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Licht an für Jiracek, Licht aus für Gouaida

Am Wochenende habe ich es mir angetan und ZWEIMAL volle 90 Minuten HSV gegen Köln geschaut. Anschließend habe ich mir die Mühe gemacht und die Spieler meiner Einzelkritik unterzogen. Und bitte.

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Jaroslav Drobny
Der Keeper hatte mit 53 Ballkontakten zwei Lederberührungen mehr als Spielverunstalter Rafael van der Vaart. Das war es dann aber auch. Beim 0:1 hat Drobny nur die Aufgabe die kurze Ecke dicht zu mauern und verzweifelt an dieser komplexen Vorgabe. Beim 0:2 klebt der Tscheche auf der Linie und erkennt nicht, dass Rajkovic Risse nicht folgen kann. Im Spielaufbau nur lange Kanonen geschossen und den Hünen Olic, Müller und Gouaida im Luftkampf viel Spaß gewünscht. Zudem Krach mit dem Fuß bei Ballannahmen und alles, was nicht auf den Körper geschossen wird, wird klatschen gelassen. Mir werden Drobnys Auftritte überbewertet. Für mich ist er kein guter Torhüter.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern

Ashton Götz
Der Rechtsverteidiger legte die meisten Sprints (36) aufs Geläuf, absolvierte 95 intensive Läufe. Mir wurde er defensiv allerdings viel zu oft überspielt, rückte oftmals aus der Kette raus, dass dann jedoch zu spät und kam selten in Zweikämpfe. Zudem gab’s einige Stellungsfehler, selten stand Götz auf Kettenhöhe. Wenn er sich dann entschließt die Riege zu verlassen, dann müssen auch Ballgewinne her, ansonsten folgt Unordnung. Bei ihm vermisse ich Pässe mit der Richtung gegnerisches Tor. Götz‘ Spiel ist extrem mutlos. Schade.

Johan Djourou
Wenn ein Innenverteidiger 55 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt, dann ist das nicht unbedingt beruhigend. Nebenmann Rajkovic machte es mit 76 Prozent deutlich besser – und der war zehn Monate auf Eis. Im Spielaufbau beim Schweizer geht der Ball nur quer. Also wirklich NUR QUER! Obendrein legt er immer einen Bock hin, sobald er Zeit hat. Von einem Innenverteidiger erwarte ich eine Sicherheitsgarantie – der Djourou im Köln-Spiel war das nicht.

diaz_1_870→ Der Diaz-Check: Der müsste das Zehnfache wert sein.

Slobodan Rajkovic
Mit 96 Ballkontakten hält die zweite Hälfte der Innenverteidigung den Topwert des gesamten Teams. Und eigentlich machte der Langzeitverletzte eine ordentliche Partie. Er ist allerdings zu langsam und hat das 0:2 von Risse auf dem Gewissen. Auffälig: Rajkovic mag’s eher in Nahdistanz, ist mit seiner Physis dann auch schwer zu überwinden. Leider hat er fußballerisch kaum etwas im Angebot und findet sich, wenn er denn aufbauen muss, in mittelalterlicher Langball-Laune wieder.

Marcell Jansen
Immerhin 5 Flanken gab es vom Linksverteidiger, womit er 500 Prozent besser als Götz war. Dazu gesellt sich mit 22 gewonnen Zeikämpfen eine annähernd hübsche Zahl – Jansen war aggressivster Spieler auf dem Platz. Allerdings stand auch er selten auf Kettenhöhe, war beim 0:2 im Langnese-Block verschwunden, während Risse in den Sechzehner spazierte und vergeblich auf Verteidigendes wartete. Grundsätzlich war „Cello“ aber einer der ordentlicheren an diesem Spieltag.

Heiko Westermann
Er gewann nur 39 Prozent seiner Duelle. Als Sechser. Dazu einer schicker Patzer zum 0:1, wo die Pille erneut nicht so wollte wie er. Aber dafür lief es dann wenigstens offensiv nicht. 69 Prozent Passquote als Verbindungsspieler – HW4 wirkte in Ballbesitz so überfordert wie ich mit drei Blondinen. Positiv: Westermann spielte alles mit zwei Kontakten. Erster war eine Ballberührung mit einem beliebigen Körperteil, zweiter dann meistens der Beweis, wie hoch und weit der Heiko schießen kann. Ich finde: Grausiger kannst du in der Bundesliga kaum Fußball spielen.

Petr Jiracek (bis 72.)
Der Tscheche gefiel mir. Weil er solide war. Er machte keinen Schnickschnack und dementsprechend wenig Fehler. War daduch aber auch ziemlich verhalten erkennbar. Aber Jiracek machte für mich einen ordentlichen Job und erfüllte seine Aufgaben. Ich glaube, als Sechser hätte Zinnbauer ihm mehr Gefallen getan. Und dem Spiel des HSV hätte er damit auch nichts schlechteres präsentiert. Pillen-Petr wirkt dann doch ballversierter und hat ab und an die Idee eines Kurzpasses inne.

ab 72. – Pierre-Michel Lasogga
Nervt mich. Wird beim Stande von 0:1 eingewechselt und bekam von seinem Trainerteam sicher auch den Satz „Hau Dich rein, probier alles, mach Stimmung und sei unterwegs“ ins Ohr geflüstert. Und dann serviert er als der Topverdiener in 20 Minuten 3 Sprints und sonst nichts. Oder er kann eben nicht mehr. Ich fand’s fast frech.

Nicolai Müller (bis 58.)
Der Mann soll Rechtsaußen sein. Gefangen im Körper von Klein Erna ist der Ex-Nationalmannschaftsanwärter durchsetzungsfähig wie ne Mücke in der Faust von Bud Spencer. Zum Glück kam in der 7. Minute Frodo Beutlin und gab ihm seinen Ring, danach war er dann unsichtbar. Schaffte es dann aber, ohne gesehen zu werden, 41 Prozent Passquote auf’s Feld zu zaubern.

ab 58. – Zoltan Stieber: Übernahm den Ring von Müller und nahm ihn nur einmal ab, als er den Ball vor dem 0:2 verdaddelte.

Rafael van der Vaart
Der Kapitän. Er stand 90 Minuten im Stadion und gewann an seinem freien Nachmittag trotzdem noch 6 Zweikämpfe. Ähm, lediglich die Einwechsler hatten weniger gewonnene Fights, bei drei Minuten mehr Einsatzzeit hätten sie den Holländer wohl aber statistisch eingesammelt. Van der Vaart aboslvierte dazu noch sagenhafte 6 Sprints – keiner der Startelf spurtete weniger, Drobny lief knapp hinter dem 23er ein (1 Sprint). Immerhin: 12,73 km Laufleistung waren Spitzenwert des HSV. Doch viele seiner Ausflüge waren Alibi-Sprints beim Anlaufen von zwei Innenverteidigern mit null Ausblick auf den Ball. Im Spiel habe ich van der Vaart dreimal Bälle abholen sehen. Tja, nun ist das Transferfenster zu.

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Ivica Olic
Der Noteinkauf schoss dreimal aufs Gehäuse. Außennetz, drüber und drunter. Das war’s leider schon. Der Kroate bestach in erster Linie durch Ballverluste und verschwand nach einer Viertelstunde unter dem Rasen. Den von allen erhofften Heilsbringer – ich sah ihn noch nicht.

Mohamed Gouaida (bis 76.)
Für mich ist das kein Bundesligaspieler. Stolperfehler, Stoppfehler, technische Fehler – also alles, was man so fehlern kann, macht der Linksaußen. Defensiv war das ordentlich, irgendwie ist der Push aber verflogen, den man sich von einem jungen Spieler erhofft. Auch wegen ihm hakte es offensiv gewaltig. Er hatte keine gefährliche Szene und sollte sich auf Pauli „Zwote“ nächste Woche vorbereiten.

ab 76. Maximilian Beister: Er wurde laut Spielbericht tatsächlich eingewechselt.

Licht an: Petr Jiracek
Licht aus: Mohamed Gouaida

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Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.