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Bestseller-Autor Frank Goosen im Interview

Frank Goosen, seines Zeichens Bestseller-Autor und Fußballenthusiast, spricht nicht nur über sein neues Werk „Raketenmänner“, sondern auch über den norddeutschen Humor, die Gedanken über ein Zweitliga-Duell seiner Bochumer gegen den HSV und über die Fiktion in seinen Büchern. BLOG-TRIFFT-BALL-Autor Hannes Hilbrecht, durch ein Buchpräsent des geliebten Bruders auf Goosen-Werke aufmerksam geworden, sprach mit der Edelfeder aus dem Pott.

 

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Hallo Herr Goosen, der Abstiegskampf in der Bundesliga verspricht ja dramatisch zu werden. Freut man sich in Bochum schon auf eine Partie gegen den HSV?
Das würde sich für uns ein bisschen wie Bundesliga anfühlen. Ich hoffe mal, der HSV bringt ein paar Fans mit, damit unser Finanzvorstand sich freut.

Wirklich viel Zeit zum Fußballgucken hatten Sie zuletzt bestimmt nicht, denn Sie haben ja ein neues Buch geschrieben. Worum geht es bei den „Raketenmännern.“?
Der Titel ist ironisch zu verstehen. Da geht es eben nicht um dynamische Durchstarter, sondern um Männer, deren Rakete in einer etwas flacheren Kurve fliegt. Es sind Männer unterschiedlichen Alters, die ich an Punkten ihres Lebens aufsuche, an denen sich gerade etwas ändert oder zumindest ändern sollte.

Ist ein Buch für echte Männer oder könnte es selbst eine Großmutter aus Itzehoe begeistern?
Wenn die Großmutter aus Itzehoe gerne melancholisch-witzige Geschichten liest, ist auch sie bei „Raketenmänner“ genau richtig. Und der alte Platzwart in der Geschichte „Turbo Krupke“ ist auch schon siebzig.

Ihre Passion für den Fußball ist ja spätestens seit dem sehr lustigen Werk „Weil Samstag ist“ kein Geheimnis mehr. Welche Rolle spielt der Fußball in Ihrem aktuellen Werk?
Eine eher kleine. Die schon genannte Geschichte „Turbo Krupke“ über einen alten Platzwart, der als junger Fußballer beinahe bei den Bayern gelandet wäre, ist die einzige, in der Fußball thematisiert wird.

Was ich mich bei Büchern von Ihnen oder beispielsweise auch Werken von Horst Evers frage, ist, erlebt man das wirklich, oder entspringt das alles der Fantasie des Autors?
Man erlebt, und dann spitzt man es zu. Oder wie der hochgeschätzte Kollege Evers es ausdrückt: Man reichert die Realität bisweilen mit ein wenig Wahrheit an.

Gibt es Scotty also (nicht) wirklich?
Scotty ist einem Kumpel nachempfunden, der sich bei einem Spiel in Gelsenkirchen tatsächlich denkwürdig betrunken hat. Daraus ist die Ur-Scotty-Geschichte „Unter Knappen“ geworden. Auch die Geschichte über das Rückspiel „Nicht in meiner Stadt“ habe, basiert auf der Realität, wieder mit einiger Wahrheit zugespitzt. Aber natürlich heißt der Kollege nicht Scotty.

Kommen wir zu einem anderen Thema. Sie haben die Fußball WM 2006 in einem Ihrer Bücher literarisch verarbeitet. Werden Sie die WM 2014 als „Fan“ verfolgen oder ist dazu ein Projekt geplant?
Ein Projekt ist nicht geplant. Ich werde die Spiele in meinem ausgebauten Keller mit Beamer und Surround-Anlage verfolgen. Und tagsüber komme ich hoffentlich zur Arbeit an meinem neuen Buch – das wieder nicht mit Fußball zu tun haben wird. Manchmal braucht man etwas Abstand zu diesem närrischen Spiel.

Wer wird eigentlich Weltmeister?
Ich denke, Brasilien wird es sich „zu Hause“ nicht nehmen lassen.

Sie sind bekennender Bochum-Anhäger und sitzen auch im Aufsichtsrat beim VfL. Wie verändert sich durch Ihr Amt das Fan-Sein?
Es ist schon ein Unterschied, wenn man für die Entscheidungen des Vereins mitverantwortlich ist. In den letzten drei Spielzeiten haben wir jeweils gegen den Abstieg gespielt. In der zweiten Liga! Da überwiegt bei Siegen manchmal nicht die Freude, sondern die Erleichterung.

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Sie haben in glorreichen Bundesliga-Jahren der Bochumer viele Spiele gegen norddeutsche Teams bestritten. Irgendein unvergessliches Spiel dabei gewesen, an das Sie erinnern?
Um ehrlich zu sein: die wirklich unvergesslichen Spiele haben wir gegen Ückendorf und Lüdenscheid gemacht, aber ich erinnere mich gern an unseren bisher einzigen Sieg in Bremen, als Shinji Ono ganz klar im Abseits stand, als er den Ball von Benjamin Auer bekam, um wieder auf Auer abzulegen, der dann das 1:1 besorgte. Wir gewannen dann 2:1. In Bremen können wir also nur gewinnen, wenn der Schiri beide Augen zudrückt. Aber dafür müssten wir erstmal wieder in derselben LIga spielen.

Gehen wir in die Nachspielzeit: Ihre Lesereisen führen Sie auch gelegentlich in den Norden. Sind die Norddeutschen wirklich so dezent im Humor wie gerne behauptet wird?
Überhaupt nicht! Eines der falschesten Klischees, das es gibt! Ruhrgebiet und Norden, das passt gut. Ich trete vor allem in Hamburg, Bremen und Kiel auf. Alles tofte! Die Nordmenschen sind sehr amüsierwillig und hören gleichzeitig super zu.

Zum Schlusspfiff. Sie waren am 9.4 in Hamburg und am 10.4 in Bremen auf Tour. Wo ließ es sich besser abstürzen?
Das liegt ja jetzt schon eine Weile hinter mir, und ich muss sagen: Bremen war besser. Aber vor allem deshalb, weil eine ehemalige Kommilitonin mit drei Freundinnen da war und wir zusammen mit der Veranstalterin ganz gut versackt sind.

► Zur Webseite von Frank Goosen

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Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.