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St. Pauli: Vrabec weg! Doch kann Meggle St. Pauli?

Miese Stimmung in bei St. Mauli. Roland Vrabec wurde beim Zweitligisten FC St. Pauli gefeuert. Nun übernimmt U23-Coach Thomas Meggle das Team. Und die Blogger Jurkschat und Hilbrecht streiten sich: Kann Meggle St. Pauli? Einer ist pro, der andere contra.

Foto: noveski.com

 

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„Harry“ Jurkschat

 

„Ich glaube, auch diese Variante geht nach hinten los. Aber nicht, weil „Meggi“ kein guter Trainer ist, sondern viel mehr, weil Sportdirektor Rachid Azzouzi sich in den letzten Jahren einen Kader zusammengebaut hat, der nun eben auch tabellarisch dorthin gehört, wo er derzeit steht. So sehr ich Thomas auch schätze, aber mit ihm wird es nicht klappen. „Meggi“ ist ein Trainer der neuen Generation. Er hat seinen eigenen Fußball im Kopf. Anderen Fußball als den derzeitigen der Kiezkicker. Damit probiert er sich derzeit mit der U23 in der Regionalliga. Und das mit überschaubarem Erfolg. Klar ist es nur eine Statistik, aber mit 11 Gegentoren nach 6 Spielen ist auch dort eine Tendenz erkennbar. Doch während in der U23 der Druck komplett weg ist, gibt’s „oben“ sofort Dampf unter dem Kessel. Meggle hat keine Zeit. Nix eigene Ideen verwirklichen, sondern zusehen, dass Punkte reinkommen. Und das ist für ihn in seiner Entwicklung nicht gut. Für mich ist das grundsätzliche Problem ja, dass man eine weitestgehend junge Mannschaft hat, die offensiv sicherlich Potenzial hat, durch die letzten Trainer aber in einen Spielstil gedrückt wurde, der ihnen gar nicht liegt. Diese guten Fußballer wurden zum Sicherheitsfußball verdammt. Und das in einer kampfstarken Zweiten Liga, wo junge Spieler dann eben auch Probleme haben sich durchzusetzen. Offensiv geht das vielleicht, aber defensiv sieht man dann, wo Opa den Most herholt.

Man muss die Qualitäten der jungen Spieler ausnutzen und sie das machen lassen, was sie können, nämlich unbekümmerten Offensivfußball spielen. Und erfahrene Spieler müssen ihnen dabei den Rücken stärken. Das hat Vrabec meiner Meinung nach nicht verstanden.

Ich hätte Meggle geraten, seine Arbeit beim Unterbau mit der U23 weiter zu verfolgen und weiter zu lernen. Der Vertrag wurde gerade erst verlängert bis 2017 und nun begibt er sich auf dieses dünne Eis. Ich glaube, dass kommt zu früh und die Situation dafür ist nicht unbedingt einladend. Er ist bei „seinem“ Verein zum Erfolg verdammt. Ich drücke die Daumen.“

 

Hannes Hilbrecht


„Schluss mit Glatze beim FC St. Pauli! Nach gefühlt jahrelanger Dominanz der Fleischmützen am Millerntor, gibt es nun wieder eine gut gepflegte (vor allem gut gespülte) Haarpracht an der Seitenlinie zu bewundern. Ein echter Paradigmen-Wechsel in der Frisur-Frage bei den Paulianern. Thomas Meggle soll es richten! Zeit zum Üben hatte er ja im Pauli-Nachwuchs auch genug.

Meggle, den finde ich gut. Richtig klasse. Denn Meggle, so glaube ich, ist ein Typ, der ankommt bei den Spielern. Der wieder etwas verkörpert, der mit Schwung vorangeht. Der die Schulter aufrichtet und den Klub lebt.

Beim FC St. Pauli hatte ich übrigens immer den Eindruck, dass sich die Jungs mit Stallgeruch besser behaupten. Da war zunächst einmal ein Andreas Bergmann, der sich erst vom Jugendbereich zu den Profis hochdiente und dann den DFB-Pokal meuterte, dann war da der Stanislawski, über den im Hinblick auf den netten Pauli-Mief nicht allzu viel gesagt werden muss. Thomas Meggle ist da der Weg zurück in die Spur. Zurück zu den eigenen Wurzeln!

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Fachlich hat er alles drauf, er steht im Trainingssaft und weiß, wie man junge Akteure, die der Pauli-Kader ja zuhauf beherbergt, richtig handelt. Dem die Rückendeckung der Fans gewiss ist, was mit Sicherheit von Relevanz zeugt. Gerade im Stimmungsgeschäft Fußball. Ich bin davon überzeugt, dass Pauli den richtigen Schluss gezogen hat. Die praktikabelste Lösung gewählt hat. Zumal Meggle auch im besten Traineralter ist, wenn man sich so die Durchstarter der Ismaels und Brdaric’s anschaut.

Darüber hinaus ist die Personalie Meggle nicht nur die logische sportliche Schlussfolge, sondern ein wichtiges Zeichen des Vereins, der jemand als Cheftrainer positioniert, der beiden Seiten der Außendarstellung des Klubs gewissermaßen Aufmerksamkeit schenkt. Auf der einen, der verruchte Kult, der die Kiezkicker am Anfang des Jahrtausends zum Weltpokalsieger-Besieger aufpäppelte, auf der anderen die mondäne Coolnes, die der Klub über die Hamburger Stadtgrenzen hinweg verbreitet.

Und ich muss das mit dem Meggle-Faktor übrigens ganz genau wissen. Als ich als frischer Jugend-Spieler mit den Jungs von Hansa Rostock bei einem DFB-Pokalspiel auflaufen durfte (ich hatte Mannschaftsstar Andreas Jakobson an der Hand), machte Meggle, er stand beim Einlaufen direkt vor mir, sein bestes Spiel und traf in der Nachspielzeit zum Pokal-Sieg gegen Eintracht Frankfurt! Wenn das kein Zeichen ist. Deshalb flüstere ich auch heute: „Herr Meggle, Sie packen das schon. Aber  bitte auch nicht zu gut. Einen Aufstieg kann ich Ihnen als Rostocker nämlich bei aller Sympathie (noch) nicht wünschen!“

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.