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Hansa vs Erfurt: Macht Weidlich den Lartey?

Der FC Hansa Rostock trifft am 2. Spieltag auf Rot-Weiß Erfurt. Der Gast aus Thüringen, selbsternannter Aufstiegsanwärter, bringt dabei ein gutes Omen mit an die Ostseeküste. Im Fokus: Denis Danso Weidlich.

Foto: hammoniaview.de

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Bestes Sommerwetter an der Ostseeküste und mit Peter Vollmann ein Cheftrainer, der die Mannschaft nach dem Training mit einem kräftigen „Gut gemacht“ verabschiedete. Beste Laune also in der Hansestadt, die sich auch nach der gut vierzig minütigen Pressekonferenz gehalten hatte. Der Grund für die etwas längere Gesprächsrunde: Buchautor Björn Achenbach hatte sein Werk „Hansa Rostock ist mein Leben“ der Medienmeute vorgestellt und dabei Juri Schlünz gleich mit im Gepäck gehabt.
Doch nicht nur über Altvergangenes und Ehrwürdiges wurde geplaudert, denn nach der Auftaktsequenz wurde schließlich mit Peter Vollmann und Denis Weidlich endlich über den Fußball gesprochen.

Im Fokus dabei selbstverständlich der Heimauftakt und die hoffentlich baldigst zu beendende Negativserie von sieglosen Heimspielen. Der letzte Sieg vor eigener Kulisse stammt schließlich noch aus dem neblig kalten Dezember 2013. So wirklich versteifen wollte sich Peter Vollmann aber nicht auf die Negativstatistik: „Mir ist es egal wo wir am Ende die Punkte holen.“, antwortete der Trainer auf eine der reichlichen Fragen, die sich auf den „Heimfluch“ bezogen.

Eine Marschroute, die seine Spieler bereits unmittelbar nach dem Training verkörperten. „Man freue sich auf den Heimauftakt“ und „wolle natürlich gewinnen.“, hieß es erwartungsgemäß von Seiten  der Hauptprotagonisten. „Die Vergangenheit ist Vergangenheit und Negativ-Statistiken sind  da, um sie zu brechen.“, kommentierte beispielsweise Torhüter Jörg Hahnel besonders deutlich, allerdings auch mit einem verschmitzen Lächeln.

Im Mittelpunkt stand aber nicht die Rostocker Nummer 1, sondern vor allem Denis Danso Weidlich. Was wenig überrascht, schließlich ist der Deutsch-Ghanaer so etwas wie der heimliche Star der Truppe. Universell einsetzbar, dynamisch und technisch eine Augenweide. Dazu defensiv und offensiv eine Bereicherung, die auf nahezu allen Positionen eingesetzt werden kann. Einer festen Position, so musste der Rostocker Journalist in den vergangenen Monaten erfahren, kann man Weidlich  nicht mit finaler Sicherheit zuordnen.

In der Vorbereitung noch in nahezu jeder Testspielminute Rechtsverteidiger, dominierte der gebürtige Hamburger beim Auftaktspiel in Münster auf einmal  als Spielgestalter in leicht zurückgezogener Manier. Eine Position, die Weidlich auch gegen Erfurt bekleiden wird, wie Chef-Trainer Vollmann dezent andeutete: „Gehen Sie davon aus, dass Denis gegen Münster nicht den rechten Verteidiger spielen wird.“

Dass das für den 27-Jährigen jedoch kein Problem gewesen wäre, machte der Ex-Erfurter bereits auf dem Pressepodium klar: „Ich spiele dort wo der Trainer mich aufstellt. Es geht ja nicht um mich, sondern um die Mannschaft.“, hieß es in einer Melange aus Altruismus und der gewohnten Bodenständigkeit des variablen Akteurs.

Das sich Weidlich in der Mittelfeldzentrale dennoch besonders wohl fühlt, macht er dann allerdings im Gespräch mit BLOG-TRIFFT-BALL deutlich: „Die Position gefällt mir schon sehr gut. Von da aus kann ich überall hin und meiner Mannschaft da helfen, wo sie meine Hilfe benötigt.“

Dabei profitiert nicht nur der stellvertretende Kapitän von seiner neuen Positionierung, die ihn noch besser ins hanseatische Spiel eingliedert, sondern vor allem die Mannschaft selber. Zwei Mal kickte Weidlich bisher in der zentralen Mittelfeldrolle, beide Male überzeugten die Mecklenburger zumindest offensiv. Gemeint ist damit neben dem hochinteressanten 4:3 aus der Vorwoche das 2:2 gegen die Stuttgarter Kickers, das letztendlich zum Drittliga-Abschiedskick von Vollmann-Vorgänger Andreas Bergmann avancierte.

Dabei passt die Personalie Weidlich nahezu perfekt ins Beuteschema vom emsigen Übungsleiter der Rostocker. Schließlich scheint Peter Vollmann ein Mittelfelddreieck gefunden zu haben, dass dem Erfolgstrio aus dem Drittligaaufstiegsjahr nicht nur in Nuancen ähnelt. Der wuchtige und torhungrige Blacha sowie der wendige und trickreiche Bickel wirken wie formveränderte Dubletten zu Björn Ziegenbein und Tobias Jänicke. Weidlich, wie auch Pendant Lartey ghanaische Wurzeln besitzend, könnte demnach den Part des federführenden Strategen übernehmen. Der Belobigte wiegelt aber vorerst ab: „Ich kenne „Mo“ ganz gut und weiß, was er für ein toller Fußballer er vor seiner Verletzung war. Mir geht es aber nicht darum, andere Spieler zu kopieren, sondern mit der Mannschaft Spiele zu gewinnen.“

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Derweil ist die Personalie um Weidlich als Lartey-Double nicht das einzige Omen, dass die Rostocker besitzen. Schließlich kommt mit den aufstiegsgewillten Erfurtern eine Art Lieblingsgegner an die Ostseeküste: Insgesamt sechs Duelle lieferten sich beide Teams in den letzten Jahren, wovon der FC Hansa drei gewann und drei mit einem Remis beendete. Zudem sind die Thüringer bei allen drei Drittligaduellen torlos im Ostseestadion geblieben.

Und bei genauerer Betrachtung gibt es sogar noch eine kleine positive Deutungsvarianz: Vor vier Jahren trafen Erfurt und Rostock ebenfalls am zweiten Spieltag aufeinander, der mit einem Rostocker 1:0 endete. Drei Punkte, die wichtiger waren, als es die reine Punktausbeute und der eher triste Spielverlauf damals vermuten ließen. Schließlich veredelte der erkämpfte Dreier den starken Auftaktsieg und fungierte als Bestätitigung der eigenen Stärke.

Um nichts weniger geht es am kommenden  Samstag. Erst ein Sieg gegen Erfurt poliert das enthuisiastische 4:3 in Münster nämlich so richtig schick. Noch besser, dass die finale Politur mit der Verbannung des Heimfluches enden könnte.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.