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George Kelbels zweiter Anlauf

Vier Tore gegen den » Berliner AK machten ihn zum Shootingstar beim HSV. Im März gelang ihm in einem Testspiel gegen die Profis sogar ein Tor. Doch dann wurde es sehr still um George Kelbel. Der Meniskus war schuld. Jetzt meldet er sich zurück. 

 

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Als wir dem 20-Jährigen im HSV-Restaurant „Die Raute“ gegenübersitzen, prangen im Hintergrund die Porträts der Profis. Dass er irgendwann neben Ivo Ilicevic oder Heung-Min Son zu sehen ist, das ist Kelbels größter Traum. „Ich will Profi werden“, sagt er fokussiert. Dass er die nötigen Fähigkeiten dazu hat, davon ist er überzeugt, doch darauf kommt es mittlerweile nicht mehr an, weiß auch er. „Auf diesem Niveau macht das Können nur noch 30 Prozent aus. Der Rest ist Einstellung.“

Neben Ilicevic grinst auch Zhi-Gin Lam von den Porträts. Der langjährige Mannschaftskollege von Kelbel ist das beste Beispiel für Kelbels These. Nur die wenigsten hatten Lam als potentiellen Bundesligaprofi auf der Rechnung. Doch er war vor allem eins: professionell. „Zhi-Gin war immer ruhig, immer pünktlich beim Training und hat immer sein Ding gemacht. Auch jetzt ist er nie protzig, nie arrogant“, hat Kelbel schnell die Adjektive parat, wenn es um Lam geht. Und es sind genau diese Attribute, die dem Sohn einer deutsch-ghanaischen Patchworkfamilie früher im Weg standen. „Wenn ich schon vorher wusste, dass ich nicht spiele, war ich sauer und wollte eigentlich nicht mehr zum Spiel gehen.“ Überlegungen, die für den Angreifer aus heutiger Sicht undenkbar erscheinen.

Dass sich Kelbel heute auf dem Weg zum professionellen Sportler sieht, hat er vor allem einem zu verdanken: seinem 12-Jahre älteren Bruder Andrews. „Er hat mir solche Gedanken ausgetrieben, hat mich früher zu jedem Training und Spiel gebracht. Er ist Bruder und persönlicher Berater in einem.“ Warum das Älteste von vier Kindern das macht? „Er hatte früher großes Talent und hat sich nicht auf das konzentriert, worauf es angekommen wäre. Er will nicht, dass ich dieselben Fehler mache.“ Der Klassiker. Denn Kelbel weiß auch: „Mein Bruder hat wesentlichen Anteil daran, dass ich nicht abgerutscht bin.“

Doch die größten Verlockungen warten noch auf den jungen Angreifer. Es winkt das große Bundesligageld. Am liebsten natürlich beim HSV. Seit der D-Jugend hat er die Raute mittlerweile vor Augen. Das prägt. „Ich liebe den HSV über alles und würde sofort einen 15-Jahres Vertrag unterschrieben und niemals wechseln.“ Die Aussage erinnert an Seelers Zeiten, die aber bekanntlich schon lange vorbei sind. Auch für Kelbel: „Wenn ich hier gut spiele und der HSV mir keine Perspektive bietet, dann muss ich mich nach etwas anderen umsehen. So hart es ist.“

Und das Kapitel Hamburger Sportverein hätte schon beendet sein können, bevor es so richtig begonnen hat. Der Lauf im März dieses Jahres brachte große Publicity und diese zahlte sich aus. Selbst zwei ernsthafte Angebote aus der Türkei trudelten bei Kelbel ein, doch er lehnte ab. Er hoffte auf eine Vertragsverlängerung beim HSV. Er bekam sie und kurz nach der Unterschrift ging die Verletzungsodyssee los.

Kelbels Leistungsdaten 2012/2013

Auf einen Kapselriss im Sprunggelenk folgte die Diagnose „Meniskuseinriss“. „Ich hatte schon länger Probleme mit dem Knie, aber ich dachte der Schmerz käme von der Belastung.“ Die Operation bei Deutschlands Kniespezialisten Dr. Ulrich Boenisch dauerte nur neun Minuten und nahm Kelbel schnell die Angst, nie wieder schmerzfrei spielen zu können.

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Dass die Operation von Dr. Boenisch durchgeführt wurde, war ein Verdienst seines ehemaligen Beraters Robert Schneider. Der als einer der zehn einflussreichsten Spielerberater geltende Schneider – zu seinen Spielern zählen Bastian Schweinsteiger und Holger Badstuber – hatte seinem Klienten den medizinischen Kontakt hergestellt, doch sportlich war die Zusammenarbeit weniger erfolgreich. Mittlerweile haben sich die Wege der beiden getrennt. „Ich bin sehr zufrieden mit seiner Arbeit, aber die Entfernung war einfach ein zu großes Problem, da er in München wohnt und ich hier in Hamburg“, erklärt Kelbel.

Einen neuen Berater sucht er momentan nicht. Und eigentlich glaubt er auch nicht daran, unbedingt einen zu brauchen: „Wenn du als Stürmer 30 Tore schießt, brauchst du keinen Berater.“ Von dieser Marke ist er in dieser Saison jedoch noch weit entfernt.

Ohne Saisontor steht der Zlatan Ibrahimovic-Fan da und trotzdem sieht er zuversichtlich in die Zukunft: „Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass ich nicht Profi werde. Dafür arbeite ich zu hart.“

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.