Top

Interview mit Henning Bürger

Henning Bürger hat sein fußballerisches Zuhause in der U23 in Braunschweig gefunden. Im BLOG-TRIFFT-BALL-Interview spricht er über die Herausforderung Regionalliga Nord, die Jugendausbildung und Modebegriffe im Fußball.

Henning Bürger, eine neue Saison steht in den Starlöchern, welche Rolle will Ihre Mannschaft in der Regionalliga Nord spielen?
Wir sind eine junge Mannschaft mit einer guten Altersstruktur, die sich den Aufstieg in die Regionalliga Nord durch eine wirklich gute Oberligasaison erkämpft hat. Wir haben uns gut verstärkt aber werden eine gewisse Zeit brauchen, um uns in der neuen Liga zurechtzufinden. Wir wollen an jedem Wochenende die andere Mannschaft ärgern.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Was sind denn jetzt die konkreten Saisonziele?
Konkrete Ziele haben wir nicht. Wir wollen uns in der Regionalliga Nord etablieren, jungen Spielern die Möglichkeit geben, dass sie sich weiterentwickeln. Aber selbstverständlich haben wir wirklich gar nichts gegen gute Ergebnisse.


Als U23 Trainer von Eintracht Braunschweig haben Sie es traditionell mit jungen Spielern zu tun, auf was muss ein Trainer beim Umgang mit jungen Spielern besonders achten?
Man muss auf jeden Charakter individuell eingehen. In diesem Zusammenhang ist Gerechtigkeit ein wichtiges Wort. Ein Team muss gerecht aber auch individuell behandelt werden. Gerade die jungen Spieler müssen von mir abgeholt werden, ein Spieler der aus der U19 zu uns stößt, muss anders behandelt werden als ein 26-jähriger.

Sie durchliefen die Jugendausbildung in der ehemaligen DDR, waren als Jugendtrainer beim FC Carl Zeiss Jena tätig und arbeiten jetzt als Trainer der U23 in Braunschweig, wie unterscheidet sich die Jugendausbildung von damals zu heute?
Das technisch spielerische Niveau ist enorm gestiegen. Zu meiner Zeit wurde der Fokus mehr auf den athletischen Bereich gelegt, man war läuferisch sehr stark. Taktische Grundformation gab es zwar, aber auf diesen Bereich wurde weniger Wert gelegt. Heute ist das anders, die Jungs werden viel mehr taktisch geschult und auf die Technik wird mehr geachtet.

Der Fußball wirkt heute immer abstrakter, Stichwort abkippende Sechs oder Neuenhalber, ist Fußball wirklich komplizierter geworden oder lassen sich Modewörter medial einfach besser verkaufen?
Sowohl als auch, aber der Fußball ist schon komplizierter geworden. Es wird viel schneller gespielt, die Spieler brauchen weniger Kontakte in einem Spiel. Alles im Fußball ist ein Stücken besser geworden, auch die Materialien rund um den Fußball, nehmen Sie zum Beispiel die Rasenplätze.

Motivator oder Taktikfuchs, wo liegt die Hauptaufgabe eines Trainers in der heutigen Zeit?
Beides, ein Trainer muss viele Dinge beherrschen und natürlich auch anwenden. Von Woche zu Woche können das ganz andere Dinge sein, bei dem Einen ist das der berühmte Klaps auf den Hinterkopf, bei anderen muss man auch mal lauter werden. Ich glaube aber, dass die Spieler von heute, die junge Generation, eine hohe Erwartung an den Trainer haben. Die Spieler hinterfragen mehr und wollen schon wissen, warum genau das jetzt im Training gemacht wird.

Also ist der heutige Jugendspieler kritischer?
Sie machen sich viel Gedanken über das, was auf den Fußballplatz passiert. Aber das kommt mir als Trainer entgegen. Ich will interessierte Spieler auf dem Fußballplatz haben und keine Zirkuspferde, die man dressiert und blindlings über den Platz jagt. Die Spieler sollen meine Trainingsarbeit schon begreifen.


Apropos taktische Ausbildung müssen Spieler in ein System passen oder das System zu Spielern?

Das System zu Spielern. Ich habe von Jahr zu Jahr neue Spieler, einen neuen Kader, ich muss, wie ich ja auch schon bereits gesagt, die Spieler dort abholen, wo sie stehen, ich muss die bestmögliche Mannschaft aufstellen mit der bestmöglichen Aussicht auf Erfolg, daher kann ich nur ein bestimmtes System spielen.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern


Aber es wird systematisch positionsgebunden ausgebildet?

Im Nachwuchsbereich wird sehr offen ausgebildet. Mache Spieler durchwandern viele Positionen im Laufe ihrer Ausbildung. Im Herrenbereich ist das anders, da grenzt sich das ein, vielleicht kann mal ein Spieler links offensiv oder defensiv spielen aber ein Ausbahnspieler wird selten auf der anderen Seite spielen, außer Philipp Lahm.

Auch Sie haben schon die negativen Seiten des Trainergeschäfts kennengelernt, Trainerentlassungen und Unstimmigkeiten im Trainerteam, wie viel Angst spielt im Trainergeschäft mit?
Angst nicht, das ist ein zu großes Wort. Angst hat man um Leib und Leben der Familie, Freunde und dem eigenen Leben. Man hat Respekt vor bestimmten Situationen. Respekt gepaart mit Stress und mit der Verantwortung, die auf einem Spiel liegt. Aber nach 90 Minuten geht das Leben weiter. Aber Druck gibt es! In meiner aktuellen Position bei Eintracht Braunschweig ist es ein positiver Druck. Aber einige Stufen höher, im Profifußball, spielt der Druck schon eine andere Rolle.

Positiver Druck, das hört sich sehr zufrieden an?
Ich fühle mich hier pudelwohl, ich bin hier genau an der richtigen Stelle. Mit Eintracht Braunschweig habe ich einen tollen Verein, einen tollen Arbeitgeber. Ich bin hier mehr als zufrieden.

Matthias Friede

Schon in jungen Jahren musste Matthias Friede erkennen, dass ihn der Fußballgott nicht mit ausreichend Talent gesegnet hat. Trotz seines überharten Einsatzes spielte sich seine Fußballkarriere auf Kreisebene ab. Statt in der glamourösen Welt des Fußballs für Skandale zu sorgen, drückte er im Studium der Geschichts- und Politikwissenschaft die harte, hölzerne Bank auf der Universitätstribüne. Trotz oder gerade wegen dieser Ungerechtigkeit des Fußballgottes beschäftigt er sich leidenschaftlich theoretisch mit dem runden Leder.