Top

„Der Hamburger Verband hat übertrieben reagiert.“

Seit Jahren beschäftigt sich der Präsident des SHFV mit dem Thema Sportwetten und Spielmanipulation. Bei BLOG-TRIFFT-BALL sprach Hans-Ludwig Meyer über ein System zur Manipulations-Prävention, einen auffälligen Zaungast in Kiel und äußerste seine Gedanken zu einer gemeinsamen Oberliga mit dem HFV.

 

Herr Meyer, wieso sind Sportwetten auf Partien in unteren Ligen notwendig?
Sportwetten sind fester  Bestandteil unserer Gesellschaft, nicht umsonst kann man heutzutage auf fast alles wetten. Es macht den Menschen Freude und verleiht dem Sport weitere Reize. Ich persönliche sehe keine grundsätzlichen Probleme, jedoch durchaus welche in der momentanen Durchführung.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Was wären das für welche?
Wir haben das Problem, dass der Wettmarkt momentan nicht reguliert wird. Praktisch können Unternehmen mit Sitzen in Malta oder auf Gibraltar willkürlich Wetten auf deutsche Amateurfußballbegegnungen ausloben. Da sind uns vom DFB die Hände gebunden, wir haben zum jetzigen Zeitpunkt keine gesetzliche Grundlage, um entsprechenden Einfluss zu nehmen. Wir streben ja seit einiger Zeit eine Konzession mit bestimmten seriös wirtschaftenden Wettanbietern an. Lotto-Hamburg mitsamt dem Anbieter Oddset buhlt ja schon seit einiger Zeit um die entsprechenden Konzessions-Rechte. Jedoch stellt sich das Innenministerium in Hessen gegen bereits ausgearbeitete Gesetzentwürfe quer, die von allen anderen Bundesländern bereits abgestimmt wurden.

Aber wieso dann überhaupt Sportwetten auf dem unterklassigem Fußball? Die Chancen zur Spielmanipulation sind doch dort weitaus größer.
Ja das ist richtig. Prinzipiell wird es aber immer Probleme geben. Der Fall Hoyzer lehrte uns dahingehend eindeutig, was mit viel krimineller Energie auch in vermeintlichen sicheren Strukturen möglich ist. Wir haben daher zwei andere Wege gefunden. Unsere Kampagne „Spiel kein falsches Spiel“ läuft sehr erfolgreich, noch wichtiger ist jedoch der UEFA-Dienst „Sportradar.“ Dieser überwacht in sehr komplexen Abläufen über 300 internationale Wettanbieter und analysiert dabei sowohl die Wettquoten, als auch die Wetteinsätze. So kann man eingreifen wie letztens in Bremen.

Erzählen Sie bitte weiter.
In Bremen wurde auf diesem Wege eine gefährdete Partie identifiziert. Der Verband vor Ort reagierte schnell und verschob die Partie. Somit wurde ein Zeichen gesetzt. Einen ähnlichen Fall gab es allerdings vor Jahren auch in einer schleswig-holsteinischen Spielklasse. Dieses Problem wurde jedoch anschließend diskret und ohne größere Nebengeräusche geklärt.

Gibt es momentan noch Auffälligkeiten in Schleswig-Holstein?
Jein. So einen Fall wie zuletzt in Hamburg gab es bei uns nicht. Allerdings fallen mir schon ein paar Sachen auf. So fällt mir seit einiger Zeit eine asiatische Person auf, die fast jedes Spiel der A-Jugend von Holstein Kiel intensiv beobachtet. Ohne die Person in Vorverdacht nehmen zu wollen, das möchte ich keinesfalls, entsteht halt ein gewisser Eindruck, da ja jedem bekannt ist, das derzeit im asiatischen Raum das Thema der Spielmanipulation besondere Dimensionen annimmt.

Wie beurteilen Sie die » Schritte des Hamburger Fußballverbands?
Als völlig übertrieben. Zum einen ist die Umsetzung der betreffenden Bestimmungen nicht im Vorbeigehen zu erledigen. Wie will man das Wettverhalten der Spieler kontrollieren? Zum anderen vertrete ich den Standpunkt, dass die Spieler zwar nicht auf ihre eigenen Partien setzen sollten, aber durchaus auf andere Partien in der Liga.

Apropos Hamburger Fußballverband. Gibt es nach wie vor Bestrebungen die jeweiligen Oberligen zusammen zuwerfen?
Es wäre natürlich in unserem Interesse, diesen Schritt  vollziehen zu können. Viele Vereine aus unseren Kreisen kokettieren mit dem Gedanken, da in der Hamburger Liga viele interessante Duelle winken würden. Allerdings haben sich die Hamburger Klubs dagegen ausgesprochen, da sie ihre eng vernetzte Liga wahren wollen. Es ist ja auch klar, dass die Klubs strapaziöse Reise wie nach Flensburg nicht unbedingt aufnehmen wollen.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Geht der HFV damit konform?
Ja, das tut er. Aber es ist auch richtig, der Verband sollte sich ja schließlich am Willen der Vereine orientieren. Positiv ist ja: Wir haben eine sehr zufriedenstellende Regionalliga-Nord geschaffen. Da gibt es jetzt noch einiges zu tun, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.

Zuschauertechnisch ist die Regionalliga-Nord aber einsames Schlusslicht.
Da haben Sie Recht. Das ist unser größtes Problem. Allerdings darf man nicht vergessen, dass wir die wenigsten Gefahrenspiele haben und auch in sonstigen Wertungen vorne dabei sind. Zum Beispiel in puncto Fairplay.

Vielen Dank fürs Gespräch Herr Meyer.

Mehr Storys zu: Interviews news
Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.