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Das „Torhüter-Wunder“ von Rostock

Tony-Glen Siegmund ist eigentlich offensiver Außenspieler beim Rostocker FC. Ein ziemlich Guter außerdem, denn wenn Tony fit ist, dann spielt er meistens auch. Beim wichtigsten Rostocker-Hallenturnier ist Tony fit. Aber der RFC hat keinen Torhüter dabei, und der junge Mann von der Außenbahn meldet sich freiwillig. Und avanciert zum Matchwinner.

Fotoquelle: Siegmund_privat

 Hallenstadtmeisterschaft in Rostock. Finalrunde, der Rostock FC gewinnt sein vermeintlich letztes Spiel so überzeugend, dass der Titelgewinn so gut wie sicher ist. Auf der eigenen Facebook-Seite wird Ähnliches bereits verkündet. Doch der Förderkader Rene Schneider, ein Ligarivale vom Rostocker FC, zieht nach. Es kommt zum direkten vom Punkt um den Turniersieg. Nur hat Rostock einen Offensivspieler im Kasten. Der große Nachteil? Mitnichten!

Ein Interview mit dem Helden vom Wochenenden – übrigens auf hoher See geführt und deshalb in aller Kürze.

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 Hey Tony, ich habe gehört, wir erwischen Dich an einem ganz besonderen Ort. Wo treibst du im besten Sinne des Wortes gerade rum?

Ja, Moin erstmal! Naja, im Moment bin ich mit meiner Einheit auf der Ostsee unterwegs, also nicht allzu weit Weg von meinem Rostocker Zuhause.

Das klingt ja interessant. Interessant war aber auch dein Auftritt am Wochenende. Du bist eigentlich Offensivspieler, warst beim Rostocker Hallenturnier aber im Tor unterwegs. Wie kam es dazu?

Ja, ich hatte dem Trainer vorgeschlagen, einen fünften Feldspieler ins Tor zu stellen. Um diesen dann auf dem Feld einbinden zu können, damit das Spiel schneller und präziser gestaltet wird. Die Mannschaft und unser Trainer, Jan Kistenmacher, waren davon nicht abgeneigt, also probierten wir es einfach mal aus. Dass das so gut laufen würde, beziehungsweise sogar mit den Sieg enden kann, hatten wir dabei aber nicht auf dem Schirm.

 Wo waren denn eigentlich die Stammtorhüter?

Unsere Torhüter waren alle nicht verfügbar, entweder weil sie auf Heimat-Besuch waren oder arbeiten mussten.

 Wie kamst gerade Du auf diesen Vorschlag, den du eben erwähnt hast? Warst du schon in der Jugend ab und an zwischen den Pfosten, oder mussten Streichhölzer gezogen werden.

Nein, dass nicht. Ich war ja derjenige, der diesen Vorschlag in die Runde gebracht hatte, und so habe ich mich einfach im gleichen Zug auch sofort freiwillig für die Rolle angeboten.

Konsequent. Aber nicht nur vor dem, sondern auch im Spiel. Du hast im entscheidenden Neunmeterschießen drei Neunmeter pariert. Was war dein Rezept – einfach in die Ecke? Oder war dein Plan doch ein wenig komplexer?

Grundsätzlich glaube ich, dass es einfach nur Glück ist, die richtige Ecke zu ahnen. Außerdem habe ich vorher noch ein paar Torhüter nach Tipps gefragt. Da war der eine oder andere sehr gute Hinweis dabei. Wer geholfen hat, und was die Person genau gesagt hat, behalte ich aber mal besser für mich. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es einfach sensationell gelaufen ist, wenn man gleich dreimal richtig liegt. Das klappt bestimmt nicht immer.

Schönes Wortspiel, Tony. Aber was ist denn schöner: Einen Neunmeter parieren oder Tore schießen?

Gute Frage. Jetzt weiß ich ja, dass beide Dinge sehr viel Spaß bereiten und ein besonderes Gefühl in mir auslösen. Und zudem kann das nicht jeder von sich behaupten, als Feldspieler den Siegestorhüter im Neunmeterschießen gespielt zu haben.

Als ob das noch nicht ausreichen würde, hab ihr euch auch noch gegen den Förderkader Rene Schneider,  einem Hauptrivalen und Ligakonkurrenten, durchgesetzt. Zählte das am Ende mehr als der Turnier-Sieg?

Natürlich ist es supergeil, sich gegen einen Stadtrivalen zu behaupten! Aber mal ehrlich? Man sollte die Sache auch nicht überbewerten, im Endeffekt sind wir froh, dass alle Jungs verletzungsfrei durchs Turnier gekommen sind. Dass wir dann das bessere Ende auf unserer Seite hatten, ist dann denke ich auch einfach verdient gewesen, wenn man das ganze Turnier betrachtet.

Wie sieht denn nun Deine weitere Planung aus: Vielleicht doch noch zum Torhüter umschulen?

Nein, auf keinen Fall. Ich werde in diesem Leben definitiv kein richtiger Torwart mehr werden.

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Zum Abschluss: Wie feiert man  eigentlich einen so besonderen Abend?

Dem Verlauf nach hätte man eigentlich mal richtig feiern gehen können. Das wäre eigentlich angemessen gewesen. Aber ich hab mich dann doch für das gemütliche Bett und den Fernsehabend entschieden.

 

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.