’s los. Mehr soll man nicht zu sich nehmen, weil sonst der Körper zu viel Sauerstoff für die Verdauung benötigt. Die letzten beiden Stunden ist Basti vorgegangen und man war so unkonzentriert, weil man Hunger hatte und müde war, dann die dünne Luft dazu, die Dunkelheit. Es gab Phasen, wo wir am Ende wirklich sehr wackelig unterwegs waren. Basti ist zurück gefallen, ich bin nach vorne gefallen, wir mussten echt fiese Momente überstehen.

Ankunft Gipfel. Eure Gedanken?
Sander:
Erstmal waren es minus 10 Grad und ein gefühlter Sturm von 150 km/h tat sein übriges.

Habt ihr nicht gejubelt oder Euer Glück rausgeschrien?
Benson:
Nein, wir haben uns im Grunde nur auf das Atmen konzentriert.
Sander: Ich war wie weg und wirklich wie in Trance. Ich kann mich auch ehrlich gesagt kaum mehr an so viel erinnern.

Hat niemand geweint von Euch?
Sander:
Doch. Die Mädchen, die uns in den Tagen begleitet haben, mussten weinen. Warum das plötzlich passierte, konnten sie uns aber auch nicht erklären.

Wie sind die nächsten Pläne? Geht’s mit dem Bergerklimmen weiter?
Sander:
Ich habe die Wanderschuhe noch in Tansania verschenkt. Der Schlepper hatte so schlechtes Material, da hab ich ihm meine Galoschen gegeben. Es war eine coole Erfahrung, aber ich muss das nun nicht jedes Jahr machen. Wir haben den höchsten Berg Afrikas erklommen, das langt. Ich kann es super empfehlen. Aber ein zweites Mal reizt es mich nicht.

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Alles klar. Dann gehen Benny und ich demnächst da auch hoch. Worauf müssen wir bei der Vorbereitung achten?
Benson:
Zwei Monate vorher wenig bis kein Alkohol. Und ihr solltet gesund antreten. Es steht extra ein Schild am Bergfuß, dass man angekränkelt nicht über 3000 Meter gehen darf.
Sander:
Und lauft eure Wanderstiefel richtig ein. Wir waren einmal zwei Stunden im Bergedorfer Gehölz wandern und das war’s. Und ganz ehrlich, das war zu wenig.

Abschließend: Was habt ihr in den Tagen am meisten vermisst?
Sander:
Wie zum Anfang gesagt: die tägliche Hygiene. Keine Duschen, Löcher im Boden zum du weißt schon und nicht rasieren – das haben wir vorher nicht trainiert. Insofern hat uns der Mangel am meisten überrascht und gefordert. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben, man gewöhnt sich an alles …

Kollegen, wir danken Euch für das interessante Gespräch.

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.