Ohne Rapolder wohl kein Zinnbauer-Durchbruch
Mannheim, Bielefeld, Koblenz und Karlsruhe – Uwe Rapolder ist herum gekommen. Ganz nebenbei hat er dabei HSV-Coach Joe Zinnbauer gefördert. Der erfahrene Fußballlehrer stand BLOG-TRIFFT-BALL für ein kurzes Gepräch zur Verfügung.
Hallo Herr Rapolder, es war ja zuletzt zu lesen, dass Sie gewissermaßen als Entdecker von Joe Zinnbauer gelten, der ihn zum KSC geholt hat. Stimmt das?
Als Entdecker würde ich mich nicht beschreiben. Eher als Förderer.
Woher kannten Sie sich eigentlich?
Wir kannten uns nicht direkt aus dem Fußball, sondern von der privateren Ebene. Deshalb hospitierte er auch während seines Fußballlehrerjahrgangs bei mir in Koblenz, als ich für den TuS aktiv war. Nachdem ich zum KSC gegangen war, holte ich ihn dort in meinen Trainerstab als Co-Trainer.
Warum haben Sie sich für Ihn stark gemacht?
Weil er meine Arbeit aus Koblenz kannte und er wusste, worauf ich Wert lege und wie ich mein Auftreten vor der Mannschaft definiere. Demnach bot sich die Option Zinnbauer an. Zumal mir sein Umgang mit den Spielern im Rahmen seiner Hospitanz, wo er auch einiges mitgemacht hat, gefiel. Nachdem es bei mir und dem KSC nicht weiterging, wechselte er in die U23.
Wo liegen seine Stärken? Ist es sein sehr motiviertes Auftreten oder sein Verständnis zum Spiel?
Er kann Menschen schnell von sich überzeugen. Er weiß dabei, wie er seinen Draht zu den Spielern findet und dabei Emotionen herauskitzelt. Das sind wichtige Eigenschaften, wenn es darum geht, schnell Verbesserungen herbeizuführen. Er braucht nicht lange, um anzukommen.
Die Frage ist: Kann jemand, der nie in der 3. oder 2. Liga als Cheftrainer tätig war, auf einmal Bundesliga?
Wieso sollte er es nicht können? Das würde ja voraussetzen, dass Bundesligaspieler schwerer trainierbar sind als Viertligaakteure. Dem sollte aber in der Regel nicht so sein, weil Fußballprofis nicht ohne Grund so weit gekommen sind.
Würden Sie Joe Zinnbauer als „besonders“ einordnen oder gibt es viele „No-Names“ in unteren Spielklassen, die auch den „Zinnbauer machen“ könnten?
Es ist ja zuallererst eine Frage der Lizenzen. Nicht jeder talentierte Trainer ist im Besitz der schriftlich abgelegten Qualifizierungen, um in der Bundesliga zu arbeiten. Mit Sicherheit gibt es aber auch Trainertalente, die trotz aller Zeugnisse nicht da trainieren, wo sie trainieren könnten. Aber das ist so wie in jeder Disziplin des Lebens: Nicht immer sind die Besten ganz oben.
Liegt das vielleicht auch daran, dass es ohne Karriere als Fußballprofi mit klangvollem Namen schwer ist in diesem Geschäft Fuß zu fassen?
Jeder Verein besitzt ja seine eigenen Methoden bei der Trainersuche. Und es ist ja völlig klar, dass ein populärer Name nicht unbedingt ein Hindernis für die Trainerkarriere darstellt.
Die Frage aller Fragen: Warum packt Zinnbauer den HSV?
Weil Joe Zinnbauer im Besitz der nötigen Qualitäten ist. Man hat ja von Beginn an gesehen, dass er die Spieler sofort erreicht. Der HSV in den Spielen sehr präsent war. Jetzt kann er langsam anfangen seine spielerischen Inhalte einzubauen. Nur dürfen dabei nicht die Punkte vergessen werden. Zudem kommt neben der Qualität des Trainers noch das Potenzial der Mannschaft. Wer sich das Team anschaut, die Spieler betrachtet, der wird sehen, wie viele gute Jungs beim HSV spielen. Er hat alle Möglichkeiten und ich kann mir kaum vorstellen, dass es dem HSV nicht gelingt, die Kurve zu bekommen.
Hätten Sie den Job angenommen? Ich meine, er gibt die Aufstiegschance beim HSV II her, um vielleicht in der Bundesliga zu scheitern.
Wenn er auch nur gezögert hätte, dann wäre er der falsche Mann gewesen. So eine Chance gibt es nur einmal im Leben. Da muss man dann da sein, sie annehmen und sie nutzen. Und es hätte auch nicht Joes Charakter entsprochen, wenn er sich dieser Aufgabe nicht gestellt hätte.
Zum Abschluss: Herr Rapolder, ob Jürgen Klopp Zinnbauer per SMS gratuliert hat, war lange ungewiss. Haben Sie es getan?
Ich habe ihm eine SMS geschrieben und ihm gratuliert. Außerdem gesagt, dass er sich melden soll, wenn er Zeit hat. Ich weiß ja aus der eigenen Erfahrung heraus, wie viel auf einen hereinbricht nach Neuigkeiten dieser Art. Deshalb wollte ich ihm ein wenig Ruhe gönnen.
Foto: „Rapolder uwe 600“ von Vulkahn – Eigenes Werk Transferred from de.wikipedia; transferred to Commons by User:Motopark using CommonsHelper.. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.