Peter Vollmann im BTB-Interview
Vor gut zwei Jahren führte Peter Vollmann Hansa Rostock von der Dritten in die Zweite Liga, heute ist er auf dem Weg selbiges mit Wehen Wiesbaden zu erreichen. Ein Gespräch über die alten Zeiten, Kevin Pannewitz und was er an Braunschweig, Hansa und Kiel vermisst.
Herr Vollmann, vor sieben Jahren haben Sie als Trainer in Ghana gebarbeitet. Was hat Sie eigentlich nach Afrika verschlagen?
Wenn man keine Arbeit hat, dann macht man sich darüber Gedanken, wo man Arbeit bekommen kann. So kam es zu dem Entschluss, dorthin zu gehen, wo nicht so viele deutsche Trainer tätig sind. Über den Chef von Nokia Südafrika, den ich auf einem Flug getroffen hatte, ist der erste Kontakt entstanden. Nokia unterstützt einige Klubs in Afrika und Real Tamale United und so kam es zu dem Engagement.
Wie läuft Ihr soziales Projekt vor Ort? Und mal ganz blöd gefragt: Was beinhaltet es genau?
Wir haben mit insgesamt sieben Familien eine Krankenstation in Accra eröffnet, die von Jahr zu Jahr wächst und mittlerweile über 16 Krankenbetten verfügt. Zwei ausgebildete Krankenschwestern aus Deutschland kümmern sich um die Patienten. Wir sind froh, dass wir den Menschen dort helfen können, denn dieser Ort war mir immer wieder auf dem Weg zum Training aufgefallen, da es dort kein fließendes Wasser gab, wenig Energieversorgung, schlechte hygienische Bedingungen und keine medizinische Versorgung.
15 Arbeitgeber in 20 Trainerjahren, Sie haben viel gesehen beziehungsweise mussten viel sehen. Wie macht die Familie diesen strapaziösen Beruf eigentlich mit?
Meine Familie ist bis zu meiner Zeit in Braunschweig immer überallhin mitgekommen, danach haben wir uns einen festen Ort gesucht, am dem wir uns heimisch gefühlt haben. Dieser Ort liegt jetzt im Münsterland.
Sie haben in Braunschweig, Kiel und Rostock gearbeitet. Gibt es etwas typisches Norddeutsches, das Sie in Wiesbaden vermissen?
Braunschweig und Rostock haben ein enormes Fanpotenzial, Kiel ist eine schöne Stadt direkt am Wasser. Von vermissen würde ich nicht sprechen wollen, aber es hat mir eben auch von der Landschaft her in Kiel und Rostock besonders gut gefallen. Mit dem sportlichen Erfolg und dem riesigen Fanpotenzial war Braunschweig ebenfalls eine schöne Zeit. Die Menschen waren bei allen drei Station immer sehr freundlich.
Den FC Hansa führten Sie direkt zum Wiederaufstieg. Wie präsent sind die Erinnerungen an dieses Märchen?
Märchen ist ein passender Begriff. Das war ein einmaliges Erlebnis und eine Saison, die den Leuten in Rostock und Umgebung sehr viel Freude gemacht hat.
Im zweiten Jahr ging jedoch fast gar nichts. Wie selbstkritisch sehen Sie diese Spielzeit?
Der Verein war zu der Zeit nicht gerade auf Rosen gebettet und wir hatten nur ein kleines Budget zur Verfügung. Ich habe damals den Verantwortlichen gesagt, dass wenn wir uns nicht auf drei Positionen entscheidend verstärken, wir große Probleme bekommen würden und so ist es dann ja leider auch gekommen. Nach meiner Zeit dort hat man ja nochmals neue Spieler verpflichtet zusammen mit einem neuen Trainer und dann wurde es ja auch nicht besser. Meiner Meinung nach hatte die Mannschaft damals nicht die nötige Qualität für die 2. Liga.
Mal ehrlich, wie viele schlaflose Nächte hat Ihnen Kevin Pannewitz bereitet?
Ich bin ja ganz gut mit Kevin klargekommen, aber er hat in seiner kurzen Profikarriere doch einige Probleme gehabt. Im Grunde ist er für den Profifußball nicht geeignet gewesen, da er auf zu vielen Ebenen zu undiszipliniert war, was man sich im Profifußball einfach nicht erlauben kann.
Mit Pannewitz in der Startelf, was 17-mal der Fall war, hat Hansa 20 von 27 Punkten geholt. Provokant gefragt: War es vielleicht ein Fehler, auf einen der besten Akteure aus disziplinarischen Gründen zu verzichten?
Bei der Disziplin geht es ja auch immer darum, wie hoch man die Toleranzgrenze setzt. Irgendwann kommt man dann hinsichtlich einer Gemeinschaftsdisziplin innerhalb einer Mannschaft an den Punkt, an dem alles aus dem Ruder zu laufen droht. In einem solchen Fall ist es dann besser, sich von einem Spieler zu trennen.
Trotz Ihres Negativlaufs und dem späteren Abstieg genießt der Name Vollmann in Rostock immer noch große Wertschätzung. Was macht Sie als Mensch aus?
Ich bin in Rostock mit den Menschen sehr gut ausgekommen und man war immer freundlich zu mir. Der respektvolle Umgang war auch gegen Ende meiner Zeit dort immer gegeben und ich bin offen und ehrlich mit den Leuten umgegangen. Mich kann jeder ansprechen. Ich mache das gerne und finde es wichtig, sich mit Menschen zu unterhalten und Kontakte zu pflegen, sofern eine Form von Freundlichkeit und ein gewisser Respekt gegeben ist. Beides habe ich den Menschen immer entgegengebracht und das haben sie auch gespürt.
Wo sehen wir Sie in drei Jahren: In der 2. Bundesliga, in Afrika oder im Strandkorb an der Ostsee?
Schwer zu sagen. Ich hoffe, dass wir unser Ziel hier in Wehen Wiesbaden mittelfristig erreichen und nochmal in der 2.Liga arbeiten können. Danach würde ich mich dann in einen Strandkorb legen. Afrika ist für mich immer ein Thema, weil es dort immer noch viele Kontakte gibt und meine Frau einmal im Jahr in Ghana ist. Ob ich dort allerdings nochmal als Trainer arbeiten würde, steht auf einem anderen Blatt.