Paloma: Die Normalität muss zurück
Als der USC Paloma in der ersten Pokalrunde die TSG Hoffenheim zugelost bekam, war man sich erstmal nicht sicher: Jubeln oder jammern? Immerhin sind die Kraichgauer nicht der klassische Zuschauermagnet. Gute-Laune-Vereine wie Köln, Braunschweig oder Union Berlin hätte man lieber in Hamburg gesehen.
Foto: hammoniaview.de
Und dennoch, das (Medien)interesse für den großen Tag der Hamburger Fußballtauben war gigantisch. Die Journaille flippte in den vergangenen vierzehn Tagen immer wieder aus.
Boulevardblätter zelebrierten die Vorfreude auf das Erstrundenspiel im DFB-Pokal am 17. August in vielen bunten Geschichten, andere aus der schreibenden Zunft predigten in gewohnter Manier die Pokalgeschichte David gegen Goliath. Wiederum andere erwarteten das Spiel des Lebens und vergaßen so manches Mal, dass beide Teams viele Spielklassen trennen.
Fraglos, Ausnahmezustand.
Dass Fernsehsender wie Sky, RTL, ARD, ZDF, Sat1 und der NDR die Trainingseinheiten filmten war natürlich ebenso erstaunlich, wie die Vorberichte auf eine Paloma-Partie im Focus, Spiegel und der Süddeutschen Zeitung.
14 Tage lang war der Geräuschepegel an der bodenständigen Brucknerstraße in Hamburg-Barmbek so laut, wie es sonst wohl nur der große HSV gewohnt ist. Der USC Paloma war das Stadtgespräch – und er genoß das viel zitierte Bad in der Menge. Immerhin war das Ziel des Vereins offenkundig: Das Spiel sollte zu einem „Event“ werden.
So ließ sich der Verein von einer Filmagentur, eigens für das Pokalspiel, einen aufwändigen Trailer drehen und für einen Einstimmungsfilm des Pokalsenders Sky durfte auch schon mal ein stimmgewaltiger Männerchor auf den Trainingsplatz losträllern. Sogar der ehemalige HSV-Torwart Rudi Kargus, trainierte den USC in den spätern 90ern, wurde zu einem Pressetermin aufs gutbürgerliche Gehöft eingeladen. Alles für die Vorfreude. Aber auch zu Lasten der Leistung?
Trainer Marco Krausz ist nach dem „Spiel des Lebens“ der Meinung, das jede Idee seine Richtigkeit hatte. Hoffenheim-Karten verkaufen sich schließlich nicht von selbst. „Wir wollten das Spiel anheizen, Paloma bekannter machen und dabei unsere Bodenständigkeit nicht verlieren“, so der 40-Jährige.
Und weiter: „Für alle im Verein, von der Geschäftsstelle bis zum Hausmeister, waren die letzten Wochen eine tolle Zeit. Und bis auf die ersten 45 Minuten gegen Hoffenheim konnte auch ich das Spiel sehr genießen.“
Heute, gut 50 Stunden nach der 0:9-Niederlage gegen den Bundesligisten, steht wieder ein normales Training an. Ohne Kamerateams. Dafür mit Blick auf den Ligaalltag. Dassendorf, Condor, Altona, die kommenden Gegner übrigens, schlagen sich schließlich nicht von selbst.
Krausz will am Dienstag Abend vor allem einen „Schlussstrich ziehen“. Überhaupt, so betont er selbst, wird seine Hauptaufgabe in den kommenden Tagen darin bestehen, die Jungs auf die Normalität zurück zu drehen. „Es war einfach sehr viel los bei uns.“
Was bleibt für den Verein sonst noch übrig: Ein Geldsegen ist dem Oberligaaufsteiger sicher. Von 140.000 Euro ist immer mal wieder die Rede. Davon wolle man einen Teil den Pokalspielern zukommen lassen, einen anderen Batzen wird man in die Zahlung des neuen Kunstrasens investieren. Ganz sicher aber wird es keine Prämien-Streitereien geben. Dafür sind im souverän geführten USC zu viele besonnene Köpfe am Werk.
Dass die kurze aber gewaltige Euphorie um den USC Paloma nachhaltig mehr Zuschauer zu den Heimspielen locken wird, damit rechnet man indes kaum. Man hoffe zwar auf einen Positiveffekt, aber in erster Linie wollte man den Klub mit der komische Taube im Vereinswappen mal hip präsentieren.
Und ja, das ist gelungen.