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Sächsisch auf Kieler Art

Karsten Neitzel, Trainer der KSV Holstein, hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Dank der akribischen Arbeit Neitzels und dem Vertrauen der Kieler-Doppelführung Bornemann-Schwenke führte der gebürtige Dresdner die Schleswig-Holsteiner zum umjubelten Klassenerhalt. Nun naht sächsische Unterstützung. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit Nestneuling Kegel und und dem Chefstorch.

Fotos: calcio-culinaria.de

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Ein echter Transfercoup ist der Kieler Sportvereinigung in der vergangenen Woche gelungen. Mit Maik Kegel wechselte schließlich ein fußballerischer Feinschmecker an die Kieler Förde. Der gebürtige Dresdner, der in seinen jungen 24 Jahren schon über 136 Spiele in der 3. Liga absolvierte und zudem 12 Mal Zweitligaluft schnupperte, schließt sich nach auslaufendem Vertrag in Chemnitz der KSV ein.

Wenig überraschend, dass Storchchef Karsten Neitzel Kegel mit einem breiten Grinsen an der Küste empfing: „Er wird uns im offensiven Bereich sehr verstärken. Seine Technik und sein Drang in Richtung Zentrum sind wichtige Bestandteile unseres künftigen Spiels.“

Dabei laufen auch abseits der Überraschungspersonalie, die wohl nur sehr wenige Experten auf dem Zettel hatten, die Kieler Personalplanungen auf Hochtouren. Schließlich gelangen mit den Akquisen von Patrick Kohlmann, einem deutsch-irischen Linksverteidiger von Union Berlin, und Torhüter Kenneth Krönholm Verpflichtungen, die auch bei der Konkurrenz den einen oder anderen anerkennenden Blick geerntet haben dürfte.

Dementsprechend zufrieden ist Neitzel mit dem bisherigen Verlauf des Transferfensters. Dies allerdings nicht nur aufgrund der neuen Gesichter, wie der 46-Jährige erklärt: „Mit unseren Verpflichtungen haben wir die offenen Planstellen zu unserer Zufriedenheit besetzen können. Doch nicht nur das ist positiv, auch der Verbleib sämtlicher Leistungsträger aus dem Vorjahr stellt ein wichtiges Zeichen dar.“

Nicht zu den Leistungsträgern des Vorjahres gehörte Marcel Schied, der mittlerweile Holstein Kiel verlassen hat. Schied selbst hatte seinen Wechselwunsch gegenüber den Kieler Verantwortlichen geäußert, da es an der für Schied wichtigen Startelfperspektive mangelte. Ein Schritt, der für die Fußballleidenschaft des 31-Jährigen spricht, der es nun schwer haben dürfte, noch einmal einen so gut dotierten Vertrag wie in Kiel zu unterschreiben.

Doch auch für die Kieler Verantwortlichen, die in der Causa Schied einvernehmlich mit dem betroffenen Akteur agierten, birgt der Deal Vorteile. Für die etwaige Stürmersuche, in der laut BTB-Informationen streng nach „besonderer“ Qualität sondiert wird, entstehen durch die von Schied verlassene Gehaltsliste neue Möglichkeiten.

Trainer Neitzel äußerte sich jedoch noch verhalten zur Thematik: „Ja, wir könnten uns durchaus eine Stürmerverpflichtung vorstellen. Dann muss es aber eine Personalie sein, die den Sturm in der Spitze verstärkt.“

Trotz vieler interessanter Personalien, unter anderen die von unserem neuen Kiel-Autor Norwin Heister (kommt in Kürze) analysierte Torhüterposition, bleibt die Personalie Maik Kegel die interessanteste. Auch, weil  Neitzel und der neue Mittelfelddirigent eine sehr ähnliche Vita aufweisen. Beide in Dresden geboren und ehemals für die dort ansässige SG Dynamo aktiv, spielten interessanterweise für den gleichen Jugendklub, dem Radeberger SV.

Trotz gemeinsamer Tangentialpunkte in den spielerischen Laufbahnen der Akteure, kannten sich Neitzel und Kegel bis zu den ersten Gesprächen, die im Mai stattfanden, nur vom Hörensagen. Demzufolge besaß der Dresdner-Backround von Kegel keinen Einfluss auf den ablösefreien Transfer.

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Karsten Neitzel bestätigt: „Wir verpflichten ja nicht nach Wohnort, sondern nach qualitativen Merkmalen. Ich selbst hatte auch erst im Rahmen der Wechselgespräche den ersten direkten Kontakt zu ihm.“ Für Kegel, der dem Vertragsangebot aus Chemnitz eine Absage erteilte, ist die Vergangenheit seines Trainers nicht unwichtig, wie er BLOG-TRIFFT-BALL verrät: „Es ist natürlich für einen Spieler schön, wenn es in der Mannschaft jemanden gibt – egal ob Spieler, Trainer oder Funktionär – der aus einer ähnlichen Region kommt.“

Der wichtigere Beweggrund waren jedoch die intensiv geführten Gespräche und das hochprofessionelle Kieler-Umfeld: „Die Perspektiven, die in den Verhandlungen aufgezeigt wurden, waren schon sehr verlockend. Entscheiden kam dann noch mein Besuch in Kiel dazu. Die Bedingungen haben mich einfach überzeugt.“

Mittelfeldmann Kegel, der bisher ausschließlich im sächsischen Raum kickte, freut sich zudem auf ein neues Lebensgefühl. „Ja, für mich war ebenfalls ausschlaggebend, dass ich einfach mal woanders leben möchte. Etwas Neues auszuprobieren. Das es im Sommer an die Küste geht, ist ein toller Nebeneffekt.“, so der schmunzelnde Ex-Dynamo.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.