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Hilbrechts Blog: Mehr Dortmund für Frankreich.

Die BLOG-TRIFFT-BALL(er) Benny Semmler und Hannes Hilbrecht waren gestern nicht ganz zufrieden. Das lag hauptsächlich am Auftreten der deutschen Nationalmannschaft. Er fordert nach dem Achtelfinale und vor Frankreich: Mehr Dortmunder für die Nationalmannschaft. Sein BLOG zum Algerien-Spiel.

 

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Kann ich auf Mustafi und Höwedes wirklich sauer sein? Diese Frage trieb mich in der gestrigen Nacht noch sehr lange herum. Selbst die Verkostung des vorabendlich erworbenen Bushmills,  konnte mich nicht so recht in erheiterte Gedankengänge führen. Zu sehr plagten mich die ersten siebzig Minuten des WM-Achtelfinales gegen starke Algerier. Mich ärgerten Alibi-Flanken, mehr noch dass oftmals behäbige Flanieren an der Seitenlinie bei eigenen Ballbesitz.

Je später die Nacht, so bröckliger die Eiswürfel, so fad der eigentlich raue Ire, desto mehr gesellte sich Mitgefühlt statt Zorn zu den Mustafis in meinem Kopf. Haben Spieler, die ja nichts für ihre Positionierung können und ihr Bestes geben, wirklich die volle Breitseite an roher Beschimpfung verdient?

Nein, dachte ich.

Demzufolge ist klar, dass die Zielscheibe meiner Gedanken längst eine andere war. Ich schätze Jogi Löw noch immer. Ich weiß, wie viel er bereits für deutschen Fußball getan hat. Doch Errungenschaften und Erfolge der Vergangenheit sind das eine. Wie schön sie auch sein mögen – helfen tun sie uns zurzeit nicht.

Dabei ist es nicht nur die „unglückliche“ Konstellation der Außenverteidigerpositionen, die mich stört. Es ist die Philosophie, die mich am meisten kränkt. Momentan, so kommt mir das Spiel von Jogi Löw vor, wollen wir das Spiel der großen Bayern kopieren. Endlose Ballstafetten, Dominanz und die strotzende Kraft. Das hört sich lukrativ an – doch ohne Alaba, Thiago, Robben und Ribery mag sich wohl auch kein Bayernfan das Spiel der Seinen vorstellen.

2010 war das anders. Da spielten wir wie Dortmund in den folgenden Jahren. Leidenschaftlich, schnell, und wenn es nötig war gar rasend.

Dieser kontrollierte Kontrollverlust, die Siegesmentalität und der Wille zur Begeisterung,  all das sehe ich nicht. Vielleicht auch, weil die deutsche Mannschaft den Titel zu unbedingt gewinnen will. Ein Riese, der in aller Spielkontrolle den Titel erarbeiten möchte. Streng nach Protokoll. Die Wand der vier Innenverteidiger ein post modernes Catenaccio – hinten die Null mit einer stämmigen Mauer und einen fabulösen Manuel Neuer erringen, im Sturm schon irgendwie ein Tor ermüllern. Nennen  wir es Ergebnisfußball. Ergebnisfußball, der nicht nur uns schwitzende Anhängerschaft erbost, sondern auch famosen Kickern den Spaß an der Sache raubt.

 

Über all das würde ich nicht schwadronieren, wenn wir keine Möglichkeiten hätten. Ich bin niemand, der aburteilt, wenn Maxime erreicht sind. Im Gegenteil: Gibt eine Mannschaft alles und ist trotzdem mies, gehören ihr dennoch meine Sympathien. Momentan, so denke und hoffe ich, sind wir noch weit von unserer positiven Klimax entfernt. Selbstverschuldet. Denn mit Durm und Großkreutz gibt es Alternativen. Farbtöne, die Jogi Löw noch nicht angemischt hat. Sehr wahrscheinlich auch nicht anmischen wird.

Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.