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Viele Fakten zum Kieler Abstiegsfinale

Am Samstag kämpft Holstein Kiel um den Klassenerhalt. Für die Mannschaft von Karsten Neitzel geht es um fast alles – auch gewissermaßen um den DFB-Pokal. BLOG-TRIFFT-BALL bereitet Euch auf den Thriller vor.

 

Ausgangssituation:
Theoretisch kämpfen noch vier Mannschaften um den Klassenerhalt. Denn neben dem Zweikampf zwischen den Kieler Störchen und dem SV Elversberg, auf das alles hinauslaufen wird, könnten auch Unterhaching und die Dortmunder Borussia noch runtergehen. Das Wichtigste: Holt Kiel mindestens einen Punkt oder gewinnt Elversberg nicht in Dortmund, ist der Klassenerhalt an der Förde gesichert. Unterhaching muss runter, wenn man selbst hoch verliert und Elversberg deutlich gewinnt, die U23 vom BVB ist nur bei einer Niederlage mit mindestens fünf Toren Unterschied akut bedroht.

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Die Gegner:
Obwohl der SV Darmstadt 03 „nur“ Dritter ist, stellen die Hessen die schwerstmögliche Aufgabe für die Norddeutschen dar. Denn: Die Mannschaft von Trainerfuchs Dirk Schuster ist die beste Rückrundenmannschaft der Liga, holte in 18 Spielen stolze 43 Punkte. Zudem sind die Darmstädter eine wahre Heimmacht. Mit 13 Siegen und drei Remis ist der Relegationsteilnehmer der zweitbeste Gastgeber (hinter RB Leipzig) der Liga.

Die eigene Bilanz:
Holstein Kiel weist die viertschlechteste Auswärtsbilanz aller Drittligisten auf, zumindest wenn es nach der Punktausbeute geht. Allerdings haben nur vier Mannschaften seltener auswärts verloren. Insgesamt ging die Neitzel-Elf nur sieben Mal als Verlierer auf die Heimfahrt. Schlecht: Drei der letzten sieben Auswärtsniederlagen gab es zuletzt in Serie.

Was spricht für Kiel:
Für die Holstein-Mannschaft spricht zwar einiges, dennoch stehen die Chancen bei neutraler Betrachtung nur knapp über der 30 Prozent-Marke. Ein Punktgewinn im Darmstadt wäre überraschend, ein Sieg fast schon utopisch. Hoffnung macht aber der Trubel um RB Leipzig: Dort steht aufgrund von Lizenzstreitigkeiten der Aufstieg auf dem Spiel, vielleicht lenkt das Stroh-Engel und Co. entscheidend ab. Da es für die KSV extrem schwer wird, ruht der Blick besonders lange über Dortmund. Größter Vorteil: Die Elversberger haben erst dreimal auf fremdem Platz gewonnen und sind in Dortmund klarer Außenseiter.

Was spricht gegen Kiel:
Die sportliche Situation des Gegners ist abgesehen vom Wirrwarr um RB Leipzig die schlechtmöglichste Konstellation. Weder haben die Darmstädter im Aufstiegstrubel (wenn sie schon direkt aufgestiegen wären) Konzentration eingebüßt, noch lastet eine sportliche Drucksituation auf der Überraschungsmannschaft der Saison. Dennoch wird sich der Schlendrian wohl kaum ins Darmstädter Spiel einschleusen, da die  Spannung vor der schweren Relegation hochgehalten werden muss. Selbst wenn Schuster Akteure schont – die zweite Darmstädter Reihe, ebenfalls breit und teilweise vorzüglich besetzt, wird noch heißer auf das Spiel sein um sich für Einsatzzeiten in der Aufstiegsrunde zu empfehlen.

Ein kontrafaktischer Ausblick: Was wäre wenn…

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Kieler Klassenerhalt:
Die Perspektive in Schleswig-Holstein ist bestens. Trotz zahlreicher Krisensituationen bewies der Verein stets Ruhe, die intraspezifischen Mechanismen im Klub griffen auch bei längeren Miseren. Die Vereinsstrukturen sind gut, die Doppelspitze Bornemann und Schwenke harmoniert gut mit Team und Trainer. Zudem ist der Kader jung, sollte mit dem Abstiegskampf noch gereift sein. Macht der Klub in der Sommerpause einiges richtig, ist ein weiterer Abstiegskampf im kommenden Jahr wohl eher nicht zu befürchten.

Kieler Abstieg:
Eine streckenweise passable Saison mit 42 Punkten, die zwischenzeitlich merklich unter den Verletzungen im Profikader litt, würde im Abstiegsfall nicht mehr viel Wert sein. Das ganz große Chaos im Verein würde zwar überraschen, ist aber in extremen Situationen immer eine mögliche Konsequenz. Ebenfalls wichtig: Wie würde das Team eine Woche später gegen Weiche im Landespokal antreten? Verspielt eine moralisch angeschlagene Mannschaft dann auch noch den anvisierten DFB-Pokal? Interessant: Gegner Darmstadt stieg letztes Jahr tabellarisch ab, gewann aber dennoch kurz darauf den Landespokal gegen Wiesbaden und profitierte dann von der Offenbacher Insolvenz. Konsequenz: DFB-Pokal Livespiel gegen Schalke katalysierte die furiose Saison entscheidend.

Was kampfansagt Kiels Trainer: „Auf ein Remis zu spielen ist schwierig, das haben wir auch noch nie in dieser Saison gemacht“
Und Kiels Trainer über den Gegner:  „Darmstadt hat die Relegation erreicht und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Vor voller Hütte werden die anstehenden Relegationsspiele für Darmstadt bei der Planung sicher auch eine Rolle spielen, aber Nachlässigkeiten erwarte ich bei unserem Gegner ganz sicher nicht.“

Aktuell: Das große Interview mit Holstein-Manager Andreas Bornemann

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.