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Hamburg Towers: Große Show oder laues Lüftchen?

Über 2000 Zuschauer wollten am Sonntag das Heimdebüt der Hamburg Towers sehen. BLOG-TRIFFT-BALL war ebenfalls den ganzen Abend dabei und liefert nun die ersten Beobachtungen.

Der erste Eindruck

Schon vor dem Betreten der Halle wurde klar, dass in den letzten Tagen mit Hochdruck gearbeitet wurde. Schwarz-Weiße Fahnen wehten den Towers-Fans schon von Weitem entgegen, Schilder mit der Aufschrift „Home of the Hamburg Towers“ wiesen den richtigen Weg. Wilhelmsburg hatte sich schick gemacht, um den ersten Heimauftritt seines neuen Profi-Basketballteams gebührend zu feiern. Und auch in der Arena war alles fein arrangiert. Die Einlasskontrollen verliefen schnell und unkompliziert. Freundliche Mitarbeiter zeigten jedem Zuschauer den Weg zum Sitzplatz. Bereits eine halbe Stunde vor dem Tip-Off waren die Tribünen zu drei Vierteln gefüllt. Eingeleitet wurde das Spektakel drumherum von TV-Moderator Matthias Killing. Als Hallensprecher stimmte er die Fans auf das Spiel ein. Ein Höhepunkt: Der Auftritt des Hamburger Rappers „Das Bo“, unmittelbar vor Spielbeginn. Mit einer abgewandelten Version seines Hits „Türlich, Türlich“ brachte er die Arena zum kochen. Der anschließende Einmarsch der Hamburg Towers: erstligareif. Begleitet von spektakulären Lichteffekten wurden die „Türme“ einzeln auf das Parkett gerufen. Das hatte schon was.

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De Stimmung:

Grandios. Man spürt, Hamburger ist heiß auf Basketball. Im Vorprogramm des Spiels wurden Marvin Willoughby und Pascal Roller auf das Parkett gebeten. Die Towers-Fans feierten die beiden Strippenzieher mit stehenden Ovationen. Nicht nur die Towers als Profiteam sind in Wilhelmsburg angekommen, sondern auch das Konzept. Die Hamburger stehen voll und ganz hinter der Jugendarbeit, die rund um die Inselakademie betrieben wird. Dafür wurde Willoughby mit aufrichtigem Applaus gedankt. Richtig laut wurde es vor und während der Partie immer wieder dank des „Hamburg Towers Supporters Club“. Der rund 100 Mann starke Fanclub positionierte sich hinter dem Korb und stimmte von dort aus immer wieder Gesänge an, bei denen auch alle anderen Zuschauer gerne einstiegen. Es wurde geklatscht, gesungen und getrommelt – alles für die Hamburg Towers.

Die erste Halbzeit

Nach „Bo“ und Lichtshow ging es um 17 Uhr auf das frisch verlegte Parkett. Die Hamburger waren von Beginn an bemüht. An der Körpersprache und dem forschen Auftreten wurde schnell deutlich, dass die ersten beiden Punkte, die es in der Halle zu vergeben gab, in der Hansestadt bleiben sollten. Im ersten Viertel wirkte das Towers-Spiel allerdings teilweise noch überhastet. Nach dem ersten Viertel lagen die „Türme“ mit 16:22 zurück. Spätestens mit dem zweiten Dreier von Will Barnes zum 25:26 löste sich die Anspannung bei den „Towers“ aber sichtlich. Auf dem Parkett gingen die Towers in der Defensive konzentrierter zu Werke. Die Folge: im zweiten Viertel kassierten die Hamburger nur 16 gegnerische Punkte. Auch vorne lief es nun rund. Will Barney eröffnete den Puntereigen mit einem weiteren, wilden Dreier. Starke 28 Zähler schenkte Hamburg den Bayer Giants im zweiten Abschnitt ein. Begleitet wurde die Aufholjagd von den Zuschauern mit lautem Jubel und Beifall bei jeder gelungenen Aktion.

Die Halbzeitshow

Nicht besonders spektakulär: drei Zuschauer, die zuvor zufällig ausgewählt wurden, traten gegeneinander im Freiwurfwerfen an. Für größere Augen, vor allem bei den männlichen Besuchern, sorgten die „Wild Towers“. 18 schicke Cheerleaderinnen, die in Viertel- und Halbzeitpause mit heißen Tanzeinlagen für Stimmung sorgten. Die Truppe wirkte schon beim ersten Heimauftritt wie ein eingespieltes Team. Die Choreographien passten auf den Punkt, das Lächeln war stets perfekt. Nach 15 Minuten hatte sich jeder mit Essen und Getränken eingedeckt.

Essen

In zwei von vier Ecken der Arena sind Lebensmittelstände aufgebaut. Während der Viertelpausen und in der Halbzeit musste man einige Augenblicke auf Bier und Wurst warten, insgesamt ging die Abfertigung aber schnell von statten. Zugegeben, die Bockwurst mit Weißbrot für 2,50 Euro ist kein Knaller, erfüllt aber seinen Zweck der Sättigung. Wer es etwas „Stadion-untypischer“ mag, der kommt bei den Geflügel Nuggets für 3,50 Euro auf seine Kosten. Auch bei Gerstensaft und Cola passen sich die Towers preislich den Kollegen vom HSV, Freezers und den Handballern an. Mit 2,50 Euro für einen 0,3l-Softdrink ist man noch gut dabei, für´s Bierchen muss man allerdings noch einen Euro mehr drauflegen. Dafür gibt’s dann aber auch ein frischgezapftes vom Fass. Unser Highlight: frisches, heißes Popcorn für 2,50€. Passt zum Basketball und der knisternden Atmosphäre.

Die zweite Halbzeit

Die Hamburg Towers starteten Furios ins dritte Viertel. Angetrieben von der geordneten Defensive fielen auch vorne die Punkte: Allen voran Will Barnes wirbelte sich immer wieder unter dem gegnerischen Korb durch. Drei Dreier setzten seinem Spiel die Krone auf. Unser MVP des Tages heißt aber Vincent Kittmann. Von seinen sechs Wurfversuchen landeten fünf im gegnerischen Korb – die meisten davon waren spektakuläre Dunks, die vom Publikum mit frenetisch gefeiert wurden. Zudem traf der ehemalige Paderborner drei von vier Freiwürfen und unterstützte Michael Wenzl in der Verteidigung. Anfang des Schlussviertels hatten Hamburgs Basketballer dann nochmal einen kleinen Durchhänger. In den ersten zwei Minuten des vierten Viertels landete nicht ein Ball im Korb, Leverkusen kam wieder auf zwei Zähler heran. Angetrieben von 2100 Zuschauern fanden die Towers aber zurück in die Spur. An Michael Wenzl führte in den letzten Minuten des Spiels kein Weg mehr vorbei, vorne sorgten Thomas und Kittmann für die Punkte. Zwei Minuten vor Spielende mussten die Leverkusener wilde Dreipunktwürfe nehmen, die ihr Ziel allerdings verfehlten. Unter dem Strich steht ein verdienter-Towers Sieg. Die Nervösität und Aufregung, welche in den Anfangsminuten zu spüren war, wurde nach und nach abgelegt als Publikm und Mannschaft „miteinander verschmolzen, um eins zu werden“ (Marvin Willoughby).

Die Stimmen danach

Marvin Willoughby: „Die Mannschaft und die Zuschauer haben maximal ein Viertel gebraucht, um zu verschmelzen, eins zu werden. Das fühlt sich natürlich toll an. Die Stimmung war großartig und besser hätte es für uns nicht laufen können. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass das ganze ein langwieriger Prozess ist. Wir sehen das Projekt nicht als beendet an, sondern eigentlich geht es gerade erst richtig los. In einigen Jahren werden wir wissen, was wir wirklich geleistet haben.“

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Will Barnes zu den Fans: “Wenn man sieht, wie groß die Unterstützung jetzt schon ist, ist das einfach nur fantastisch. Man muss ja auch bedenken, dass die Arena noch gar nicht ganz fertig ist und trotzdem geht es hier schon so ab.“ Zum Spiel sagt er: „Die Fans haben uns den Rücken gestärkt und das hat uns heute stark gemacht. Wir haben nach einer Weile die Fehler abgestellt und viel konzentrierter gespielt. Wenn wir weiterhin so supportet werden, dann können wir zu Hause eine Serie hinlegen und kein Spiel verlieren. Naja, oder zumindest nicht viele.“

Vincent Kittmann: „Gerade am Anfang war noch einiges an Sand im Getriebe, aber nach der Pause haben wir das besser gemacht. Am Ende zählt nur der Sieg und das wir alle mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gehen. Wir dürfen uns von unserem guten Saisonstart aber nicht blenden lassen. In der ProA tauschen so viele Teams noch Spieler aus, das Blatt kann sich also ganz schnell wenden.“

Das BTB-Fazit

Gelungenes Heimdebüt. Trotz Bahnstreiks konnten die Towers ihre Arena vollmachen. Die Zuschauer waren laut und voller Vorfreude. Immer wieder standen die Fans auf, jubelten, sangen – kurzum: tolle Atmosphäre. Das Showprogramm erinnerte stark an Bundesliga-Basketball. Der Einmarsch der Towers in die Halle wurde zelebriert. Da können die Hamburger locker mit Basketballmetropolen wie Bamberg und Berlin mithalten Auch sportlich passte alles zum perfekten Drumherum: Die Nervosität wurde mit Hilfe des Publikums abgelegt. Die Towers brachten die Arena immer wieder zum kochen. Eindrucksvoll ist, wie schnell es den Hamburgern gelungen ist sich mit dem Team zu identifizieren. Das Spiel wirkte nicht wie der Auftakt, sondern wie ein großes Wiedersehen. Mit all den Fans und Basketballfreunden, die seit Jahren auf ihren Lieblingssport in der Hansestadt warten mussten.

Jonas Giesenhagen