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Okan Kurt – St. Paulis kleiner Özil

Okan Kurt vom FC St. Pauli ist so einer, den Berater gerne als „Toptalent“ notieren. Ihm ist halt eine Menge zuzutrauen. Doch zeigen darf er sein Können noch nicht. BLOG-TRIFFT-BALL-Reporter Finn Clausen beobachtete den 19-Jährigen zu Beginn des Jahres und dank Mesut Özil sind wir nun alle guter Dinge, dass auch Kurt bald durchstarten wird …

 

Okan Kurt braust auf das Spielfeld, bringt sich erwartungsvoll in Position und und hat nach wenigen Sekunden die Kugel am Fuß. Doch in vorderster Front ist kein Mitspieler in Sicht, es folgt der sichere Pass nach hinten und dann ist Halbzeit und nach nur wenigen Sekunden der erste große Auftritt vor 300.000 Fernsehzuschauern wieder beendet.

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In der Sommerpause unterschrieb der damals 18-Jährige seinen ersten Profivertrag und wartet seither auf den Durchbruch beim Zweitligisten FC St. Pauli. Es ist lange her, dass der Mittelfeldspieler gemeinsam mit den Profis um Titel kämpfen durfte. Außer im Training und in Testspielen wurde der 1,74 Meter kleine Techniker zuletzt am 16. August bei den Profis eingesetzt.

Okan Kurt hatte zwei Einsätze für die türkische U16 und wurde in der Vergangenheit auch von Werder Bremen und dem HSV angebaggert. Sagt man. Außerdem: Okan hat im Gegensatz zu einigen anderen Kollegen keine eine eigene Fanseite bei Facebook und hält den Kontakt zu seinen alten Kumpels – prima Junge also!

Lediglich 13 Minuten spielte er in der gesamten Hinrunde, stand bei 19 Spielen nur vier Mal im Kader der Kiezkicker. Bei den Hallenturnieren zu Jahresbeginn durften die Spieler mal selbst entscheiden, wer mitfährt. Und für Kurt war klar: „Ich warte schon lange auf solche Hallenturniere.“

Denn sein Vorbild ist Nationalspieler Mesut Özil. Und der nutzte im Januar 2006 seine Chance auf dem Indoor-Kunstrasen. Der Deutschtürke spielte einst im Trikot des FC Schalke 04 auf einem Hallenturnier in Sindelfingen stark auf, wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt und ist heute einer der besten Spieler der Welt.

 

 

Özils Weg spornt ihn an. An seinem 19. Geburtstag setzt sich Kurt in den Bus und reist 300 Kilometer für seinen großen Traum, anstatt mit der Familie seinen Ehrentag zu feiern.

Und die Reise sollte sich lohnen. In einem Spiel geht gegen den VfL Osnabrück, einen ambitionierten Drittligisten, darf Kurt einen Treffer bejubeln. Sein erstes Tor in der Hallensaison – es sollte nicht sein letztes bleiben.

BLOG-TRIFFT-BALL-Reporter Finn Clausen trifft Okan Kurt Anfang Januar, spicht mit ihm über das  anstehende Kurz-Trainingslager. Es geht nach Belek, einer 100.000-Einwohner-Stadt nahe Antalya in der Türkei. „Für mich ist das was ganz Besonderes“, sagt der Deutschtürke. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen, das eine für meine Heimat, aus der meine Familie kommt, das andere für Deutschland, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin.“

Früher spielte er für die U16-Nationalmannschaft der Türkei. Am Tag der Abreise trifft er als einer der ersten Spieler am Flughafen ein. Die Reisetasche zieht er hinter sich her, die Laptoptasche umgehängt und mit großen Kopfhörern auf dem Kopf checkt er 20 Minuten vor der Zeit ein.

Für Kurt sind Reisen mit dem braun-weißen Profitross inzwischen schon Routine. Und dieses Mal geht’s sogar mit Selbstbewusstsein in den Flieger. Die Hallensaison mit vier Turniertoren haben ihm einen Schub gegeben. Ob’s zum Durchstarten reicht, man wird es sehen …

 

Finn Clausen