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Karsten Neitzel im BTB-Interview

Schon jetzt Trainer des Sommers 2013: Karsten Neitzel, Holstein Kiel. Der 45-Jährige trainingsauftakte im Dynamit-Stil und gab anschließend eine Pressekonferenz nach der nächsten. » BLOG-TRIFFT-BALL begleitete Neitzel bei seinem 1. Arbeitstag und zog am Abend Bilanz.

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Herr Neitzel, Willkommen in Kiel. Um die 100 Zuschauer zum Auftakt. Eine nette Kulisse, oder?
Das stimmt. So viele Zuschauer hatten wir in Freiburg manchmal während der Spiele der Zweiten nicht. Ich weiß ja nicht, wie es hier vorher zum Trainingsauftakt war, aber jetzt sind wir in einer neuen Liga, ein neuer Trainer ist da und das macht es vielleicht interessanter. Und die Leute sind kommunikativer, als ich gedacht habe.

Was uns sofort auffiel: Sie scheinen die Namen gepaukt zu haben wie Pep Guardiola Deutsch. Jeder Spitzname saß – und das im ersten Training.
Bis vor Kurzem kannte ich ja auch nur Schied, Sykora und Kazior, wenn ich ehrlich bin. Ich wusste ja nun nicht, dass ich hier Trainer werde. Ich habe erst nach den Aufstiegsspielen mit Herrn Bornemann telefoniert und vorher überhaupt nicht damit gerechnet, dass am Dienstag jemand zurücktritt. Aber ich habe die Zeit genutzt. Die Spieler sind ja zum Anfang im Kreis gelaufen und jedes Mal, wenn sie vorbei gekommen sind, habe ich auf meinen Zettel geguckt und geübt. Und ich habe mir beim ersten Gespräch schon alle Autogrammkarten geben lassen und geguckt, dass ich einige Gesichter behalte.

 

90 Minuten Auftakttraining sind vorbei. Wie ist der erste Eindruck?
Wenn ich ganz ehrlich bin: Besser als erwartet. Ich hatte schon einen guten Eindruck von den DVD’s, habe mir sieben Spiele auf Video angeguckt. Wenn man einen Heider in der Regionalliga auf der Bank sitzen hat, dann ist der Kader gut genug um Erster zu werden. Das ist schon außergewöhnlich.

Sie waren im ersten Training sehr lautstark, haben in unseren Augen sehr viel unterbrochen und korrigiert.
Ich habe wenig unterbrochen. Eigentlich wollte ich das am Anfang gar nicht, aber wenn man dann, wie heute, wo es noch keinen Schwerpunkt gab, mal auf dem Platz steht, dann kann man auch jede Situation nutzen. Aber man kann grundsätzlich 25.000 Mal unterbrechen, weil immer irgendwo etwas falsch ist.

Bei den Spielern kam Ihr Stil gut an.
Mal sehen, was sie in einem halben Jahr sagen. Dann heißt’s wahrscheinlich „was unterbicht der jetzt schon wieder.“

Wie viel Karsten Neitzel haben die Fans heute schon gesehen?
Boah, weiß ich nicht. Ich denke, ich bin heute noch ziemlich zurückhaltend gewesen. Es ist aber auch von der Tagesform abhängig und was man inhaltlich macht. Ich ziehe da draußen keine Nummer ab. Ich bin ich. Manchmal bin ich ruhig und lasse die Co-Trainer mehr machen. Heute, am ersten Tag, wollte ich den Jungs schon klar zeigen, dass ich nicht nur delegiere und Teamplayer bin, sondern auch ein bisschen Arbeit für mich übrig bleibt.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Wie lange werden Sie brauchen, um jeden Spieler einschätzen zu können?
Ich glaube nicht lange. Ich brauche schon zwei Freundschaftsspiele, wo die Jungs im Wettkampf Elf gegen Elf stehen, das ist ja der entscheidende Punkt für ein abschließendes Urteil. Aber ansonsten werde ich, wenn wir auf größere Felder spielen, schon sehen, wem man momentan vom Gefühl her noch Unrecht tut.

Als gebürtiger Dresdner freuen Sie sich doch bestimmt auf die vielen Duelle gegen die „alten“ Vereine, oder?
Das ist mir egal. Völlig. Dresden ist nicht dabei. Aber ob wir nun nach Erfurt, Halle, Chemnitz oder Rostock fahren, juckt mich nicht. Außerdem verstehe ich die Sachsen schon gar nicht mehr.

Herr Neitzel, vielen Dank und einen schönen ersten Feierabend.

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.