TSG Neustrelitz: „Alle wollen uns schlagen.“
Am Sonntag geht es für die TSG Neustrelitz zurück in den Alltag der Regionalliga Nordost. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit den Machern Thomas Brdaric und Oliver Bornemann über die kommenden Aufgaben.
Die TSG Neustrelitz kann in den nächsten Wochen und Monaten das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte mit dem Aufstieg, oder zumindest mit der Qualifizierung für die Relegationsrunde besiegeln. Der Regionalligist aus dem Süden Mecklenburg-Vorpommerns ist dabei auf dem besten Wege, die Mannschaft von Cheftrainer Thomas Brdaric führt schließlich die Tabelle mit komfortablen sieben Punkten Vorsprung an.
Doch ausgerechnet die Rückrunden-Vorbereitung lief nicht wie geplant. In Neustrelitz musste die Mannschaft zu Beginn der Vorbereitung auf geeisten Kunstrasenplätzen trainieren, im türkischen Trainingslager fiel das bezogene Hotel mit einigen Mängeln auf, zudem liefen Testspiele gegen die Wolfsburger U23 (0:4) und den Oberligisten BFC Dynamo (0:3) alles andere als optimal.
Manager Bornermann, eines der großen Gesichter der Erfolgsgeschichte, die mit der 3:0-Demontage der Rostocker im vergangenen Landespokalfinale so richtig Fahrt aufnahm, möchte die zum Teil eher negativen Testergebnisse nicht zu schwergewichtig bewerten: „Unser Ziel ist es ja nicht, am 15. Februar in Bestform zu agieren, sondern am 23., wenn es gegen Rathenow geht“.
Für seinen Trainer und langjährigen Freund Brdaric war es eine interessante Vorbereitung, bewusst verzichtet der ehemalige Nationalspieler auf das Adjektiv „schwer“: „Es war sehr intensiv und lehrreich. Eine drei monatige Winterpause ist schon eine Herausforderung, sowas kannte ich als langjähriger Profi noch gar nicht.“ So fällt der 39-Jährige, der im Januar noch Geburtstag feierte, eine gemischtes Fazit der Vorbereitung: „Die ersten Wochen war doch sehr wechselhaft. Die letzten zehn Tage hingegen sind jedoch als durchweg positiv zu bewerten.“
Dabei wartete auf den Trainer, der innerhalb weniger Wochen eine allenfalls solide Viertliga-Mannschaft zum ambitionierten Aufstiegskandidaten formte, eine zusätzliche Aufgabe. Insgesamt sechs Neuzugänge verpflichteten die Mecklenburger im Winter, vier mehr als der noch vor der Winterpause großspurig tönende Rivale aus Jena. Neben Stürmer Nicolas Hebisch aus Zwickau, Torhüter Benjamin Lowens (Torgelow) und Mittelfeld-Ass Eric Sautner (26-Drittliga-Spiele für Halle), kamen auch drei Spieler mit unterschiedlichsten Verbindungen zum FC Hansa Rostock. So kehrte Kevin Weidlich, Bruder von Hansa-Abwehrchef Dennis, zurück nach Neustrelitz. Mit dem Armenier Sargis Adamyan, der vor einem Jahr noch bei den Rostocker Profis unter Marc Fascher debütierte und dem einstigen A-Jugend Meister Volkan Cekirdek, folgten zwei Akteure, die an der Warnow ihre Adoleszenz zum Profisportler durchliefen.
Für Thomas Brdaric ist die Kadererweiterung ein wichtiger Baustein für kommende Erfolge: „Wir brauchen einen Kader, der viele Alternativen beherbergt. Wir müssen jede Position adäquat ersetzen können.“ Mit den Spielern selbst ist der Trainer jedoch zufrieden, erwartet aber dennoch eine positive Leistungsentwicklung: „Die Spieler haben sich super integriert und kommen von Tag zu Tag besser ins Team. Dennoch sind sie noch lange nicht da, wo ich sie am Ende haben möchte.“
Oliver Bornemann widerspricht seinem Trainer dabei nicht, gibt aber Aufschluss über ein Transferkonzept, dass in ähnlicher Form auch im Hohen Norden praktiziert wird: „Wir suchen für die TSG hungrige Spieler, die es auf dem ersten „Bildungsweg“ nicht geschafft haben. Für Söldner ist hier kein Platz.“ Wohlwollende Worte richtet der Hotelier gen Rostock: „Die Verhandlungen über den Adamyan-Wechsel haben gezeigt, dass mit den Rostockern sehr schnell und präzise gearbeitet werden kann. Wir drücken die Daumen, das es für die Jungs hoch geht.“
Neben den umfassenden sportlichen Veränderungen tut sich derweil auch viel strukturelles im landschaftlich geprägten Neustrelitz. Im idyllischen Parkstadion werden zurzeit nicht nur 800-Lux Flutlichtmasten installiert, die fernsehtaugliche Bilder bei Abendspielen ermöglichen sollen, sondern auch die Grundlagen für eine höhere Stadionkapazität werden momentan gelegt. So entsteht zurzeit ein Fundament für die sehnlichst erwartete Gegentribüne. Alles Komponenten, die einen etwaigen Drittliga-Start erst möglich machen würden.
Doch die sportliche Verantwortlichkeit versucht noch zu bremsen. So steht die langfristige Entwicklung des Vereins vor möglichen Schnellschüssen, wie Bornemann artikuliert: „Niemand im Umfeld oder im Klub macht uns Druck. Wir sind ein bodenständiger Klub, nur über die Konstanz kann man kontinuierlich sowohl sportlich, als auch wirtschaftlich erfolgreich arbeiten.“
Sein Pendant Brdaric sieht zudem die Konkurrenz erstarkt: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht mehr der Außenseiter sind. Alle wollen uns schlagen, denn wir sind schließlich die Mannschaft, die es als Tabellenführer zu besiegen gilt.“ Bange ist dem Trainer-Novizen, der Kritiker und Spötter eindrucksvoll Lügen strafte, aber deshalb noch lange nicht: „Es wird Zeit das es los geht. Wir freuen uns darauf, es wird nicht leicht, aber wir werden viel lernen. Und nach fünf Spielen können wir vielleicht gemeinschaftlich einschätzen, wo es am Ende hingeht. Vielleicht in die Relegation.“