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Goslar-Manager fordert mehr von Pannewitz

Beim Goslarer SC läuft es nicht wie gewünscht. Auch in Lübeck sprang in einem typischen 0:0-Spiel nichts Zählbares heraus, da Lübeck mit 1:0 gewann. Wir sprachen mit Goslars Rene Wirth (Foto) bereits vor dem Lübeck-Spiel ausführlich über die angespannte Situation. Die alles entscheidende Trainerfrage schoben wir allerdings brandaktuell nach.

 

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Herr Wirth, aus besonderem Anlass:  1 Punkt aus vier Spielen, am Ende der Tabelle. Dazu bereits in der letzten Rückrunde abgebaut. Ist Trainer Mario Block noch zu halten?
Natürlich werden im Fußball Fragen gestellt, insbesondere wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Allerdings ist es unumstritten, dass Mario Block am Wochenende auf der Bank sitzen wird. Davon kann definitiv ausgegangen werden. Es ist ja nicht nur der Trainer, sondern auch die Mannschaft, die sich Fragen gefallen lassen muss.

Interview, geführt vor dem Lübeck-Spiel

Das überrascht doch ein wenig, schließlich legte der Goslarer SC einen eher bescheidenen Saisonstart hin.
Dass der Saisonstart eher unglücklich verlief, kann und möchte ich nicht bestreiten. Ein Punkt ist sicherlich zu wenig und das 0:4 gegen die U23 vom HSV war auch schmerzhaft. Allerdings hat sich zumindest diese Niederlage ja etwas relativiert, da sich zeigte, dass der HSV-Nachwuchs wirklich perfekt gestartet ist. Nicht, dass das die Niederlage besser machen würde, aber sie lässt sich zumindest etwas besser anschauen. Vielleicht ist es ja auch ein gutes Omen. Im Vorjahr gut gestartet und irgendwann abgebaut, können wir dieses Jahr vielleicht zum richtigen Zeitpunkt ganz oben stehen.

Das HSV-Debakel haben Sie erläutert. Wie bewerten Sie die anderen beiden Spiele?
Gegen Meppen stimmte die Leistung zu weiten Teilen. Klammern wir die ersten zwanzig Minuten aus, war der Rest schon sehr ansehnlich. Gegen Havelse hätten wir, so wurde ich in Spanien unterrichtet, eigentlich gewinnen müssen. Haben wir aber nicht, haben bitterweise sogar am Ende noch verloren. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Probleme zeitnah in den Griff bekommen.

Was sind das für Probleme?
Wir haben einige Spieler, die noch lange nicht da sind, wo sie leistungstechnisch stehen sollten. Die noch nicht ganz ihre Topform gefunden haben und noch lange nicht am maximalen Limit spielen. Auch ein Kevin Pannewitz ist sicherlich nicht ganz da, wo wir ihn gerne gehabt hätten.

Da schlägt natürlich mein Rostocker Tacho aus. Wo harkt es bei „Panne“? Er machte doch zwischenzeitlich einen sehr gereiften Eindruck.
Es ist die Fitness. Er hat immer noch nicht die körperliche Grundlage, um sein komplettes Leistungsvermögen abzurufen. Wir dachten, dass es sich in seinen zehn Monaten in Goslar langsam dem Idealzustand annähern würde. Dem ist momentan nicht so. Es wartet viel Arbeit. Allerdings muss auch gesagt werden, dass sein Verhalten ansonsten zufriedenstellend ist. Er fällt nicht durch irgendwelche Exzesse auf, wie manch böse Zunge im Vorhinein erwartet hatte.

Pannewitz ist ein sehr gutes Stichwort. Der Kader liest sich prominent, mit Alexander Ludwig kam ein Regionalliga-Kracher. Günstig klingt anders. Warum investiert Goslar viel Geld in den Kader, obwohl der Aufstieg strukturell noch nicht zu stemmen ist?
Weil wir uns nicht verschlechtern wollen. Wir wollen uns ja sportlich entwickeln und darüber unsere Zuschauer anlocken. Wir haben nicht das Publikum wie in Meppen oder Oldenburg, wollen aber zumindest in ähnliche Welten vorstoßen. Unsere Anhänger im Harz lassen dich dabei am besten mit Leistung beeindrucken. Mit guten Auftritten und Toren, versteht sich.

Aber wäre das Geld, was in einem überdurchschnittlichen Spieler wie Alexander Ludwig investiert wird, nicht besser in anderen Bereichen angelegt.
Erst einmal müssen wir aufpassen, dass kein falscher Eindruck entsteht. Alexander Ludwig ist nicht primär wegen des Geldes zu uns gekommen. Er weiß, dass er bei uns spielen wird und ein Schaufenster bekommt. Er hat im letzten Jahr, als er vereinslos dastand, viel gezweifelt und auch ein wenig die Lust am Fußball verloren. Bei uns kann er diese wiederentdecken und in einer ambitionierten Mannschaft spielen. Dass in Goslar vielleicht mehr bezahlt wird als anderorts in der Regionalliga-Nord, möchte ich aber nicht bestreiten.

Wo steht der GSC finanziell in der Liga?
Im oberen Tabellendrittel würde ich uns einordnen. Da ist es jedoch sehr eng und bis auf Wolfsburg, die mit ihrem Millionenetat in einer anderen Liga spielen, gibt es in diesem Bereich nicht mehr die ganz großen nennenswerten Unterschiede. Demnach ist  das obere Drittel ein sportliches Pflichtziel für uns. Da müssen wir mindestens hin.

Darf man denn noch einen Transfer erwarten? Ich meine, dass Transferfenster wäre noch zwei Wochen geöffnet.
Wir suchen noch einem Sechser, der Körper und Spielgeschick mitbringt. Da gehen wir ganz transparent mit um. Ansonsten sind wir froh, mit Maurice Trapp noch einen guten Innenverteidiger bekommen zu haben, der sich bereits in der Dritten Liga beweisen konnte.

Bewiesen hat er sich beim FC Hansa Rostock. Wieder ein Ex-Hanseat, könnte man sagen.
Wir verpflichten am liebsten Spieler, die wir gut kennen und einschätzen können. Da ich als gebürtige Rostocker und Hansa-Sympathisant meine Drähte in die Heimat pflege, bieten sich solche Transfer oftmals aus vielen plausiblen Gründen an. Das fängt bereits mit dem Kontakte knüpfen und Bewertungen einholen an. Das gilt übrigens nicht nur für den FC Hansa und Mecklenburg-Vorpommern, sondern ebenso für die Berliner Ecke, in der wir ebenfalls gute Vernetzungen besitzen.

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Herr Wirth, das klingt vielversprechend. Aber wo soll die Reise vom GSC hingehen. Auf ewig als starker Viertligist?
Nein, das entspricht nicht unserer Zielstellung. Wir wollen nicht die ganze Zeit in einem Teich schwimmen, uns zufriedengeben. Nein, wir träumen sicherlich von der Dritten Liga. Dafür bedarf es aber viel Arbeit. In allen Bereichen. Es geht halt nicht so schnell wie gewünscht  und damit muss man sich arrangieren. Ansonsten verliert man im Zaudern  die Arbeit aus den Augen.

Was muss passieren, damit Goslar aufsteigen kann? Vor allem, wie viel Zeit wird es noch in Anspruch nehmen?
Das wird mit Sicherheit noch ein etwas längerer Prozess. Politik und Wirtschaft, auf die es beide ankommt, müssen sich finden und gemeinsam einen Weg einschlagen. Zudem hoffen wir natürlich auf den DFB. Die Regularien, die für unsere Verhältnisse abstruse Richtlinien vorgeben, müssten zumindest auf kurze Zeit geschwächt werden. Damit  jeder kleinere Verein die Chance besitzt, sich durch die Vorteile der 3. Liga besser aufzustellen und nicht bereits mit größtem Risiko im Vorhinein. Gemeinsam mit der Liga wachsen, nicht weit vorher auf unkalkulierbares Risiko.

Herr Wirth, kommen wir zur Ausgangssituation zurück. Glauben Sie, dass diese Situation nicht Spieler lähmt? Wofür alles abrufen, wenn nicht mehr als die goldene Ananas zur Schau steht?
Da mache ich mir eigentlich keine größeren Sorgen, da wir mit unseren Spielern und Neuankömmlingen offen darüber kommunizieren. Dass Enttäuschung über die noch fehlende Aufstiegsoption im Unterbewusstsein mitschwingt, kann jedoch schon sein. Allerdings gibt es auch andere Ziele, die momentan höchst lukrativ sind. Marius Kleinsorge zeigte uns doch bei allem sportlichen Verlust, wie schön ist, ein Spieler in eine höhere Liga zu entlassen. Sich so als Ausbildungsverein zu profilieren, ist nicht die schlechteste Alternative.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.