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Hansa vor dem Reset-Test in Regensburg

Die Hansa-Kogge hat deutlich an Fahrt eingebüßt. Tabellenplatz 15 und vier Punkte aus vier Spielen belegen den dürftigen Saisonstart auch statistisch. Gegen Regensburg gibt es nun die Chance zur Trendwende. Ein wichtiges Spiel als Ouvertüre der kommenden englischen Woche. BLOG-TRIFFT-BALL blickt voraus.

Foto: noveski.com

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Wer kennt es nicht aus seiner Jugendzeit. Man spielt ein Videospiel, ist mit viel Eifer bei der Sache, doch es läuft partout nicht wie gewünscht. Die häufige Alternative: Das Neustart-Menü oder im besonders schweren Fall der Resetknopf.

Reseten kann man den Saisonstart des FC Hansa natürlich nicht. Obwohl es sicherlich gut tun würde, nach der katastrophalen englischen Woche, die sich mit einem Punkt aus drei Spielen wenig ergiebig zeigte. Die vor allem noch von der schweren Knieverletzung des gesetzten Linksverteidigers Shervin-Radjabali Fardi überschattet wurde.

Die Stimmung war demnach längst nicht so euphorisch, wie noch vor vier Wochen zum Saisonstart, als man beim 4:3 in Münster sogar die fußballerische Boheme unter dem Drittligapublikum erfreute. Dieses Gefühl soll wieder hergestellt werden, möglichst bereits am Wochenende gegen Jahn Regensburg.

Ein Mannschaft, die noch stärker abgekühlt ist als der FC Hansa. Nach furiosem Auftaktsieg gegen Duisburg bezogen die Bayern dreifach Prügel, holten sich unter anderem eine 1:5-Klatsche bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund ab. Die Bilanz der Regensburger englischen Woche: Drei Spiele, null Punkte und ein Torverhältnis von zwei zu zehn Toren. Werte, die die Respektive des FC Hansa sogar noch mit einem Teint von Zuversicht anstreichen.

Zuversicht, die vor knapp zwei Wochen nach der Niederlage gegen Wehen Wiesbaden allenfalls im Trotz zu erkennen war: „Am liebsten würden wir sofort wieder auflaufen um die Niederlage vergessen zu machen.“, sagte beispielsweise David Blacha nach dem Wehen-Wiesbaden Spiel im Kabinengang. Mustafa Kucukovic ergänzte, während aus der Wiesbadener Kabine Schlagermelange der letzten Dekade ertönte, angesprochen auf seine ersten Einsatzminuten mannschaftsdienlich: „Es zählen keine Einzelschicksale, sondern nur die Mannschaft.“

Damals, so war man sich auch in den Gesprächen innerhalb des Kollegiums einig, wäre die Pokalpause kritisch zu bewerten. Eine Woche mehr Zeit, in der negativen Stimmung zu schwelgen. Eine Woche ohne frische Portion Selbstbewusstsein, war die gängige, auf Vermutungen basierende Erwartungshaltung.

Selbstvertrauen holte sich der FC Hansa jedoch auch ohne Ligaspiel. Das 10:0 im Landespokal gegen den überforderten Achtligisten aus Lübz generierte, wenn auch bei beschaubarer Qualität des Gegners, eine positivere Einstellung. Die, wie man aus der Mannschaft hört, sowieso längst wieder zum Alltag gehört.

Genau deshalb ist die Partie gegen Regenburg aus Rostocker Sicht höchst interessant, gar wichtig. Eine Niederlage in Regenburg, wo sich der FC Hansa bei seinen Drittliga-Auftritten in der Regel sehr schwer tat, könnte die Stimmung vor der nächsten englischen Woche erneut trüben. Bereits am Dienstag geht es nämlich gegen den Underdog aus Großaspach, anschließend folgt am Wochenende die Auswärtsfahrt nach Mainz.

Eine englische Woche, die im erfolgreichsten Fall als „Resetknopf“ fungieren kann. Eine Siegesserie, bei besonders guten Leistungen auch zwei Siege, könnte den verpassten Start komplett retuschieren. Im besten Verlauf, mit maximaler Ausbeute, könnte man den Saisonstart sogar als gelungen beschreiben. Punktetechnisch, aber zum jungen Saisonzeitpunkt noch weitaus wichtiger für die Psyche der Mannschaft. Gesucht: die motivierte Grundstimmung, die manch Mannschaft schon zu unerwarteten Höchstleistungen getrieben hat.

Allerdings gibt es auch hier eine Kehrseite der Medaille. Der Druck auf die Rostocker Mannschaft ist hoch. Das liegt nicht nur an den zuletzt dürftigen Leistungen, sondern vor allem am wartenden Gegnerkanon. Regenburg (19), Großaspach (11) und Mainz U23 (20) sind drei Gegner, die man im Format der Rostocker Mannschaft zwingend schlagen muss. Gegner, denen nicht wie Münster, Erfurt, Kiel und Wiesbaden eine mögliche große Rolle zugetraut wird. Im Gegenteil: Mannschaften, die man mit Abstrichen bei Regensburg, als klassische Abstiegskandidaten deklarieren kann.

So kann die nahende englische Woche nicht nur als Resetknopf im positiven Sinn verstanden wären. Bleibt die große Punktausbeute aus, trotz Verminderung des Schwierigkeitsgrades, werden die kritischen Fragen noch lauter. Wird das Rostocker Selbstvertrauen nochmalig resetet.

Genau das macht die englische Woche so lukrativ. Die Spannbreite zwischen Euphorie und nihilistischen Resonanzen im Umfeld ist groß. Vor allem aber, besitzt sie kaum einen Mittelwert. Während vier bis fünf Punkte noch als mies bewertet werden können, sind sechs oder sieben höchst zufriedenstellend.

Doch ist das Spiel am Wochenende in Regensburg nicht nur aufgrund von Stimmungsfragen und wichtigen Punkten höchst spannend, sondern auch dahingehend, wohin sich der FC Hansa personalpolitisch bewegen wird.

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Marcel Ziemer, so scheint klar zu sein, wird erstmals von Beginn an auflaufen. Bleibt seine Ligaausbeute in Form von erbrachten guten Aktionen mager, scheint eine personelle Nachjustierung nicht ausgeschlossen. Anderseits ist auf der Linksverteidigerposition eine Planstelle freigeworden.

Das Spiel in Regensburg, ohne es in der Dramaturgie überhöhen zu möchten, ist daher Stimmungs-, Personal- und in erster Linie auch Resettest.

 

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.