Top

Marcel Stadel: Der Osnabrücker in der Oberliga

Die TuS Dassendorf ist in Transferperioden immer wieder für eine Überraschung gut. Nachdem bereits im letzten Jahr mit Eric Agyemang ein Sensationstransfer eingefädelt wurde, setzte der Meisterklub nun noch einen drauf und verstärkte auch die Defensive meisterlich. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit dem neuen Abwehrspezialisten Marcel Stadel.

 

Der Wochenbeginn hätte für Dassendorfs Neuerwerbung Marcel Stadel durchaus glücklicher verlaufen können, schließlich ist der Neu-Hamburger als gebürtiger Randbielefelder mit der Arminia verwurzelt. Eben jener Klub, der am vergangenen Montag eine historische Schlacht um den letzten 2.Liga-Platz gegen Darmstadt verlor und sich dabei in Anbetracht des Hinspiel-Ergebnisses ordentlich blamierte. „Da ich mit dem Verein aufgewachsen bin, habe ich schon ein wenig mitgefiebert. Es ist schade für die Region und es gibt viele Jungs aus der Mannschaft, die ich noch persönlich kenne.“

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Doch Stadel, in der letzten Saison stolze 23 Mal in der 3. Liga für den VfL Osnabrück eingesetzt, spricht nicht wie ein fanseelisch angeschlagener Fußballenthusiast, sondern viel mehr wie ein gestandener Profi der seine Zukunft klar vor Augen hat. Er tut das, wie wir im späteren Verlauf hören, sogar aus einem guten Grund.

Denn der 27-Jährige wagt einen ungewöhnlichen Schritt. Trotz vorhandener Perspektiven im Profifußball und eines laufenden Drittligavertrages bei den Osnabrückern kehrt Stadel im besten Fußballeralter dem professionell bezahltem Fußballgeschäft den Rücken. „Es mag sich komisch anhören, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr hundertprozentig für den Leistungssport leben möchte. Da ich aber immer noch durch und durch fußballbegeistert bin, wollte ich meine Karriere unbedingt in einer unteren Liga ausklingen lassen.“, erklärt der hochgewachsene Innenverteidiger demütig.

Dabei ist es nicht alleine die allmähliche Distanz die Stadler zum Profifußball mit der Zeit gewann, die ihn zu diesem Schritt bewegte. Der 94-malige Drittligaspieler kokettiert seit Jahren mit einem Studium, welches im kommenden Herbst in Hamburg beginnen soll. Doch studiert der einstige Junior der Bielefelder Arminia keines der Standardfächer, sondern hat sich ein ganz besonders Terrain ausgesucht. „Ich werde mich mit dem medizinischen Fach der Osteopathie beschäftigen. Das hatte ich zwar schon lange geplant, war aber einfach nicht mit der Karriere als Berufsfußballer vereinbar.“

Vereinbar ist dieses Vollzeitstudium jedoch mit der TuS Dassendorf. Der Schritt in die Oberliga und nicht in die Regionalliga, in der Eintracht Norderstedt Stadel offerierte, vollzog der Defensivakteur bewusst: „Die Regionalliga Nord hört sich zwar sportlich lukrativ an, aber der Aufwand an Trainings- und Fahrtzeiten wäre sehr erheblich gewesen. Ich möchte im Studium und beim Fußball alles geben. Das geht allerdings nur in der Oberliga.“

Dabei punktete die TuS Dassendorf bei Stadel nicht nur mit dem Umfeld und den guten Trainingsbedingungen, sondern auch mit ihrer Erfolgsphilosophie: „Ich möchte mit der Mannschaft Erfolg haben und viele Spiele gewinnen. Da Dassendorf das auch möchte, aber ebenfalls keinen Aufstieg anstrebt, passt das alles sehr gut zusammen.“

Der Neuzugang, der am vergangenen Wochenende erstmal auf seinem neuen Trainer Jan Schönteich traf, war dabei erneut auch ein Verdienst von TuS-Akteur Dennis Tornieporth, der wie bei Agyemangs Verpflichtung auch dieses Mal den persönlichen Kontakt zum Wunschspieler mitinitiierte.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Dassendorfs Trainer Jan Schönteich freute sich über den Spieler, auch weil trotz „süßer“ Meisterschaft die Rückrunde nicht mehr ganz nach Plan verlief: „In der Freude über die Meisterschaft dürfen wir nicht vergessen, dass wir im Jahr 2014 nicht besser als die Konkurrenz waren. Da ist es doch klar, dass der Anspruch da ist sich zu verstärken.“

Dass diese Verstärkung tatsächlich gelang, hatte Schönteich ganz vielleicht auch den am Montag siegreichen Darmstädtern zu verdanken. Denn Stadel bekennt trotz aller Überzeugung, dass es eine „sehr eventuelle“ Hintertür für seine Pläne gegeben hätte: „Ich glaube schon, dass ein Zweitliga-Angebot der Arminia mich sehr beschäftigt hätte.“

Aber das hat sich ja seit Montag erledigt.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.