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Marc Fascher beim besten Trainer der Welt

Marc Fascher war lange der Trainer mit der eingebauten Erfolgsgarantie. Ein Aufstieg mit Concordia Hamburg, eine Meisterschaft mit Kickers Emden und 2007 der Fast-Aufstieg zur Zweiten Liga mit den Ostfriesen. Es folgten etwas magere Zeiten bei den Sportfreunden Siegen und Carl Zeiss Jena. 2o10 landete Marc Fascher als Praktikant beim FC St. Pauli. Seit einigen Wochen ist er Cheftrainer beim FC Hansa Rostock.

 

Das Gespräch wurde vor gut zweieinhalb Jahren geführt.

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Herr Fascher, Sie waren zehn Monaten ohne Aufgabe. Wovon haben Sie gelebt?
Vom Arbeitslosengeld. Das ist die negative Seite des Trainerlebens, die nicht schön ist.

Im Sommer 2009 hospitierten Sie beim FC Bayern München. Was ist von dieser Zeit hängengeblieben?
In München war ich das fünfte Rad am Wagen. Zu Louis van Gaal hatte ich gar keinen Kontakt. Meine Gespräche habe ich fast ausschließlich mit Herrman Gerland geführt. Er hat mich sogar zu sich nach Hause eingeladen. Und mit so einem Mann sitzt man dann keine halbe Stunde zusammen.

Sondern?
Manchmal saßen wir Stunden zusammen, haben uns bis in die Nacht über das System Bayern München und die Arbeit von van Gaal unterhalten. Faszinierend.

Ich stelle mir das dann so vor: Sie sitzen im Wohnzimmer von Herrman Gerland, es gibt bayrisches Bier und Sie notieren sich die Weisheiten des Bayern-Trainers.
So lief es ab. Wie analysiert Louis van Gaal die Spiele? Wie vermittelt er seine Philosophie? Das interessierte mich. Und da ging es dann tief ins Detail.

Also richtige Taktik-Orgien?
Ganz genau. Herrmann hatte immer seine Unterlagen dabei. Aufteilung bei Standards, Laufwege in der Defensive, die Rolle der Außenverteidiger – jeder Trainer hat ja seine eigenen Macken. Und dann hört man genau und fragt sich irgendwann: Kann ich davon mal was stiebitzen? Das ist ja das Schöne bei einer Hospitation. Positive Dinge nimmt man mit, andere Ideen lässt man dann besser in der Schublade.

Was haben Sie vom Louis van Gaal gelernt?
Im Grunde nicht viel. Über die Jahre habe ich mir ja auch ein großes Wissen erarbeitet, weiß wie Fußball unter Profibedingungen abläuft. Die Unterschiede liegen dann eher in der Größe der Vereine. Die Trainingsplätze in München sind unglaublich. Selbst die edelsten Golf-Anlagen sind nicht so gepflegt wie deren Rasenplätze. Das ist beeindruckend. Ein anderes Beispiel: In Emden hatten wir 3.500 Zuschauer im Schnitt. Das hat Bayern München im Trainingslager in Donaueschingen. Der ganze Organisationsstab, aus dem Privatflieger raus, rein in den Bus, ab ins Hotel, rauf auf den Platz. Da wird kein einziges Mal diskutiert. Jeder Schritt wird im Vorfeld auf die Minute geplant.

Herr Fascher, Sie haben nichts von Louis van Gaal gelernt?
Das stimmt so vielleicht auch nicht ganz. Ich korrigiere. Ich fand es zum Beispiel hochinteressant, wie er als holländischer Trainer arbeitet. Denn die Holländer lassen vor allem im konditionellen Bereich anders trainieren. Deutsche Trainer gehen eben noch gerne in den Wald, und machen Kilometer. Bei den Holländern fällt das komplett weg. Die arbeiten nur im Intervall.

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Das heißt genau?
Langsames Laufen, dann mit mehr Tempo, dann wieder langsam. Sie arbeiten mit Rhythmen. Wald gibt’s da nicht.

In Hoffenheim waren Sie ebenfalls. Sogar zwei Mal. Warum?
Da muss ich jetzt aufpassen, dass ich nicht zu sehr ins Schwärmen gerate. Diese zehn Wochen TSG Hoffenheim waren Weiterbildung vom Allerfeinsten. Die Hoffenheimer haben einfach einen Plan. Bei 50 Trainingseinheiten wiederholen sich zwei. Jede Einheit ist neuer Input – doch eins bleibt gleich: Das Ziel. Das ist sensationell.

Hat Sie Ralf Rangnick beeindruckt?
Absolut. Ralf Rangnick ist einfach ein Vollprofi in der Vermittlung von Fußballwissen. Ich war bei Videoanalysen und Vorbereitungen auf das Punktspiel dabei. Seine Vorstellungen waren immer auf den Punkt perfekt formuliert, die Spieler kleben an seinen Lippen. Das hat mir imponiert. Und er ist unheimlich offen mit mir umgegangen, hatte keine Probleme damit, mich nah ans Team zulassen, gab mir Trainings- und Ernährungspläne mit. Was daran lag, dass er auch mal Hospitant war und meine Situation kannte.

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Ohne Vitamin B im Profigeschäft?
Ganz genau. Er hat sich hocharbeiten müssen, war Hospitant bei Ajax Amsterdam und AC Mailand und stand zu Beginn seiner Trainerlaufbahn vor vielen verschlossenen Türen. Deswegen: Ich mag ihn.

Im Sommer des letzten Jahres haben Sie einen Englisch-Kurs absolviert.
Und es hat enorm viel Spaß gemacht. Der Kurs ging acht acht Wochen und ich konnte das Vokabular mal wieder ordentlich auffrischen. Englisch kann man doch irgendwie immer gebrauchen.

Trauen Sie sich die erste Bundesliga zu?
Ja. Ich bin Fußballlehrer und von meiner Arbeit überzeugt. Warum sollte ich mir das nicht zutrauen? Fußball ist überall gleich. Ob in München oder Münster. Nur die Dimensionen sind unterschiedlich. Aber das hatten wir schon.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.