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DFB lässt Futsal Fahrt aufnehmen

Der Futsal-Sport ist auf dem aufsteigenden Ast, besonders im Norden ist das mit den Hamburg Panthers und ihren internationalen Abenteuern kaum zu übersehen. Nun soll in den nächsten Jahren endlich eine Nationalmannschaft installiert werden, um für junge Futsal-Spieler weitere Anreize zu setzen.

 

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Wer in den vergangenen Tagen beim Zapping durch die deutsche Fernsehlandschaft mal wieder bei Eurosport gelandet war, der konnte sich eines spektakulären Futsal-Duells zwischen Aserbaidschan und Slowenien erfreuen. Schließlich überträgt der Sportsender im Rahmen der Futsal-Europameisterschaft wieder einmal sehr umfassend vom stetig beliebter werdenden Hallenfußball. Eine Nationalmannschaft aus Deutschland sucht man aber noch vergeblich, sowohl im Programmheft als auch im offiziellen Spielplan der UEFA.

Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es diese Nationalmannschaft noch nicht gibt.

Ändern soll das unter anderem Paul Schomann (Foto oben), der seit Jahren als DFB-Trainer das Projekt Hallenfußball in Deutschland fußballfachlich begleitet.

Gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL verrät Schomann seine persönlichen Nationalmannschaftsgedanken für die kommenden Jahre: „Eine Auswahlmannschaft zählt natürlich zu unseren Zielen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass der DFB bis Ende 2016 dahingehend Vollzug melden könnte. Zunächst gelten jedoch noch andere Prioritäten“, so Schomann.  Diese setzt er vor allem auf eine erst zu schaffende Ligastruktur, wie der 62-Jährige im Folgenden erklärt: „Wir müssen zunächst einmal den Futsal in allen Landesteilen etablieren. In diesem Punkt sind wir auf einem sehr guten Weg. Das Ziel muß es aber sein, ein Ligasystem nach Leistungsgesichtspunkten flächendecken über Deutschland zu schaffen und warum nicht im Endeffekt mit einer Futsal-Bundesliga an der Spitze, die sich aber wohl nur mit einem externen Sponsor verwirklichen läßt.“

Während neben den spielenden Mannschaften die Liga-Struktur des Futsals beständig wächst und besonders in Nordrhein-Westfalen Fortschritte registrierbar sind, sind die Diskrepanzen zur europäischen Spitzenkonkurrenz logischerweise noch extrem und bedürfen, so Schomann, „eines sehr langen Aufbau- und Entwicklungsprozesses, um sich der augenblicklich noch um Lichtjahre entfernten europäischen Spitze zu nähern.“

Über das Topniveau in Europa verschaffte sich der DFB-Sportlehrer aktuell beim Besuch der beiden Halbfinals der EM mit den vier zu Zeit besten Nationalteams Europas, Spanien, Portugal, Italien und Rußland, im belgischen Antwerpen soeben noch einen tiefen Eindruck. Gerade im süd- und osteuropäischen Raum trainieren die Spitzensportler unter professionellen Bedingungen und können von ihrer spielerischen Tätigkeit gar ein vernünftiges Leben bestreiten, ohne einen zusätzlichen Beruf in Anspruch nehmen zu müssen, wobei besonders in Spanien hervorragende Bedingungen gegeben sind. Nicht umsonst dominieren die Iberer seit Jahren das europäische Geschehen und können seit Jahren mit dem brasilianischen Abonnement-Weltmeister mithalten.

Schomann begründet die Aspekte unter anderen mit historischen Komponenten: „Im Osten und Süden Europas wird viele Jahrzehnte schon nach Regeln Hallenfußball betrieben, die dem heutigen Regelwerk des Futsals sehr ähnlich sind. Deshalb sind uns diese Mannschaften meilenweit voraus.“ Dass die Spanier und Brasilianer das Weltgeschehen in dominierender Manier gestalten, kommt für den Fußballfachmann ebenso wenig überraschend: „Südeuropäische und Südamerikanische Spieler sind ja gemeinhin bekannt für ihre großartige Technik und spielerische Finesse. Im Futsal sind das, neben einer absoluten Fitness, die vielleicht wichtigsten Elemente.“

Dabei sammelte die bisher inoffizielle, als All-Star Team firmierende, deutsche Mannschaft bei ihren drei Auftritten bereits einige internationale Erfahrungen. So setzte es gegen Polen (2010) 0:4 und Kroatien (2011) 1:11 deutliche Niederlagen, gegen Dänemark (2012) gab es dafür aber einen Achtungserfolg mit einem 4:4-Remis. Wenn es nach Schomann geht, sollte es schon in  naher Zukunft weitere zwar noch nicht hochoffizielle internationale Vergleiche geben: „Natürlich streben wir mittelfristig die Gründung einer Nationalmannschaft an. Inoffizielle Maßnahmen mit anderen Verbänden, das ist völlig klar, könnten dies in die Wege leiten.“

Damit die Mannschaf dann allerdings auf Dauer konkurrenzfähig wird, wünscht sich der DFB-Offizielle mehr Kicker, die sich ausschließlich auf den Futsal konzentrieren: „Wir haben ja bei den Hamburg Panthers gesehen, was die Jungs schon drauf haben. Die besten Jungs aus der Mannschaft sind aber auch im normalen Fußballgeschäft tätig und verdienen dort ihre Brötchen. Deshalb setzten sie verständlicherweise ihre Prioritäten nicht auf den Futsal.“

Damit sich das ändert, gibt es für Schomann nur eine Möglichkeit: „Perspektivisch muß es gelingen einen saisonalen Spielbetrieb zu etablieren. Je höher die Klasse, umso intensiver und häufiger erfordert dies mehrmaliges Training in der Woche. Die Jungs würden sich somit dauerhaft auf den Kick in der Halle konzentrieren müssen. Die Folge wäre eine stetige Steigerung des Leistungsniveaus der Spieler und daraus könnte sich mittelfristig ein Nationalteam etablieren. Bei ihrem ersten offiziellen Auftritt mit dabei zu sein wäre sehr schön“, äußert Schomann einen Wunsch. Der läßt sich aber nur bis Ende 2016 verwirklichen, denn dann geht er nach 40 Jahren vielfältiger Verbandstätigkeit im Nachwuchsbereich in seinen wohlverdienten Ruhestand.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.