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Licht an Mohamed Gouaida, Licht aus Matthias Ostrzolek

Im elften Auswärtsspiel langte es am Ende nicht zum fünften HSV-Erfolg in der Fremde. Wir waren nach dem Frankfurt-Spiel trotzdem ein wenig glücklich, denn ein Mann namens Mohamed Gouaida überzeugte (endlich). Matthias Ostrzolek erlebte dagegen einen ganz billigen Abend.

Licht an Mohamed Gouaida

Der junge Franzose, einer der Emporkömmlinge aus der zweiten Mannschaft, scheint derzeit das volle Vertrauen vom Trainer zu genießen und rechtfertigte das mit einem beherzten Auftritt. Gouaida war überall auf dem Feld zu finden und auch als der HSV auf die Unterzahl reagieren musste, nahm Zinnbauer Müller runter und ließ stattdessen Gouaida auf dem Feld. Er begann auf dem linken Flügel, sicherte dann als Linksverteidiger ab und wechselte anschließend auf den rechten Flügel. Hört sich nach harter Arbeit an? War es auch. Der Gouaida-Express führte unfassbare 44 Zweikämpfe, lief knappe 12 Kilometer und brachte 75 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler – Hut ab! Dazu gab er auch noch vier Torschussvorlagen. In seinem Spiel ist nach wie vor viel Licht und Schatten, auf ein gutes Dribbling folgt gern ein naiver Ballverlust, doch technisch ist er ein klares Upgrade im Vergleich zu Marcell Jansen.

Imagefilme für Rostock und Mecklenburg-Vorpommern
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Vor dem Ausgleich zum 1:1 gab es einige Szenen, in denen ich Gouaida als nicht durchsetzungsfähig empfand, zu schmächtig wirkte der 66 Kilo Floh und belehrte mich just vor der Halbzeit doch eines Besseren. Im Duell mit gleich drei Frankfurtern setzte er sich durch, Schlenker nach innen und der richtige Pass auf Nicolai Müller, anschließend der Ausgleich. Der HSV kann auch Fußball spielen, aber warum sehe ich derlei Spielzüge so selten? Nichtsdestotrotz war das eine starke Partie von Gouaida, dessen Leistung übrigens den begnadigten Ilicevic als Dekoration auf der Bank beließ. Im Moment ist durchaus davon auszugehen, dass der Franzose bei Trainer Zinnbauer gesetzt ist und das trotz Millionen verdienender Konkurrenz mit Jansen und Ilicevic. Kann er auch künftig ähnlich starke Leistungen bringen, sehe ich echt keinen Bedarf, Marcell Jansen zu verlängern. Wir meinen, dass diese Leistung ein klares „Licht an!“ nach sich zieht.

Licht aus Matthias Ostrzolek

Der HSV hat ein Problem auf der Linksverteidigerposition. Lange hat man geschimpft über Aogo und Jansen, über schlechtes Stellungsspiel und über schlechte Flanken. Vor der Saison wurde Matthias Ostrzolek als Lösung auserkoren, doch wirklich etablieren konnte sich der Neuzugang zu keinem Zeitpunkt in dieser Saison. Zwischenzeitlich vom Talent Marcos verdrängt, schien es, als ob Ostrzolek nach dem Bayern-Debakel künftig gesetzt sei. Doch Fußball ist schnelllebig und Ostrzolek hat sich mit seinem Platzverweis gegen Frankfurt wieder aus der Mannschaft gefoult. Vorne wie hinten präsentierte er sich in erschreckender Verfassung. Ostrzolek, in Augsburger Zeiten noch einer der Top-Hereingeber in der Bundesliga, schlug gerade mal eine läppische Flanke und von 15 gespielten Pässen kamen sagenhafte 11 nicht an. ELF! Nein, es war nicht der Tag des Matthias Ostrzolek.

Stefan Aigner, der Schiedsrichter, alle Fans im Stadion und nicht zuletzt Ostrzolek selbst wussten, dass der Linksverteidiger des HSV bereits verwarnt war. Trotzdem ließ er sich dilettantisch in einen Zweikampf mit Aigner verwickeln, dessen einziger Sinn es war, die nächste Gelbe zu provozieren. Die enorm kleinliche Spielleitung vom Schiedsrichter Meyer hätte er bedenken sollen, zumal Aigner in Richtung des Seitenaus kreuzt, ein Laufweg, den Ostrzolek anders hätte verteidigen müssen. Viel Konjunktiv, viele Probleme für den HSV. Durch den Platzverweis in Unterzahl, mit einem Tor hinten – Ostrzolek hat seiner Mannschaft einen Bärendienst erwiesen. In diesem Spiel gewann Ostrzolek übrigens 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Sein Widersacher Aigner hingegen verlor 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Doch den entscheidenden Zweikampf, den verlor Ostrzolek gegen Aigner. Innerhalb einer knappen Viertelstunde zwei gelbe Karten kassiert, bei einem Schiedsrichter, dessen Linie bereits in der ersten Hälfte überdeutlich war – BLOG-TRIFFT-BALL schaltet für Ostrozlek das Licht aus.

Erik Griephan