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Das Interview mit Kiels Nummer Eins

Kenneth Kronholm, 29 Jahre jung und die aktuelle Nummer Eins im Kasten von Holstein Kiel, ist rumgekommen in Fußball-Deutschland. Jetzt, so klingt es im Interview mit BLOG-TRIFFT-BALL heraus, hat er seine Heimat gefunden.

Kenneth, haben Sie sich schon an die frische Brise an der Küste gewöhnt?

Ja, auf jeden Fall. Das Einleben ging relativ fix. Ich war das Klima ja auch schon gewohnt von meiner Zeit bei Hansa. Auch wenn man das hier in Kiel wahrscheinlich nicht so gerne hören wird: Rostock ist eine vergleichbare Stadt. Gerade was das Meer und die Luft betrifft.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Wo findet man Sie, wenn sie nicht gerade in Projensdorf auf dem Trainingsplatz stehen?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich neben dem Fußball nicht viel unternehme. In meinem Kopf gibt es derzeit nur eins, und das ist der Fußball. Ich bin fast nur auf dem Gelände in Projensdorf unterwegs, bin aber auch in meiner Wohnung sehr auf den Fußball fokussiert. Also: Fußball, Fußball, Fußball … und manchmal schlafen.

Ursprünglich wurden Sie in den USA geboren, genauer gesagt im Bundesstaat Virginia. Da drängt sich die Frage auf: Fühlen Sie sich eher amerikanisch oder deutsch?

Man muss ja immer aufpassen, wie man das richtig formuliert. Aber ich fühle mich deutsch. Ich bin zwar drüben in den Staaten geboren, meine Mutter ist aber direkt nach der Geburt mit mir nach Deutschland gezogen. Ich bin also hier aufgewachsen, habe die Sprache als Kind gelernt und fühle mich daher in Deutschland heimisch.

Gibt’s denn den Plan später nochmal über den großen Teich zu fliegen und dort sesshaft zu werden?

Sag niemals nie. Ich war schon einmal in Seattle und habe dort ein paar Wochen trainiert. Das war natürlich eine super Erfahrung. Man muss ganz ehrlich sagen: was die Amerikaner da aufziehen ist sensationell. Die erste Liga in den USA boomt. Die Zuschauer strömen in die Stadien und es war ein einfach schönes Erlebnis. Für Prognosen für die Zeit nach dem Karriereende ist es jedoch noch zu früh.

Vor dem Herrenbereich stand Ihr relativ später Fußballanfang. Erst mit 13 Jahren haben Sie angefangen zu kicken.

So spät fing das alles gar nicht an. Ich war in meiner Freizeit immer auf dem Bolzplatz. Bei mir um das Haus waren drei Fußballfelder verteilt, und nach der Schule bin ich immer mit Kumpels und einem Ball losgezogen. Angemeldet war ich dennoch beim Handball und nicht beim Fußball.

Lief der Handballsport so schlecht?

Nein, das gar nicht. Ich war relativ gut, spielte sogar für die Bayern-Auswahl. Meine Familie war damals sehr auf Handball gepolt, mein Opa war früher nämlich Nationaltorhüter. Irgendwann war ich dann aber alt genug und habe für mich selbst entschieden offiziell mit dem Fußballspielen anzufangen. So richtig im Verein. Mit Trikot und allem.

Und dann ging es ganz schnell?

Damals war ich vom Alter C-Jugendlicher, habe dann aber direkt in der B-Jugend angefangen. Ein halbes Jahr später stand ich dann auch schon vor meinem Wechsel zum damaligen Zweitligisten Waldhof Mannheim. Der lag ja quasi um die Ecke.

Drei Jahre später fanden Sie sich dann im Kader des Wolfsburg-Nachwuchses wieder. Mit der U19 der Wölfe liefen Sie in der Junioren-Bundesliga auf, gehörten zum Kader der U23, bestimmt ein krasser Sprung. Wolfsburg ist ja nicht gerade in der Nähe von Mannheim.

Der Wechsel von Mannheim nach Wolfsburg kam wirklich rasch. Wolfsburg war eine ganz andere Welt. Die Jugendarbeit war einfach nochmal deutlich hochwertiger und besser als die von Waldhof Mannheim. Die Wölfe haben in Ihren Jugendmannschaften regelmäßig um die Deutsche Meisterschaft mitgespielt. Ich kam aus der Provinz und trainierte direkt danach bei einem riesigen Club. Das war ein riesiger Schritt.

Wie lebt es sich denn in einer komplett neuen Umgebung, wenn man sehr jung ist.

Der VfL stellte uns Jugendspielern eigene Wohnungen. Doch eigentlich fand fast alles auf dem VfL-Gelände statt. So hatten sie ihre Jugendspieler ständig unter Beobachtung und konnten aufpassen, was ihre Jungs so trieben.

Zwölf Vereine haben Sie bereits mit ihren Torwartfähigkeiten beglückt. Große Namen wie Wolfsburg, Düsseldorf oder auch Rostock finden sich in Ihrer Vita wieder. Doch irgendwie gelang Ihnen nicht so wirklich der Durchbruch. Woran hat’s gelegen?

Um genau zu erläutern, wie das abgelaufen ist, bräuchten wir jetzt sehr, sehr viel Zeit. Ich mache mir darüber mittlerweile nicht mehr so viele Gedanken. Ob meine Entscheidungen immer richtig waren oder warum es hier und dort nicht geklappt hat, kann ich jetzt auch nicht mehr genau sagen. Es ist so, wie es ist. Möglicherweise fehlte mir auch einfach das Quäntchen Glück, das man braucht, um den finalen Durchbruch zu schaffen. Ich weiß es nicht. Fakt ist jedoch: als es dann in Elversberg mit dem Profidebüt geklappt hat, war das supergeil! Ich habe mich da genau so gefreut, als hätte ich mit zwanzig in der zweiten Liga gespielt. Die Hauptsache war, sich endlich im Profi-Fußball beweisen zu können.

Wie eben bereits angesprochen haben Sie bei vielen verschiedenen Vereinen in Deutschland zwischen den Pfosten gestanden. Wo war’s am schönsten?

In Kiel natürlich. Nein, es gibt viele schöne Flecken in Deutschland. Es muss halt das Gesamtpaket stimmen. Allerdings finde ich, dass es eher zweitranging ist, wo man lebt. In diesem Beruf ist es viel wichtiger erfolgreich zu sein und sich einfügen zu können. Das habe ich mit den Stationen gelernt und denke, dass ich das relativ gut im Griff habe. Am Wasser zu leben, nehme ich als Privileg wahr. Das haben nicht allzu viele Profis in Deutschland.

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Für Ihren Wechsel nach Kiel war es also nicht ausschlaggebend?

Nein, ausschlaggebend waren die Gespräche mit dem Coach. Ich habe mir hier alles genau angeschaut. Das Trainingsgelände hier in Projensdorf, die Geschäftsstelle und alles andere.
Ich weiß wirklich nicht, ob es das in dieser Qualität noch einmal in der Dritten Liga gibt. Ich jedenfalls habe noch kein schöneres Vereinsumfeld gesehen. Was das alles angeht, ist Kiel echt top.

Seit Sommer sind Sie in Kiel unter Vertrag und durchaus erfolgreich. Gerade die letzte Serie mit 16 von 24 möglichen Punkten zeigt, dass sie sich vor keinem anderen Team verstecken müssen. Zuletzt bezwangen sie sogar den Tabellenführer aus Bielefeld. Was macht sie momentan so stark?

Dass wir so kompakt sind. Jeder rennt für den anderen, weiß, was er zu erledigen hat. Jeder setzt die Vorgaben des Trainers richtig gut um. Das sorgt eben dafür, dass wir richtig schwer zu bespielen sind. Ob das Köln, Dortmund zwei oder ein Ex-Bundesligist wie Bielefeld ist. Es ist für jeden Verein schwer uns zu schlagen.

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Die direkten Aufstiegsplätze sind in der engsten dritten Liga aller Zeiten nur wenige Punkte entfernt. Was ist diese Saison noch drin für Holstein Kiel?

Das ist Zukunftsmusik. Ich würde auch am 30. Spieltag mit zehn Punkten Vorsprung auf den zweiten Tabellenplatz keine Prognose abgeben. Wir sind noch relativ früh in der Saison und es sind noch viele Spiele zu absolvieren.

Ihr Kontrakt läuft bis Sommer 2016. Was haben sie persönlich sich für ein Ziel gesetzt?

Ich möchte einfach weiter gut trainieren, leidenschaftlich arbeiten und am Ende erfolgreich sein. Wenn man alles gibt und fleißig ist, dann kommt alles andere von alleine.

Zuletzt jetzt noch ein kleines Statement zum Wunsch ihres Trainers nach einem Strandfeld für ihre Trainingseinheiten. Haben Sie da auch Bock drauf?

Auf jeden Fall ist das eine Form, die gut ins Training einbauen kann. Gerade als Torhüter kann man dort super die Sprungkraft oder auch die Beinarbeit trainieren. Das merkt man ja auch immer wieder in den Wintertrainingslagern an der türkischen Riviera. Wenn man am Strand trainiert fühlt man sich danach, als könne man fünf Meter hoch springen – aus dem Stand! Ich würde mich jedenfalls darauf freuen.

Norwin Heister

Der gebürtige Kieler mit natürlich gegebener Affinität zum Lokalmatador Holstein Kiel, ist 19 Jahre alt und macht gerade sein Abitur. Neben Heim- und Auswärtsspielen der KSV ist Norwin Heister gerne auch mal in den unteren Gefilden bis zur Kreisklasse unterwegs oder versucht sich selbst am Ball. Nach dem Betrieb eines eigenen Blogs, freut sich der angehende Bankkaufmann nun bei BTB über die Fußballgrößen des Nordens berichten zu dürfen.