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Der DATEN-Vergleich: Slomka vs van Marwijk

Text: Martin Sonnleitner
Foto: Olaf Damm

Als Coach von Hannover 96 galt Mirko Slomka, nun in Diensten als Cheftrainer beim HSV, als ausgebuffter Taktikfuchs. Früh den Gegner attackieren und schnörkellos in deren Box geraten, um abzuschließen, so die Devise, die 96 zweimal in den Europacup katapultierte. Beim HSV ist Slomka zunächst Troubleshooter, um den Abstieg zu vermeiden. Dennoch stellt sich die Frage, ob er auch an der Elbe schon so etwas wie ein taktisches Korsett installiert hat.

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BLOG-TRIFFT-BALL verglich deshalb einige Zahlen der letzten drei Spiele unter Slomkas Vorgänger Bert van Marwijk, die allesamt verloren wurden, mit den letzten Partien unter Slomka.

Zweikampfwerte des HSV
Hoffenheim 48,78 (BvM)
Hertha BSC 44,57 (BvM)
Braunschweig 46,92 (BvM)
Dortmund 48,85 (MS)
Bremen 50,1 (MS)
Frankfurt 53,28 (MS)
Nürnberg 54,79 (MS)
Stuttgart 46,31 (MS)

Nach dem Dortmund-Spiel sagte HSV-Keeper René Adler, man habe wieder „Spaß am Laufen“. Insgesamt war sein Team 114,6 Kilometer unterwegs gewesen und somit 3,3 Kilometer mehr als im Spiel zuvor in Braunschweig. Die „intensiven Läufe“ lagen bei van Marwijk gegen Hoffenheim, Hertha und Braunschweig bei 8,5, 8,6 und 8,2 Kilometern, unter Slomka in den letzten drei Spielen bei 9,4, 11,8 und sogar gegen Stuttgart bei 9 Kilometern. Auch hier war Dortmund wieder der Wendepunkt mit 10,39 Kilometern im hohen Tempo. „Die Mannschaft muss auch unnötige Wege gehen“, fordert Slomka, schließlich gibt es im Abstiegskampf keinen Schönheitspreis zu gewinnen.

Während van Marwijk das Training eher aus der Vogelperspektive leitete und seine Adjutanten im Trainerstab monoton tagein tagaus Kurzpassspiel exerzieren ließen, steht Slomka hemdsärmelig auf dem Trainingsplatz und dirigiert seine Eleven. Bissiges Laufen und intensives Attackieren gehören zum täglichen Repertoire an Übungen. So lag die Quote angekommener Pässe bei van Marwijk dann auch bei 84,33, 74,63 und 84,36 Prozent, wieder markierte Dortmund den Wendepunkt. Auf einmal waren dies zwar nur noch 65,23 Prozent, dennoch gewann der HSV hoch, weil er mit giftigem Forechecking dem spielerisch überlegenen BVB den Schneid abkaufte. Beim eher schlechten Kick gegen Frankfurt, bei dem immerhin ein Punkt raussprang, lag der Wert bei schlappen 57,09 Prozent, in den anschließenden Partien wieder bei 80,12 und 82,52 Prozent.

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Vielleicht liegt dies auch daran, dass Slomka neben den kämpferischen Tugenden im Kampf gegen den Abstieg sukzessive auch ein Spielsystem implantieren will und muss. Hierzu sagt er: „In Hannover war das Spielermaterial ein anderes. Ich habe hier aber spielerisch und taktisch andere Möglichkeiten. Wir werden sicher häufig mehr Dominanz und Ballbesitz als der Gegner haben.“

Nach dem Nürnbergspiel, wo am ehesten spielerische und kämpferische Elemente zusammenkamen, sagte der Übungsleiter: „Wir waren kämpferisch, geduldig und zielstrebig auf dem Weg nach vorne und haben Fehler des Gegners provoziert.“

Wie fragil das HSV-Gebilde dennoch ist, zeigte dann der grottenschlechte Auftritt in Stuttgart.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.