Patrick Ziller und Steffen Maaß im BTB-Gespräch
→ HR-Jäger, Fast-Herbstmeister und 40 Punkte auf dem Konto. Dem VfL Pinneberg ist eine formidable Oberliga-Hinrunde gelungen. Doch auch wenn’s vor und nach dem Abpfiff qualmt, ist der VfL Pinneberg gerne beteiligt. Wir sprachen mit Verteidiger Steffen Maaß über die bisweilen provokante Spielweise, einen Rot-Rekord und Alphatiergehabe.
Steffen Maaß, es heißt der VfL Pinneberg sei das Rüpel-Team der Liga, was ist da dran?
Ist das so? Ich wüsste nicht, woher das kommt. Ich meine, dafür muss es doch einen konkreten Anlass geben. Spiele, die besonders auffällig sind, zum Beispiel.
Da wären zum Beispiel die hitzigen Begegnungen mit Victoria oder Meiendorf. Nach diesen Partien war eine Menge los. Man hat so ein bisschen den Eindruck, wann immer es in der Oberliga qualmt, ist der VfL Pinneberg nicht weit.
In den Spielen gegen Vicky und Meiendorf war aus meiner Sicht im Spiel selbst gar nichts los. Da gibt es ja auch keine besondere Rivalität oder räumliche Nähe. Ich kann mich nur daran erinnern, dass sich der Vicky-Trainer im Interview mehr über die Schiedsrichterleistung als über das Spiel selbst beschwert hat. Und im Vorfeld des Spiels gegen Meiendorf waren ein paar Sprüche gefallen. Dabei ging es um die Meisterschaft, was aber eher als Spaß zu verstehen war. Ich finde übrigens Spiele gegen Kreisrivalen viel markanter, die haben eben diesen Derbycharakter. Aber deshalb sind wir noch lange kein Rüpel-Team.
Und trotzdem wird euch eine raue und bisweilen provokante Spielweise nachgesagt. Wie würdest Du eure Gangart erklären?
Wir haben halt eine robuste Truppe, sind alle topfit und leben von dieser Fitness. Wir setzen zwar gezielt auf körperliches Spiel und gehen mit vollem Einsatz in die Zweikämpfe, aber wir können genauso gut schönen Fußball spielen.
Aber es kam auch immer wieder zu Rangeleien mit dem Gegner oder zu hitzigen Diskussionen mit dem Schiedsrichtergespann. Ist das alles auf die Emotionen des Spiels zurückzuführen?
Nein, das ist eben unsere Stärke, und ich denke, der Erfolg gibt uns Recht. Es heißt ja auch, dass statistisch gesehen am Ende das Team gewinnt, das im Spiel die meisten Zweikämpfe gewonnen hat. Und das war bei uns in dieser Saison bislang auch immer der Fall.
Beim Fußball gehört, jeder weiß das, auch ein gewisses Alphatiergehabe dazu. Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang?
Definitiv, wir wollen ganz klar zeigen wer der Herr im Haus ist. Kreisderbys gegen Rugenbergen oder auch Halstenbek-Rellingen sind da natürlich immer ganz besonders geladen, aber für uns ist jedes Spiel gleich. Wir wollen nach Möglichkeit jedes Spiel gewinnen und so gehen wir dann auch auf den Platz. Nur ist es so, dass vor Derbys häufiger provozierende Sprüche und Bemerkungen fallen, sodass dann im Spiel die Emotionen schneller hochkochen.
Steffen Maaß, VfL Pinneberg: Jeder kämpft für jeden, nach Siegen gehen wir auch gemeinsam feiern oder sitzen nach den Trainings oft noch zusammen und trinken das ein oder andere Bierchen. Das ist ja heute auch nicht mehr überall der Fall.
Was entgegnest du dann denjenigen, die behaupten: „Wer so hinlangt, weiß sich halt nicht anders zu helfen“?
Menschen, die so etwas behaupten, würde ich als erstes den Fußballsachverstand absprechen. Wir haben doch eine gute Hinrunde gespielt und stehen nicht umsonst so weit oben. Außerdem sind wir nicht beim Schach oder Synchronschwimmen, der Körperkontakt gehört beim Fußball eben dazu. Wer damit ein Problem hat, sollte sich fragen, ob Fußball der richtige Sport für ihn ist. Wofür steht denn ein Schiedsrichter auf dem Platz? Wenn wir überhart spielen würden, hätten wir ja zum Ende jedes Spiels nur noch 5 oder 6 Mann auf dem Platz. Dem ist ja nicht so, und außerdem haben wir auch gute Techniker in unseren Reihen und können deshalb auch ’schönen Fußball‘ spielen.
Zu deiner Person fällt uns zu diesem Thema natürlich das Spiel gegen den SV Rugenbergen ein, bei dem du gerade einmal elf Minuten auf dem Platz verbringen durftest.
Ja, ich erinnere mich dunkel, dass da was war. Aber die Rote Karte resultierte ja nicht aus einem überharten Foul oder einer Tätlichkeit, sondern die Situation war, dass ich eigentlich gar nicht spielen sollte, da ich angeschlagen war. Ich hatte eine Oberschenkelverhärtung und konnte die ganze Woche nicht trainieren. Nun hatten wir in der Partie aber zwei Verletzungen und so kam ich doch zum Einsatz. Als Milos Ljubisavljevic dann durch war und allein auf unseren Torwart zulief, musste ich ihn irgendwie stoppen und habe die Notbremse gezogen. Ich habe mich in den Dienst der Mannschaft gestellt um uns den Sieg zu retten. Nach dem Spiel kamen dann auch der Trainer und die anderen Spieler zu mir und haben sich für diesen Einsatz bedankt.
Du würdest wieder so handeln?
Jederzeit wieder, der Sieg ist alles, was zählt. Gerade dieses Spiel war ein besonders süßer Sieg. Auswärts und dann noch im Derby beim SV Rugenbergen. Ich denke schon, dass denen das nicht so geschmeckt hat. Aber jeder andere von uns würde das wahrscheinlich genauso machen.
Steffen, vielen Dank für die Antworten.