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Licht an für Stieber, Licht aus für van der Vaart

Wir müssen anerkennen: Wenig Fußball reicht in der Bundesliga derzeit für Punkte. Zumindest, wenn der HSV spielt. Gegen Hannover 96 bekamen wir dafür erneut die Bestätigung und gratulieren artig zum nächsten Sieg! Glückwunsch, HSV!

Zum dritten Mal zog ich mir den HSV nun über volle 90 Minuten rein. Einen Tippschein in der Hand haltend – die Nachmittagsspiele alle richtig – fehlte mir nun lediglich die Tendenz, dass Hannover in Hamburg nicht verliert. Für 2 Euro Einsatz hätte es immerhin 81,01 Euro zurückgegeben. Ich traute dem HSV eben keinen Sieg zu. Zu dürftig waren mir die Präsentationen zuletzt. Und eigentlich trat beim HSV auch an diesem Samstagabend wieder das ein, was ich erwartete. Mit dem kleinen, aber für den HSV wichtigen Unterschied, dass er mit seiner Performance drei Punkte mehr einsackte als ich ihm zugestand.

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Die Analyse:

Spiele des HSV sind momentan die einzigen Spiele in der Bundesliga, die ich mir in voller Länge reinziehe. Nicht, weil ich HSV-Fan bin, sondern weil ich sehen will, wie sie sich verkaufen. Wie Abstiegskampf läuft, was und vor allem wieviel das Bundesligafossil investiert, um die Klasse zu halten.

Gegen Hannover 96 wurde ich fußballerisch erneut enttäuscht. Doch mittlerweile verabschiede ich mich von dem Gedanken, der HSV könne mich spielerisch überzeugen. Mit den zwei Auftritten gegen Köln und Paderborn im Hinterkopf, erkenne ich, dass es darum eben überhaupt nicht geht. Diese Floskel, jetzt zähle nur noch „Kratzen und Beißen“, beherrscht der HSV aktuell und wird für seinen Aufwand belohnt – 47 Gelbe Karten („Top“-Wert der Liga) sind der Beweis dafür. Das sieht nicht schön aus und verdirbt einem Offensivfußball-Liebenden wie mir die Laune, aber es bringt Erfolg.

Das Fundament gegen Hannover 96: Die erneut bärenstarke Laufleistung! Da macht den Hamburgern derzeit niemand etwas vor. Waren es gegen Paderborn und Köln 123 Kilometer und 124 Kilometer, schraubten die Rothosen diese Zahl gegen den Niedersachsen auf sagenhafte 128,95 Kilometer hoch. Mehr lief an diesem Wochenende niemand im Oberhaus.

Auch zweikämpferisch geht es langsam bergauf. 46 Gewinner-Prozente im Mann-gegen-Mann-Vergleich sind Bestwert für den HSV nach der Winterpause. Jansen war mit 18 gewonnenen Fights erneut stabilster HSV’er an diesem Abend, aber auch wegen Heiko Westermann, der nur 4 Duelle gewann, blieb die Prozentzahl unterhalb der Hälfte.

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Immer erschreckender wird die Passquote. Gegen Köln lag sie bei ordentlichen 72,77 Prozent, gegen Paderborn waren es nur noch 63,35 Prozent, gegen Hannover nun fast schon unterirdische 56 Prozent. Somit bleibt zu notieren, dass fast jeder zweite Ball weg ist. Was auch das nicht unbedingt ansehnliche Spiel der Zinnbauern erklärt. 160 Pässe in 90 Minuten erreichten den eigenen Mitspieler. Wenn man sich das einmal vor Augen führt: Das sind keine zwei Pässe pro Minute. Pass kommt an, Ballverlust, Pass kommt an, Ballverlust, Pass kommt an …

Zudem ließ man gegen Hannover 21 Torschüsse zu. Mehr Einladungen verschickten an diesem Spieltag nur überforderte Freiburger gegen wiedererstarkte Dortmunder (22).

Fazit: Wir sehen, es bleibt viel im Argen. Vor allem die Passquote muss sich wieder stabilisieren. Doch das wird heute niemanden interessieren. Drei Punkte sind da, das ist es, was zählt. Aber, und dabei bleibe ich: Das Glück ist irgendwann aufgebraucht. So lange es da war, haben sie das Optimum herausgeholt, was in Anbetracht der kommenden Aufgaben nicht unwichtig ist: Bayern, Gladbach und Frankfurt warten.

→ Zur Licht-an und Licht-aus-Analyse

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.