BTB_Benny trifft FCSP_Bene
Lüttich statt St. Pauli. Gartenarbeit statt VIP-Bändchen. Und Jogginghose statt Fußballschick. Benedikt Pliquett
mag’s ungeschminkt und spricht im Interview offen über das Leben mit Bart und einen möglichen Vereinswechsel.
» Fascher, Krohne, Füllkrug
Interviews auf BLOG-TRIFFT-BALL
Bene, erzähl‘ wie geht es?
Super. Alles gut.
Wie war das Jahr?
Schön.
Und ernsthaft, wirklich alles paletti oder drückt der Handschuh?
Sportlich gesehen jetzt?
Natürlich sportlich.
Das erste halbe Jahr war in Ordnung. Danach ist ja nicht mehr viel für mich passiert.
Kann man so nicht sagen. Du hast es auf drei Regionalligaeinsätze gebracht.
Na ja, nach meiner Krankheit waren die Spiele in der Regionalliga völlig in Ordnung und ich hatte damit auch überhaupt kein Problem. Aber …
… es muss nicht zur Dauerlösung werden?
So kann man es sagen.
Bene, in diesem Jahr feierte der Oberlippenbart sein Comeback. Spürst Du eine gewisse Genugtuung?
Echt in diesem Jahr erst?
Ja, allerorts wird wieder Bart getragen. Sogar die Bundesliga und die Premier League macht auf haarig.
Ich habe meinen seit dem Aufstiegsjahr 2009/2010. Aus Solidarität zu meinem Vater habe ich das damals gemacht.
Was heißt das genau?
Er hatte schon immer einen Bart. Und ich wollte ein Zeichen setzen und damit sagen, „Papa, ich bin für Dich da. Und jetzt habe ich auch mal so einen Bart wie Du.“
Und warum blieb das Gesichtshaar bis heute?
Weil ich es witzig finde. Und das Aussehen ist mir egal.
Wirklich?
Wirklich. Und es sieht es lustig aus. Manchmal finde ich ihn sogar ein bisschen cool.
Was zeichnet einen guten Bart aus?
Er muss Volumen und eine gute Wachsrichtung haben. Aber ehrlich gesagt, ich bin kein echter Bart-Experte.
Wie reagieren die Frauen auf so viel Männlichkeit unter der Nase?
Ach, hör auf. Ich bin ein hässlicher Kauz, das weiß ich selber. Entscheidend sind meine Mutter und meine Freundin, und die kommen mit meinem Aussehen zurecht. Was der Rest von mir hält, ist nicht wichtig.
Ist Deine Egal-Art echt oder im Grunde die Bene-Show?
Echt.
Bist Du Modemuffel oder doch ein heimliches Fashion Victim?
Ich mach‘ halt mein Ding. Und manchmal glaube ich, allein das ist schon Style. Ich sage den Jungs immer, ihr rennt alle gleich rum. Zehn Jungs tragen dieselbe Mütze und Jacke. Das ist der Fußballer-Schick. Aber jeder soll sein Ding machen …
Der „Bild“ hast Du mal gesagt, vier Gegentore seien okay, wenn man am Ende als Sieger vom Platz geht. Ist das richtig?
Ja.
Aber Du bist Torwart. Zumindest hattest Du im Training heute Handschuhe an.
Ja, aber mir geht es ums Ganze. Ich bin Mannschaftssportler und will als Team den Erfolg. Und als Torhüter kannst du auch vier Gegentore bekommen und an keinem Ding schuld sein. Und vielleicht sogar trotzdem ein gutes Spiel machen.
Ist es nicht wichtig, als Torwart zu null zu spielen?
Natürlich ist das cool und irgendwie ein gutes Zeugnis. Aber es ist auch zweitrangig.
Viele Torhüter würde diese Einstellung nur bedingt teilen.
Möglicherweise. Diese Torhüter stellen ihre Leistung aber auch vor die des Teams.
Anderes Thema: Kommt ein Vereinswechsel für Dich in Frage?
Auf jeden Fall. Der Gedanke ist im Grunde seit zwei, drei Jahren da.
Du würdest Deinen Kiez, Deinen FC St. Pauli, verlassen?
Ich muss das nun einmal trennen. Einerseits ist St. Pauli meine große Liebe. Andererseits mein sportlicher Arbeitgeber. Natürlich würde ich am liebsten in Hamburg bleiben. Nur wenn ich hier sehe, dass mein sportlicher Weg endet, dann mache ich was anderes.
Liege ich richtig, wenn ich annehme, dass Du ein Kandidat fürs Ausland bist? So Skandinavien oder englischer Abstiegskampf?
Genau. Aber erstmal habe ich bis Sommer noch einen Vertrag und dann schauen wir, was mit mir passiert.
Halten wir fest: Du bist nicht verheiratet mit dem FC St. Pauli.
Als Fan schon, ganz klar. Als Sportler muss man seine Situation ab und zu prüfen.
Ich nehme an, Klubs wie Hoffenheim und RB Leipzig reizen Dich nicht. Was wäre dagegen cool?
Zu Celtic würde ich blind gehen, zu Lüttich würde ich blind gehen und auf Hapoel Tel Aviv hätte ich auch total Bock.
Liest Du Bücher?
Ich kann nicht lesen.
Wie, Du kannst nicht lesen?
Ich kann lesen. Aber ich lese meistens nur bis zur Mitte und höre dann aus Langeweile auf. Meine Mutter hat früher immer versucht, mich für das Lesen zu begeistern. Aber irgendwie ist das nicht mein Ding.
Was ist dein Ding, außer anders sein?
Musik ist schon wichtig. Ansonsten Graffiti, am Auto rumbasteln oder im Garten was machen. Das entspannt mich übrigens total.
Du hast einen grünen Daumen?
Ich habe im Sommer Rosenbeete angelegt. Das hat mich schwer motiviert.
Ein unbekannter Torwart namens Marcus Hesse hat mal gesagt: „Es gibt zwei Traumberufe: Spielerfrau und Ersatztorwart.“ Zustimmung?
Ja, weiß ich nicht so genau. Ich bin ja schon jemand, der gerne spielt. Andersrum laufe ich nicht mit einer breiteren Brust rum, nur weil ich vor 20.000 Leuten im Kasten stehe. Aber grundsätzlich gibt es sicherlich ein paar Positionen, auf denen du als Ersatztorwart ein ruhiges und entspanntes Leben hast und gutes Geld verdienst.
Wie oft denkst Du noch an den besonderen Abend in Stellingen?
Ich selber sitze jetzt nicht so oft zu Hause, und denk‘ mir was für ein geiler Typ ich bin. Aber man wird eben noch immer permanent auf das Spiel angesprochen.
Das ist doch wiederum schön.
Ja, das Spiel war für den Verein, für die Fans, für viele Leute einfach sehr wichtig. Und mir war das auch sauwichtig. Doch, sportlich war es schon das größte Ding was ich je verzapft habe.
Nach deinem historischen Jubel durchs Stadion hieß es: „Der Pliquett ist bekloppt!“
Ach, ich bin ein ganz verträglicher und netter Typ. Und die meisten die mich kennen wissen das auch.
Wer war in den letzten 20 Jahren der beste Keeper des FC St. Pauli?
Na ja, Matze Hain war schon sehr komplett. Aber auch Kessler hat hier super Spiele hingelegt und sich ganz wenige Fehler erlaubt. Und klar, mit Thomforde bin ich aufgewachsen und von allen Torhütern hat er beim FC St. Pauli die größten Spuren hinterlassen.
Ein paar Kilometer weiter trainiert der vielleicht beste deutsche Keeper René Adler.
René Adler spielt eine hervorragende Saison, keine Frage. Mir persönlich wird da aber eindeutig zu viel gejubelt. Nach fünf guten Spielen forderten ja schon alle, dass er ins DFB-Team gehört. Und wenn er mal patzt, wie beim Müller-Tor im Spiel gegen die Bayern, dann passt das offenbar nicht ins Medienbild und es wird nicht darüber berichtet.
René Adler oder Manuel Neuer, wer wäre Deine Nummer Eins?
Roman Weidenfeller. In den letzten zwei, drei Jahren war er der Beste. Und bei Adler und Neuer würde ich mich für Neuer entscheiden. Gerade in der Spieleröffnung ist er eine Klasse für sich.
Holger Stanislawski, Andre Schubert, Michael Frontzeck. Mit wem würden Sie am liebsten ein Bier trinken.
Mit allen oder keinem. Ich pflege keine besonderen Verhältnisse zu den Trainern. Ich komm‘ jetzt mit Frontzeck klar, kam mit Schubert zurecht und mit „Stani“ sowieso. Wie gesagt, hervorheben würde ich da jetzt keinen.
Zehn Jahre weiter. Schon eine Ahnung, was Du dann machst?
Ich denke, Fußball spielen.
Oder Rosenbeete anlegen?
Oder Rosenbeete anlegen.
Bene, besten Dank für das Gespräch.