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Veselinovic: Darum ging es nach Rödinghausen

Das Traumzuspiel → aus dem Tagesticker vom Donnerstag → das Gespräch mit Sinisa Veselinovic. Wir sprachen mit dem 24-jährigen über den Blitztransfer von Eintracht Norderstedt zum SV Rödinghausen in die Regionalliga West.

Am 31. Juli 2009 debütierte Sinisa Veselinovic als damals 18-Jähriger in der Oberliga Hamburg. Mit Bergedorf 85 ging es zum Saisonauftakt zu Curslack-Neuengamme, wo der Stürmer 0:1 verlor. Am zweiten Spieltag, als die Elstern gegen den Wedeler TSV 2:4 verloren, schoss der 1,96m-Riese seine ersten beiden Tore in Hamburgs höchster Spielklasse. Es sollten seine einzigen Tore im Debüt-Jahr bleiben, doch in Curslack schien Trainer Torsten Henke das Talent zu interessieren. Er verpflichtete Veselinovic nach der Saison (2010) und macht ihn noch größer.

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Am Deich wuchs der Stürmer binnen zwei Jahren zu einem der gefährlichsten Angreifer der Liga, erzielte in 62 Spielen 27 Tore, was Begehrlichkeiten in der Regionalliga weckte. 2012 nahm „Sini“ dann ein Angebot von den Sportfreunden Siegen an, verknüpfte dieses mit einem Studium in Köln. Im ersten Jahr kam der damals 21-Jährige auf 31 Einsätze in Deutschlands vierter Liga. Fünf Mal traf er für die Westfalen in seiner ersten Saison, 3 weitere Treffer folgten 2013/2014.

Im Sommer 2014 kam der Deutsch-Serbe dann zurück gen Hamburg. Eintracht Norderstedt transferierte den Mittelstürmer. Doch bereits nach 19 Spielen und 3 Toren war das Engagement überraschenderweise wieder beendet. Der heute 24-Jährige folgte dem Lockruf aus Rödinghausen, einem beschaulichen Ort zwischen Hannover und Osnabrück. Der Verein steht im Mittelfeld der Regionalliga West.

Veselinovic tauscht die Weltstadt gegen Dorf-Flair. Er selbst sagt: „Das ist natürlich schon ein deutlicher Unterschied. Aber es ist nett hier. Ich fühle mich wohl.“

Derzeit richtet sich der gebürtige Hamburg in Bünde, knapp 15 Minuten von Rödinghausen entfernt, eine Wohnung mit einem seiner Mitspieler ein. So ging das Gespräch los. Doch was zog den Offender in die Prärie? Und vor allem, warum unterschrieb er gleich für eineinhalb Jahre? Wir telefonierten und bekamen Antworten.

» Aus dem Tagesticker vom Donnerstag: Veselinovic erklärt seinen Wechsel nach Rödinghausen

Sinisa, Rödinghausen mussten wir erstmal googlen. So schlecht war Dein Auftritt in Norderstedt doch gar nicht. Wie kam es zu dem Blitztransfer in die Pampa?
Das ergab sich alles eher zufällig. Rödinghausen hatte sich nach dem Abgang eines Stürmers um Ersatz bemüht und mich kontaktiert. Und dann ging alles ziemlich schnell. Was aber keine sportlichen Gründe hat, als vielmehr die private Ausgangslage. Ich studiere in Köln und hatte Norderstedt zeitig informiert, dass es mich nach der Saison wieder gen Westen ziehen könnte. Nun kam dann das Angebot aus Rödinghausen und ich habe meine Rückkehr vorgezogen. Geplant war das so aber nicht.

Heißt dann also, es gab keinen Krach in Norderstedt?
Überhaupt nicht. Es war alles okay bei Eintracht. Wir hatten sportlich Erfolg, ich habe viele Freunde wieder um mich gehabt und konnte in dem halben Jahr weiter an mir arbeiten. Dafür bin ich dem Trainerteam dankbar. Aber diese Möglichkeit musste ich nun wahrnehmen.

Mit 3 Toren in 19 Spielen war die Bilanz persönlich dennoch eher im Bereich … sag’ Du mal.
… auf jeden Fall ausbaufähig. Aber wie gesagt, daran lag es nicht. Zum Ende hin kam ich besser in Tritt. Der Trainer hatte das System umgestellt, womit ich dann auch besser zurecht kam. Aber klar, es hätten schon noch ein paar mehr Tore sein dürfen.

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→ Tagesticker vom Donnerstag mit 32 Einrägen rund um den Fußball im Norden

Erkläre uns mal, warum man nach Rödinghausen wechseln könnte.
Ich habe mich vorher bei alten Teamkameraden nach dem Klub erkundigt und mir wurde nur Positives berichtet. Und das finde ich hier nun auch vor. Ich glaube, dass der Verein etwas unterschätzt wird. Hier wird unter Profibedingungen gearbeitet. Der Verein ist finanziell sehr gesund, hat ein tolles kleines Stadion, die Rahmenbedingungen sind nah an Bundesliga-Standards dran. Also ich fühle mich echt wohl hier. Ich glaube, 2010 spielte der Verein noch Bezirksliga und stieg binnen der letzten fünf Jahre fünfmal auf. Da sieht man das Potenzial. Obendrein ist die Mannschaft technisch sehr gut, will Fußball spielen und das ist ja das, worauf ich Wert lege. Es passt also. Auch deshalb habe ich für eineinhalb Jahre unterschrieben.

Nun bist Du knapp einen Monat da. Erstes Fazit?
In der Liga wird es schon qualitativ hochwertiger zugehen als in der Regionalliga Nord. Das ist alleine der Tatsache geschuldet, dass hier eben ganz Westfalen vertreten ist und dementsprechend renommierte Vereine und sehr viele gute Spieler im Einzugsgebiet sind. Aber ich bin angekommen, habe ich Testspielen gegen kasachische und rumänische Erstligisten getroffen und im Trainingslager in Side (TÜR) gut gearbeitet. Final einschätzen kann ich dann aber erst nach den ersten Spielen.

Wir werden Dich im Blick behalten.
Ich euch auch. Grüß’ alle von mir.

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.