Letzter Halt: BUXTEHUDE!
„Wrumm Wrumm!“ Eine Ansprache, die im Hamburger Raum mittlerweile Kultstatus genießt. Vorzeige-Reporter und Oberliga-Legende → Harry Jurkschat hat seit dem Sommer jeden einzelnen Oberliga Klub besucht, um sich und Euch ein Bild von der Situation der Teams und dem Umfeld dieser zu zeichnen. An die 200 Arbeitsstunden stecken mittlerweile in dem Jahrhundertprodukt. Über 700 Kilometer hat „Harry“ von Süderelbe bis Meiendorf, über Pinneberg nach Dassendorf, für Euch abgerissen. Als Neuer bei BLOG-TRIFFT-BALL durfte ich ihn nun nach Buxtehude begleiten, und erlebte prompt die größte „Wrummm Wrummm“-Reise überhaupt.
Ich, als neuer BLOG-TRIFFT-BALL Leichtmatrose, durfte Harry bei seinen letzten Stationen begleiten. Und nachdem wir vor einigen Tagen ein professionelles und abgeklärtes Interview mit → Aki Cholevas vom WTSV Concordia führten, sollte es uns am Donnerstag zur letzten Station nach Buxtehude führen. „Das wird keine Traumreise“, prophezeite Harry vor der Tour – und von Vorfreude seinerseits war lediglich dann zu spüren, wenn er vom Rückweg sprach.
ABER: MIR EGAL!
Frei nach dem Motto „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet halt zum Berg kommen“ machten wir uns also in Harrys kleinem Sportwagen auf den Weg zur 54 Kilometer südlich von Hamburg gelegenen Metropole Buxtehude, um uns den „Bunten Haufen vom BSV“ anzuschauen, bei dem neben den Kickern aus Deutschland über zehn weitere Nationalitäten vertreten sind (u.a. Pakistan, Tunesien, Brasilien, England, Türkei, Burkina Faso, Portugal, Libanon). Aufgrund der Form der Elbstädter, die mehr verlieren als gewinnen, erwarteten wir ein ähnlich abgeklärtes Interview wie am Bekkamp, mit einem wohl eher mäßig gelaunten Trainer Sven Timmermann (Foto oben), dass hoffentlich nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt, damit wir rechtzeitig zu „The Voice“ wieder vor unseren TV-Geräten sitzen können.
Als wir um kurz vor halb sieben die Anlagen des Jahnstadions betraten, schien auch alles in diese Richtung zu laufen. Ein hochgewachsener Mann mit blonden Mittelscheitel und Sportlehrer-Autorität, der sich uns als „Timmi“ vorstellte, begrüßte Harry und mich samt Mannschaft per Handschlag und bat uns, dass Interview schon vor dem Training zu führen, da seine Truppe immer nur genau anderthalb Stunden auf dem Platz trainieren dürfe.
Und da wir natürlich den Bitten unserer Interview-Partner nachkommen, holten wir schnell das Equipment raus um Timmi mit Fragen zu durchlöchern. Von der kompletten Mannschaft waren ungefähr elf Spieler bei Trainingsbeginn anwesend. Dies sei völlig normal, so sagte man uns, da die meisten Spieler von der Arbeit aus Hamburg kämen und deshalb meist keine Pünktlichkeit garantieren könnten. Also halten wir einmal fest: Anderthalb Stunden steht der ersten Mannschaft, in der über zehn verschiedene Nationalitäten vertreten sind, der Trainingsplatz zu Verfügung und nach gut einer Stunde ist das Team erst vollzählig – super Voraussetzungen um einen gesunden Teamgeist für die Oberliga zu bilden.
Nachdem wir die ersten Szenen einsammeln konnten, hieß es für uns nun Warten auf das Trainingsende. Zum Glück konnte Harry in der hiesigen Vereinskneipe noch zwei Bier organisieren.
Nachdem das letzte Tor getroffen, der letzte Kopfball geköpft und der letzte Zweikampf gewonnen war, gingen wir mit Timmi in das Vereinsheim und führten das Trainerinterview. Anders als erwartet wich er, obwohl der momentan brenzligen Situation, keiner von Harrys bissig gestellten, Fragen aus. Ganz im Gegenteil. Auch Kapitän Hasan Ramazanoglu bestätigte, dass die Mannschaft mit ihrer jetzigen Situation keinesfalls unzufrieden, genervt oder gar enttäuscht sei.
Im Anschluss an das Trainer-Interview stieg der allgemeine Lärmpegel allmählich an, da die Spieler nun nach und nach in das Vereinsheim kamen. Müssen tun sie das nicht, meint Timmi. Es sei irgendwann einfach zur Tradition geworden, sich nach dem Training noch einmal zusammen zu setzten und über Dinge zu sprechen, die so gar nichts mit Fußball zu tun haben. Also wird sich an die Tische gesetzt, getrunken, gegessen und erzählt. Egal ob Schwarz oder Weiß, Muslim oder Christ, jeder kann irgendwie mit jedem.
Während Harry und ich mittendrin in diesem heiteren Treiben von Bier, Bockwurst und Kartoffelsalat sitzen, wird mir langsam klar, dass hier wirklich eine Mannschaft zusammen sitzt. Viele Freunde samt Trainer, Betreuer und dem einen verrückten Fan, der jedes Spiel besucht. Vielleicht ist es gerade diese schwere Zeit, die die Jungs als Mannschaft noch mehr zusammenschweißt.
Fazit: Was wir in Buxtehude gesehen und erlebt haben, ist offenbar selten geworden in der Oberliga. Und vor allem: Nachher ist man immer schlauer …