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TU‘ was HFV! So wird die Oberliga Hamburg wieder sexy

Oberligaöde. Unaufhaltsam rauschen die Zuschauerzahlen der großen Hamburger Amateurvereine nach unten. BLOG-TRIFFT-BALL hat ACHT Vorschläge für popularitätssteigende Maßnahmen.

Foto: hammoniaview.de

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Schon eine Weile her, da traf sich die Hamburger Eliteliga mitten in der Stadt in Aschekäfigen oder am Freitagabend unter Flutlicht. Man trank sich mit dem Anpfiff die Hucke voll, staunte echten Athleten in gelungenen Szenen hinterher, verbreitete mit Beschimpfungen aufs Geläuf so etwas wie Atmosphäre und landete danach fast immer an einem frisch Gezapften im Vereinslokal. Stundenlanges Schwadronieren über Rudelbildungen und verbale Trainerentgleisungen folgten. Ein fünfstündiges Oberligavergnügen war die Folge.

Und jetzt?

Mit dem Schlusspfiff zieht der Vereinswirt den Stecker, Diskussionen werden im Internet geführt und Kultstätten werden zu kühlen Kunstrasenarenen (… es gibt ja auch genügend Vorteile, schon klar) umgebaut. So verschwinden geschichtsträchtige Perlen fast jährlich im Alltagsgetöse der kommunalen Bürokratie vom städtischen Fußballatlas. Wo sich früher Anekdoten an Anekdoten reihten, die Zuschauer von Schlachten auf ehrlichem Grün – oder auf dem grantigen Braun – berichteten, liegen heute nichtssagende Fußballteppiche aus Kunststoff, deren Beschaffenheit das Aussterben der Grätsche rasant beschleunigt. Die Oberliga ist nicht mehr laut, sondern lahm. Und die kickende Kopfhörergeneration tut ihr Übriges dazu. Die Folge: Fußballfeste vor mehr als 250 Zuschauern plus x werden bei nahezu allen Vereinen als Erfolg ins Kassenbuch notiert.

Tja. Irgendwie ist die kollektive Unterhaltung, der Reiz der Liga dahin. Im Laufe der Jahre einfach so auf der Strecke geblieben. Selbst die, die über das Wohl der Liga entscheiden sollten, haben offenbar mehr Interesse an einem anderen Wettbewerb, der mit dem großen Wettanbieter, und sehen offenbar tatenlos zu wie das Ende der Ereignisloskeit Jahr für Jahr näher rückt.

Ja, wir jammern …

… quängeln und motzen sogar so richtig vor uns hin. Und vor allem sind wir besorgt. Was ist, wenn in fünf Jahren noch weniger Zuschauer den Weg zu einem Spiel in die Oberliga Hamburg finden und wir bei Barmbek-Uhlenhorst oder Victoria Durchsagen wie „Wir bedanken uns heute bei 52 zahlenden Zuschauern“ bemerken müssen?

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Es ist Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie diese Liga wieder Fahrt aufnehmen kann. Was kann man machen, abseits von Liveticker und durchs Netz fliegenden Twitternachrichten, dass es wieder endgeil ist, bei einem Oberligaspiel gewesen zu sein – inklusive Bierschädel. Hier nun die 8 Vorschläge, darunter Topspiele, Meisterprämie und Promibonus.

    • Vorschlag 1: Das Topspiel
      Oftmals bringen die ganz großen Spiele das ganz große Publikum. Also macht aus den großen Spielen auch große Ereignisse. Das Topspiel des Wochenendes kann es doch auch in der Oberliga Hamburg geben. Mit ordentlich Medien-Tamtam vorab, stets zur selben Anstoßzeit, präsentiert von einer Brauerei, die ordentlich Getränke raushaut inklusive Promiprognosen in der Halbzeit am aufgebauten Topspiel-Tisch am Spielfeldrand. „Harry“ würden wir schon mal als Moderator abstellen.
    • Vorschlag 2: Die Meisterprämie
      „Der Meister muss vom Verband unterstützt werden.“ Sagt nicht nur Condors Trainer Christian Woike. Sondern auch wir. Denn: Erfolgskompatibel ist das jetzige „System“ nicht. Es ist sogar saublöd. Während der Oddset-Pokalsieger mit etwas Losglück an bestenfalls zwei hartnäckigen Gegnern vorbei muss und am Ende mit über 100.000 Euro durch die Stadt grinst, werden beim Oberligameister 250.000 Euro für den Aufstieg benötigt. Noch dazu muss der Meister wochenlang mehr Erklärungen für den Aufstiegsverzicht als für den Titelgewinn abliefern. Nervt! Eine Meisterprämie, erstmal egal wie hoch, wertet den Titel finanziell und psychologisch auf und lässt Aufstiegsträume häufiger Realität werden.
    • Vorschlag 3: Prämien für Platz 2 bis 5.
      Niemand mag Langeweile. Doch die ist im Grunde mit dem Saisonanpfiff eingeläutet. Ob ein Team nun Vierter oder Achter wird, Zweiter oder Zehnter – im Grunde ist’s wurscht. Es geht um nichts – außer um Punkte. Lukrative Prämien müssen her! Wie Bonusspiele gegen den FC St. Pauli oder den HSV. Die könnten im Folgejahr in die Vorbereitung gepackt werden und einige tausend Euro in die Vereinskasse spülen. Ein Saisonfinale mit Spannung wäre nur eine vieler möglichen Folge.
    • Vorschlag 4: Liganamen verkaufen
      Was spricht dagegen? Immerhin angelt sich der Hamburger Fußballverband alle paar Monate einen Großsponsor nach dem anderen und schüttelt allzu gerne die Hände von einflussreichen Menschen. Erste Schätzungen sagen: Ungefähr 100.000 Euro müsste ein Unternehmen für den Liganamen hinlegen. Wieso nicht nehmen und damit Vorschlag 2 ins Fahren bringen?
    • Vorschlag 5: Offline First
      Die Parole „Online First“ gilt es zu überdenken. Die Attraktivät eines Amateurfußballspiels steigt gewiss nicht dadurch, dass vier Liveticker vom Ort des Geschehens berichten. Demnach ist auch das DFB-Vorhaben, künftig Amateurevereine bis runter in die tiefsten Ligen zum Livetickern zu verpflichten, irgendwie endblödsinnig. Dazu: Früher benötigten Fußballfans auch keine Facebook-Einladung um zu wissen, wann der nächste Kick im Viertel steigt. Die Liga benötigt Unterstützung in der Außendarstellung – und zwar offline, nicht online. Eine Möglichkeit: Der Ligasponsor muss allwöchentlich großräumig für die Spiele werben. Radio, Bushaltestellen, U-Bahn-Stationen – uns egal!
    • Vorschlag 6: Mehr Abendspiele
      Einfach schick!
    • Vorschlag 7: Sasiontickets für ALLE Spiele
      Ein Ticket für alle Plätze. Ja warum denn nicht? Angenommen eine Saisonkarte kostet 120 Euro, man schaut im Laufe des Jahres 30 Spiele und ist damit als Fußballinteressierter recht günstig dabei. Der Verband als zentrale Verkaufsstation würde bei 2000 verkauften Tickets fast 250.000 Euro einnehmen. Pro Verein wären das bei gleicher Aufteilung etwa 13.000 Euro. Gut, Mathematik ist jetzt nicht unser bester Freund. Aber vielleicht geht die Rechnung an irgendeiner Stelle in die richtige Richtung. Idee wäre beispielsweise: Den HVV als Liga-Sponsor zu gewinnen und die Jahresfahrkarte für die Bahn ist gleichzeitig die Eintrittskarte für alle Spiele.
    • Vorschlag 8: Prominente Fußballer
      Fußball ist ein Sport, der Stars hat. Gerade in einer Stadt wie Hamburg tummeln sich zig ehemalige Profis, die nur auf die nächste Beschäftigung warten – und das Rampenlicht, und sei es noch so dunkel, noch immer genießen. Klasnic, Barbarez, Schnoor und Owomoyela an der Seite von Thiessen, Siegmund, von Bastian und El Nemr. Auf Plakaten, im Radio, an Bushaltestellen, in U-Bahn-Stationen – uns egal. Aber jene Fußballgrößen können das Vorhaben, den Amateurfußball in Hamburg nicht nur für das Oddset-Pokalfinale leuchten zu lassen, nur unterstützen.

Gewiss klingen die Vorschläge an machen Stellen absurd. Aber als Anstoß sollten sie genügen. Denn wer nicht wagt, kann nichts gewinnen.

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Benny Semmler

Papa, Blogger, Mitgründer FRISCHER FILM, Seniorenspieler USC Paloma, Mitglied UnterstützerClub des FC St. Pauli, Towers-Fan und Gotnexxt.de-Follower.