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Brdaric: „Hansa Rostock ist eine Option für mich“

Am Mittwochabend, kurz vor Mitternacht, schlug die Bombe ein. Thomas Brdaric wird die TSG, egal welchen Ausgang die Saison am Ende nehmen wird, im Sommer verlassen. Der trainersuchende FC Hansa Rostock hat sich aber noch nicht beim Ex-Bundesligastar gemeldet.

 

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Spätestens seit dem gestrigen Abend ist eines klar: Die TSG Neustrelitz hat herausragende Fans, nicht nur im Stadion, sondern auch in den sozialen Netzwerken. Als der Verein über die Verbreitung eines BILD-Artikels  die ungewollte Trennung von Erfolgstrainer Thomas Brdaric zum Saisonende verkündete, suchte man unreflektierte und von Wut geschwängerte Kommentare vergebens. Die Fans der TSG Neustrelitz nahmen die Hiobsbotschaft gefasst und mit Respekt auf. Statt aus Enttäuschung heraussprudelnden Tiraden, die häufig mit Begriffen wie „Söldner“ konnotiert sind, richtete sich der Frust eher auf die Verantwortlichen aus Stadt und Verwaltung, die sich zuletzt in der Stadionfrage mit wenig Ruhm bekleckerten.

Thomas Brdaric sieht sich deshalb in seinen Eindrücken bestätigt, die er in den letzten Monaten im Südosten Mecklenburgs sammelte: „Es sind hier unwahrscheinlich tolle Menschen. Hier wird Bodenständigkeit und Freundlichkeit noch gelebt.“, so ein etwas beklemmend klingender Ex-Nationalspieler.

Der Abschied  zum Saisonende ist dem 39-Jährigen nicht leicht gefallen. Die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte, die das stärkste Jahr in der Vereinsgeschichte der TSG dokumentiert, hat den Trainer und seine Mannschaft eng zusammengeschweißt. Deshalb ist sich Brdaric sicher, dass sein  Abschied im Sommer, die letzten Spiele nicht beeinflussen wird: „Ich habe immer offen mit meiner Mannschaft kommuniziert. Wir vertrauen uns nach wie vor und wir wollen das Jahr zu einem verdienten Ende führen.“

Das verdiente Ende ist dabei mindestens die Relegationsteilnahme. Die wird den Neustrelitzern bei sieben Punkten Vorsprung auf den Rivalen aus Magdeburg  nur schwer zu nehmen sein, vor allem wenn die Form der letzten beiden Auftritte bis zur Saisonschlussphase gewahrt wird.

Gänzlich offen ist dabei die Zukunft von Brdaric. Der enge Freund von Sportvorstand Bornemann will vor allem in einem besseren Umfeld trainieren, um sich in seiner Person als Cheftrainer weiterzuentwickeln. Ein mögliches Ziel dabei: Der FC Hansa Rostock, zumindest wenn es nach einigen Hansa-Anhänger und auch Brdaric selbst geht: „Natürlich ist der FC Hansa Rostock eine Option für mich. Aber ich werde mich nicht direkt bewerben oder anbiedern. Der Verein muss wissen was er möchte. Bisher gab es jedenfalls keinen Kontakt.“

TSG-Sportvorstand Bornemann würde ein Rostock-Engagement seines derzeitigen Trainers begrüßen: „Unsere Freundschaft ist ja nicht an die TSG gebunden. Ich unterstütze ihn – egal wo es am Ende hingeht – weiter freundschaftlich. Rostock wäre aufgrund der regionalen Nähe natürlich ein interessante Sache.“, so der erfolgreiche Hotelier, der sein Amt in Neustrelitz ehrenamtlich ausführt.

Die Chancen auf ein Arrangement zwischen dem FC Hansa und Thomas Brdaric scheinen aber zu sinken. Der Verein scheint sich jedenfalls nicht für den Erfolgstrainer aus der Residenzstadt zu interessieren, der aus wenigen Mitteln mit viel Akribie eine sowohl mannschaftlich, als auch individuell überlegene Mannschaft formte.

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Es könnte für die TSG sogar noch schlimmer kommen. Denn auch Manager Bornemann will sich für die Zukunft die Option eines Abschieds offenhalten: „Neustrelitz wird immer meine erste Ansprechstation bleiben. Aber sollte ein Angebot aus einer höheren Spielklasse kommen, würde ich mich damit auseinandersetzen.“ Seine Zielstellung mit der TSG hat der Hotelier jedoch nicht aus den Augen verloren  „Ich bin bis 2016 in mein Amt gewählt worden. Damals trat ich mit der Version an, die TSG in den bezahlten Fußball zu führen. Das wollen wir in diesem jahr schaffen, oder im nächsten Jahr neu forcieren.“

So wird der Manager in den kommenden Tagen und Wochen Gespräche mit den Spielern der TSG führen, die ihren Kontrakt verlängern soll. Die Trainersuche selbst wird dagegen erst nach den möglichen Relegationsspielen in entscheidende Bahnen gelenkt.

Wichtig ist für beide Protagonisten  zunächst sowieso nur die Partie gegen Babelsberg. Pfiffe vom angenehmen Neustrelitzer Publikum muss Brdaric dabei wohl nicht fürchten. Diese freuen sich eher auf jede noch verbleibende Partie mit ihrem Erfolgstrainer.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.