Hansas Bubis im Finale! Danke, Jungs!
Wer Hansa Rostock mag, wird die jüngsten Auftritte des U19-Teams lieben und bestaunen. Wie über 8000 Anhänger am Montag Abend. Mittendrin, wie fast immer, BLOG-TRIFFT-BALL-Reporter Hannes Hilbrecht. Sein frenetischer Stimmungsblog.
Wann habe ich das letzte Mal mit so einem unbeschwerten Grinsen die DKB-Arena verlassen? Ein genaues Datum, zu dieser leider sehr komplizierten Frage, fällt mir zwar nicht ein, aber ich weiß: Es wurde mal wieder Zeit.
Es war ein tolles, ein schnelles und phasenweise auch technisch hoch versiertes Spiel zwischen den Rostockern und den Münchner Bayern. Es war der Triumph von David gegen Goliath, der Sieg des in die Prekäre geratenen Proletariers gegen den fußballerischen Hochadel aus dem fernen Bayern. Bereits vor dem Anpfiff war klar, dass der Hansa-Nachwuchs der große Gewinner sein würde, selbst wenn eine 2-Tore-Führung verspielt worden wäre.
Die Menschen standen Schlange vor den Tickethäuschen, viele verharrten bis weit nach Anpfiff vor den leergekauften Tageskassen. Nur wenige Fans verließen die Kopernikus-Straße ohne Stadionbesuch, denn als die letzten nominellen Tickets vergriffen waren, gab es für den zusätzlich geöffneten Stehblock auf Höhe der Nordtribüne freien Einlass.
So sahen 8000 Zuschauer dieses Halbfinal-Rückspiel der A-Junioren um die Deutsche Meisterschaft, ein Spiel, welches von der ersten bis zur letzten Sekunde mehr als packend war. Die Bayern dominierten aufgrund ihrer Überlegenheit in Sachen taktischer Spielanlage und spielerischen Fertigkeiten erneut die Szenerie, doch stemmten sich die Hansa-Bubis, die an diesem Abend wie echte Männer über den Rasen liefen, mit aller Macht und dem famosen Torhüter Fabian Künnemann gegen das vorzeitige Ende des Meistertraums. Trotz Rückstand, trotz Unterlegenheit, die zweite Hälfte entwickelte sich zu einem Rostocker Fußball-Fest der Güteklasse, mit fast hollywooddesken Happy-End.
Während die Spieler meisterlich rackerten und sich die spanischen „Cojones“ verdienten, bewegten sich die Hansa-Fans mal wieder zwischen Kreis- und Weltklasse. Der Andrang war grandios, die Stimmung nicht nur nach dem Schlusspfiff enthusiastisch und endorphinisierend. Lautstark wurden die Jungs vom phänomenalen Chef-Trainer Roland Kroos nach vorne gepeitscht und das fast über die gesamte Spielzeit. Leider mit kurzem, aber peinlichen Unterbrechungen. Den FC Bayern muss man nicht lieben, nur weil er unseren Verein vorm finanziellen Exitus gerettet hat, doch sollte höchster Respekt und vor allem Dankbarkeit gegenüber dem deutschen Meister selbstverständlich sein. Dem Klub und vor allem die starken jungen Spieler aus München, mit Hass-Tiraden und verbalen Verunglimpfungen, gar mit Feuerzeugen und Bierbechern zu begegnen, ist einfach nur traurig.
Diese infantile Doppelmoral hat nichts mit dem Fan-Kult zu tun, nein, sie zeugt nur von Neid und Missgunst und der fehlenden Bereitschaft, die Leistungen der Anderen zu honorieren. Umso überraschender, dass diese Gruppierung, auch so ein fantastisches Gesicht besitzt und dem ganzen Verein mit dem lautstarken Support Auftrieb verleiht, besonders in schlechten Zeiten. Dieser kleine Schandfleck auf der Folie eines grandiosen Abends, der besonders von den frenetischen und zahlreichen Anhängern maßgeblich missgestalten wurde, vermag es nicht, die Leistung der Junioren zu schmälern.
Eine famose Leistung mit seichter Unterstützung von Glücksgöttin Fortuna, ein zu 99, 1965 Prozent großartiges Publikum und das Finale im heimischen Ostseestadion vor der Brust: Mit dem heutigen Tag können wir Hanseaten, Wörter wie „Optimismus“ und „Euphorie“ wieder in das fußballerische Vokabular aufnehmen.
Dafür gebührt den FC Hansa-Talenten der größte Dank.