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Tony Fuchs über Meisterfreuden, Mallorca und Mainz

Heute Abend geht es für die TSG um viel, schließlich wartet das Relegationshinspiel (Mittwoch, 19 Uhr, LIVE im NDR-Stream) gegen die U23 von Mainz 05 auf die Brdaric-Elf. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit Schlüsselspieler Tony Fuchs über die derzeitige Gefühlslage. Der gebürtige Mecklenburger bekennt sich dabei zu seinem Verein.

 

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Tony, am Samstag durftet ihr den Meisterpokal endlich in den Händen halten. Wie war das?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich es noch nicht so wirklich realisiert. Wir sind ja mit ganz anderen Zielen in die Saison gegangen, wollten ja eigentlich nur unseren achten Tabellenplatz aus dem Vorjahr verteidigen. Dass alles jetzt ganz anders gekommen ist, finden wir natürlich super. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir nicht irgendwie, sondern mit 70 Punkten Meister geworden sind.

Durch die Regionalligareform konntet ihr aber noch nicht den Aufstieg feiern. Trübt die anstehende Relegation die Meisterfreuden?
Wir haben uns nach der Pokalübergabe in der Kabine schon gefragt, wie es denn jetzt wäre, wenn wir durch die Meisterschaft direkt aufgestiegen wären. Es beschäftigt einen, ist aber noch lange kein Wermutstropfen. Schließlich haben wir alles noch selbst in der Hand und können aus eigener Kraft mit zwei guten Spielen den Aufstieg perfekt machen.

Im letzten Jahr wart ihr – wie du sagst – noch Achter. Jetzt seid ihr ganz oben. Was hat Thomas Brdaric mit dem Team gemacht?
Ich denke, dass unser Kader eigentlich nicht viel besser war als im letzten Jahr. Wir haben zwar im Winter nachjustiert, doch blieb die Stammmannschaft weitestgehend intakt. Unter Thomas Brdaric hat sich dennoch vieles geändert, wir haben  zum Beispiel ganz viele neue Impulse im Training wahrgenommen. Auch die Trainingsmethoden haben sich verändert, alles ist etwas intensiver geworden. Manchmal standen wir sechs Stunden auf dem Platz und haben zwischen zwei Einheiten ganz akribisch taktische Themen mit dem Trainer besprochen. Die  erste Duftmarke kam ja dann schon im Pokal gegen Freiburg, die wichtig war, da sie uns in unseren Abläufen bestärkte. Der Trainer ist aber ein Typ, der trotz der entstehenden Erfolg nie nachlässt. Das war für die weitere Saison von großer Wichtigkeit.

Für was ihr im Stande seid habt ihr ja schon gegen Hansa Rostock bewiesen. War rückblickend der Landespokalsieg der entscheidende Mutmacher?
Nein, das würde ich jetzt nicht so sagen. Wir sind damals über uns hinausgewachsen und  haben – zugegeben gegen einen angeschlagenen Gegner – ein tolles Spiel abgeliefert. Dazu kam, dass wir in den wichtigen Momenten mit den Toren zur Stelle waren. Der Sieg war alleine schon durch den DFB-Pokaleinzug wichtig und verschaffte uns einen positiven Schub für den Urlaub, als Grund für unsere starke Saison würde ich ihn aber nicht entscheidend hervorheben.

Damals ging es wie gesagt gegen den FC Hansa. Du bist Ur-Mecklenburger. Warst du eigentlich früher selbst Fan?
Es ist doch logisch, das man als Mecklenburger zum FC Hansa hält. Ich war da nicht anders und habe zu Bundesligazeiten immer die Daumen gedrückt. Später war ich auch oft im Stadion, da mein Jugendfreund und ehemaliger Teamkollege Tobi Jänicke bei den Hansa-Profis gespielt hat. Wir sind Tür an Tür aufgewachsen und unser erster Trainer war mein Vater, deshalb stehen wir immer noch sehr gut in Kontakt.

Damit im kommenden Jahr zwei Derbys gegen den FC Hansa anstehen, müsst ihr die Relegation erfolgreich bestreiten. Denkt man als Spieler nur noch an das eine Spiel,  oder kann man noch ganz normal abschalten?
Naja, alle zehn Minuten werde ich durch das bimmelnde Handy an das Spiel erinnert, da zig Bekannte Kartenwünsche äußern. Dennoch möchte ich nicht abstreiten, dass das Spiel schon sehr im Alltag präsent ist. Ich versuche zuhause mich mit genügend Schlaf und guter Ernährung auf die Partie vorzubereiten. So eine Chance gibt es schließlich nicht alle Tage.

Es geht gegen eine zweite Mannschaft. Wäre dir eine „normale“ Truppe lieber gewesen?
Das kann ich nicht so wirklich beantworten. Ich kenne die Mannschaften einfach nicht genug, um da entsprechende Abwägungen zu treffen. Allerdings ist es ein Vorteil, dass wir im letzten Spiel gegen Union Berlins U23 ran durften. Die Mannschaften ähneln sich ja in ihrer sehr guten technischen Ausbildung und von daher war es gut, eine ähnlich spielstarke Mannschaft im Vorfeld zu testen.

Tony, mal etwas ernster gefragt. Bleibst du auch im Falle des Nichtaufstiegs?
Die Verhandlungen liegen ja momentan auf Eis. Das liegt daran, dass wir uns einfach nur auf die Spiele fokussieren wollen. Allgemein kann ich sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle und die Gespräche gut angelaufen sind. Die Tendenz geht in Richtung TSG und meine Entscheidung ist nicht in erster Linie vom Verlauf der Relegation abhängig. Allerdings bleibt mein Ziel, irgendwann in der dritten Liga Fußball zu spielen. Am liebsten im nächsten Jahr an dieser Stelle.

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Du stehst mit 23-Jahren vor dem Einzug in den endgültig höherklassigen Fußball. Das ist für heutige Verhältnisse schon etwas spät. Hattest du die Hoffnung zwischendurch schon aufgegeben?
Ich würde es anders formulieren. Ich hatte lange Zeit gar nicht die Ambition Profifußballer zu werden. Ich habe zwar im Jugendbereich Regionalliga gespielt, doch hatte ich nicht den Eindruck, gut genug für ganz oben zu sein. Deshalb habe ich mein Abi gemacht und eine Ausbildung angefangen, nebenbei für Neubrandenburg in der Verbandsliga gekickt. Durch den Aufstieg in die Oberliga und einer  persönlich guten Saison bin ich in Neustrelitz gelandet. Da hatte ich das Glück, von Verletzungen verschont zu bleiben und sehr viele Spiele zu absolvieren. So hat sich die Lust auf den Profifußball zuletzt wieder sehr genährt.

Nach der feststehenden Meisterschaft wart ihr auf Mallorca. Wo geht’s nach dem Aufstieg hin?
Zu erst einmal muss ich ja eingestehen, dass Mallorca völlig spontan entstanden ist. Gegen 23 Uhr, zum Höhepunkt von Meisterfeier und leichter Heiterkeit, haben wir um 23 Uhr die Flüge gebucht und sind morgens um sechs von Berlin-Tegel abgeflogen. Wir selber haben noch nichts geplant und werden im Fall der Fälle bestimmt für eine Spontanität zu haben sein. Sollte es auf Reisen gehen, dann gehen wir aber davon aus, dass Herr Bornemann und Herr Brdaric mit an Bord sind.

Tony Fuchs bestritt für die TSG Neustrelitz bislang 57 Spiele, traf neun Mal und bereitete zehn Treffer vor.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.