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Türkei-Star Ersan Ilyasova: ,,Wollen eine Medaille bei der EM!“

Ersan Ilyasova ist der wichtigste Spieler der türkischen Mannschaft bei der EuroBasket. Nach neun Jahren Milwaukee beginnt für den Forward kommende Saison ein neues Kapitel in Detroit. BTB-Reporter Jonas Giesenhagen besuchte Ilyasova im Mannschatshotel Lindtner und traf auf einen entspannten Weltstar. Im Interview sprachen wir mit dem Türken über seine Rolle bei der Nationalmannschaft, die hohen Ambitionen und sein neues Team Detroit Pistons.

Sie sind heute in Hamburg angekommen. Von Montag bis Mittwoch hatten Sie drei Spiele innerhalb von drei Tagen in Litauen und morgen startet schon der Supercup. Braucht die Mannschaft das hohe Pensum, um in den richtigen Rhythmus zu kommen?

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Wir haben sechs Spiele in acht Tagen und das brauchen wir auch. Bei der EuroBasket ist die Taktung ähnlich und so bereiten wir uns am besten darauf vor. Alle sechs Partien sind gegen Nationen, die auch bei der EM dabei sind. So können wir einschätzen auf welchem Level wir stehen und wie weit wir in der Vorbereitung schon sind.

In Litauen hat die Türkei gegen den Gastgeber und Kroatien verloren, Mazedonien wurde deutlich besiegt. Was nehmen Sie aus dem Turnier mit in den Supercup?

Jedes Spiel ist für uns wichtig. Wir haben die ersten beiden Spiele verloren, können aber auch nicht jedes gewinnen. Gestern war eine deutliche Steigerung zu sehen und das vorherige Spiel gegen Kroatien war auch sehr eng. Wir sind noch in einer Phase, in der unser Trainer viel testet. Es geht ja auch darum, welche zwölf Spieler letztendlich mit zur EuroBasket dürfen. Je näher wir dem Turnier kommen, desto besser müssen wir eingespielt sein. Dann starten wir eine Siegesserie.

Ihr Trainer Ergin Ataman hat deutlich formuliert, dass er eine Medaille holen will. Ist die türkische Nationalmannschaft bis zur EuroBasket bereit für die Top drei?

Ja, definitiv. Wieso denn auch nicht. Wir wollen eine Medaille bei der EM holen, müssen aber erstmal in unserer harten Gruppe bestehen. Wir spielen unter anderem gegen Serbien, Spanien und natürlich Deutschland. Unser Hauptziel ist demnach das Erreichen der zweiten Runde. Wenn wir das schaffen haben wir schon große Gegner geschlagen. Danach denkt man von Runde zu Runde bis man im Finale steht.

Deutschland und die Türkei haben einen Vorteil gegenüber den anderen Teams – den Heimvorteil. Wie wichtig sind die türkischen Fans, die Berlin und Hamburg zum Heimspiel machen?

Darauf freue ich mich schon sehr! Ich habe einige Spiele mit der Nationalmannschaft in Deutschland gespielt und die Unterstützung war immer herausragend. Das ist wirklich wichtig für uns. Als Basketballer spielt man viele Spiele in denen man nicht angefeuert wird, das ist ganz normal. Aber die Spiele an die man sich erinnert, sind die mit deinen Fans im Rücken.

Nicht nur die Fans, sondern auch Sie sind eine wichtige Stütze für das Team. Wie interpretieren Sie die Rolle als Anführer?

Ich spiele schon seit neun Jahren im Nationalteam und da ergab sich die Rolle quasi ganz von selbst im Laufe der Jahre. Meine Erfahrung bringe ich gerne ein und gebe sie an unsere jungen Spieler weiter. Es geht als Anführer nicht immer darum, dass du 20 Punkte in einem Spiel machst. Ich sehe die Rolle mehr als eine Aufgabe, die ich in der Mannschaft, aber auch für die ganze Nation habe. NBA und Nationalmannschaft sind etwas völlig unterschiedliches. Hier sind nur Leute im Team, die dasselbe Ziel verfolgen, die gleiche Kultur haben und in kürzester Zeit zu einer Einheit verschmelzen müssen. Ich versuche bestmöglich dazu beizutragen.

Klingt nach einer echten Herzensangelegenheit. Für das eigene Land aufzulaufen ist also etwas ganz besonderes?

In der NBA hat mein einen Vertrag, verdient Millionen. Wenn man für sein Land spielt macht man das aus Liebe, weil die gesamte Nation hinter dir steht. Mein ganz persönliches Ziel ist es, mit der türkischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen ganz oben zu stehen.

Lassen Sie uns kurz über ihre persönliche Situation reden. Im Jahr 2005 wurden Sie in die NBA gedraftet. Den Modus gibt es nur bei US-Amerikanischen Sportarten. Wie fühlte sie das damals an?

Der Draft war für mich ein erlösendes Gefühl. Viel schwieriger war es aber, sich dann wirklich in der NBA zu etablieren. Die Konkurrenz ist plötzlich viel stärker und am Anfang war ich dem nicht gewachsen. Zwei Jahre lang habe ich dann noch in Spanien gespielt, danach konnte ich mich in der NBA durchsetzen. Der Prozess hört aber bis heute nicht auf. Man muss sich ständig verbessern, um seinen Platz nicht zu verlieren. Jetzt freue ich mich auf die neue Aufgabe in Detroit.

Die Pistons haben ein hohes Potenzial, aber es wartet starke Konkurrenz. Was erwarten Sie in Detroit und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Zurzeit liegt der Fokus ja eigentlich noch auf dem Nationalteam, aber zwischendurch denkt man natürlich an die kommende Saison. Detroit hat letzte Saison eine starke Rückserie gespielt und kam bis in die Play-offs. Wir haben einen guten Kader und ich bin mir sicher, dass wir uns auch als Mannschaft finden und noch mehr erreichen als letzte Saison. Mir ist auch klar, dass dort viele junge Spieler um die 20 Jahre sind. Ich habe aber das klare Ziel mich durchzusetzen.

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Zum Schluss nochmal zum Supercup. Spielen Deutschland und die Türkei um den Titel, oder können Lettland und Polen etwas ausrichten?

Gute Frage, denn soweit denke ich eigentlich noch gar nicht. Wir nehmen das Turnier Spiel für Spiel, die Konzentration gilt unserem Team. Gerade in der Defensive hatten wir noch Probleme in den letzten Partien. Das zu verbessern ist unsere Hauptaufgabe. Wenn wir es nicht in den Griff kriegen, können wir auch gegen Polen oder Lettland verlieren. Aber wir wollen bei diesem Turnier  eine Message an die anderen Länder senden. Bei der EuroBasket ist mit uns zu rechnen.

 

Jonas Giesenhagen