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Darum eröffnet Süderelbe die Oberligasaison

Vicky gegen Dassendorf, Göttling gegen Meistertrainer Schönteich, gar Topfavorit gegen Topfavorit hätte der Saisonauftakt der Oberliga-Hamburg sein können. Das Duell der großen Oberliga-Nummern fällt nun auf den Sonntag Abend. Warum der Auftakt stattdessen Süderelbe vs. Vier- und Marschlande heißt, erklärt das BTB-Duo Semmler-Hilbrecht.

Foto: noveski.com

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Viele Fans in der Oberliga-Hamburg rieben sich verwundert die Augen, als der Hamburger-Fußballverband (HFV) den eher wenig glamourösen Kick zwischen Aufsteiger Süderelbe und SC Vier- und Marschlande als Auftaktpartie der Oberliga-Saison 2014/2015 bestimmte. Zwei mutmaßliche Kellerkinder am Freitagabend in einer Ansetzung, die durchaus dafür bekannt ist, dass auch viele Anhänger anderer Mannschaften den feierlichen Auftakt der Oberliga-Hamburg vor Ort in gespannter Manier aufsaugen wollen. Demnach ein attraktives Spiel für den Neuling aus Süderelbe und dem gastierenden Tabellen-15 aus dem Vorjahr.

Eine wahrlich überraschende Spielauswahl, tritt doch am gleichen Spieltag der Vorjahresmeister Dassendorf gegen den Regionalliga-Absteiger Victoria Hamburg an, und Marius Ebbers sein erstes Oberliga-Spiel überhaupt bestreiten wird.

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Wirklich sensationell kam das Auftaktprogramm zwischen Süderelbe und Vier- und Marschlande dann aber doch nicht zustande. Schließlich war der Aufsteiger, dessen Aufstieg vom Tohuwabohu um Osteinbek überschattet wurde, der einzige Klub, der sich formgemäß in schriftlicher Ausführung um das Spiele bemüht hatte. „Vicky“, so ergab ein BTB-Nachfrage beim HFV, hatte sich lediglich „zart“ und „mündlich“ an den Verband gewendet.

HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki gegenüber BLOG-TRIFFT-BALL:  „Die Bewerbungsformalitäten sind locker. Eine mehrseitige PDF-Präsentation um die Vergabe des Auftaktspielortes ist nicht notwendig. Wir müssen die Kirche da auch im Dorf lassen, schließlich sind wir ein Amateurfußballverband. Formlos reicht.“

Zudem bekennt der Verbandsoffizielle freimütig: „Der Saisonstart bei Süderelbe passt doch gut. Erstmals findet der Auftakt der Oberliga Hamburg in Harburger Umkreis statt. Das ist doch eine schöne Geschichte.“

Eine Geschichte, die auch möglich wurde, weil die übliche Bewerberresonanz nicht zu registrieren war. Der sonstige Konkurrenzkampf, in den letzten Jahren nicht selten zwischen fünf bewerbenden Vereinen ausgetragen, blieb dieses Mal mangels Interesse aus. Byernetzki hat dafür jedoch eine plausible Erklärung parat: „Es hat uns auch überrascht. Aber es kann doch gut sein, dass sich Teams, die sich in den letzten Jahren erfolglos beworben hatten, nicht noch eine Absage kassieren wollten.“

Optimistisch bleibt der Verband aber dennoch, was die Attraktivität der Saisoneröffnung angeht. „Im nächsten Jahr werde wieder ein höherer Andrang erwartet“, heißt es aus Verbandskreisen. Und ja, so erfuhr BLOG-TRIFFT-BALL, liegt eine Bewerbung für das kommende Jahr bereits vor.

Tatsächlich scheint der geringe Bewerbungsanspruch nur eine Ausnahme gewesen zu sein. Kaum vorstellbar, dass die Hamburger Oberligisten die Chance auf ein zuschauer- und medienwirksames Spiel wieder leichtfertig verstreichen lassen. Immerhin besuchten in den letzten Jahren im Schnitt jeweils 800 Zuschauer die Saison-Ouvertüre. 2009 in Curslack waren es gar 1200 Besucher.

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Doch nicht nur der  eher spärliche Andrang auf den Status des Saison-Openers überrascht, auch dass Prozedere der Eröffnungsveranstaltung wartet mit unerwarteten Eventualitäten auf. So wird nicht HFV-Präsident Dirk Fischer die ersten Worte sprechen, sondern Stellvertreter Reinhard Kuhne.

Der einfache Grund: Fischer radelt derzeit in seinem Urlaub von Krakau in die politisch zerworfene ukrainische Hauptstadt Kiew. Neben dem Auftritt des HFV-Oberhaupts wird auch die gewohnte Interviewrunde der Vereinsverantwortlichen aus dem Rahmenprogramm fallen. Ein Umstand, den sowohl Süderelbe auch Vier- und Marschlande verkraften sollten.

Bei der Hamburger Victoria blickt man derweil optimistisch auf die erwartete Zuschauerresonanz. Schließlich spielen die Kiez-Kicker und möglichen Ebbers-Kiebitze vom FC St. Pauli bereits am Samstag gegen Ingolstadt, während der HSV  noch in der Sommerpause weilt. Vielleicht lockt ja die bundesligaverdächtige Anstoßzeit am Sonntagabend  (18 Uhr) den einen oder anderen Fan nach Dassendorf.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.