5 Neustrelitzer, die man kennen muss!
Ganz Neustrelitz schwelgt in Partystimmung, schließlich bedeutet die Regionalliga-Meisterschaft der hiesigen TSG den größten sportlichen Erfolg für die schmucke Residenzstadt aus dem Mecklenburger Süden. BLOG-TRIFFT-BALL betrachtet fünf Personalien, die maßgeblich an der Entwicklung vom Oberligisten zum Drittligaanwärter beteiligt waren.
• Andreas Kavelmann: Der Unscheinbare
Während die nachfolgenden Persönlichkeiten dem außenstehenden Fußballfann längst bekannt sein dürften, stellt Andreas Kavelmann eine gewisse Unbekannte dar. Der Geschäftsstellenleiter der TSG Neustrelitz ist dabei jedoch eines der wichtigsten Puzzlestücke im Konstrukt des Erfolgsklubs. Seit Jahren fungiert Kavelmann bereits in dieser Position, trat den Job in einer Phase an, als man im grünen Süden Mecklenburgs noch nicht einmal vom Profifußball träumte. Die Arbeitspalette ist dabei zurzeit breit gefüllt. So ist der Neustrelitzer unter anderem für die Lohn- und Prämienabrechnung der Spieler verantwortlich, koordiniert zusätzlich den Spielbetrieb des gesamten Vereins und muss sich zudem in bestimmen Situationen mit besonderen Aufgaben beschäftigen. Dazu zählt auch die Organisation des Relegation-Hinspiels. Die vielfältigen Sonderaufträge: Akquirierung des Sicherheitspersonals und Umsetzung von DFB-Bestimmungen. Klar, dass Sportvorstand Oliver Bornemann nicht mit dem Lob spart: „Es ist immer schade, dass Personen, die viel für den Verein arbeiten, aber nicht in der Öffentlichkeit stehen, nicht den Applaus bekommen den sie eigentlich verdienen. Andreas Kavelmann hat ihn mehr als verdient.“ APPLAUS ALSO!
• Oliver Bornemann: Der Macher
Seit dem der 38-Jährige zu Oberligazeiten erst als Teammanager startete und dann in die sportliche Leitung wechselte, ist die Marschroute klar: „Wir wollen in den bezahlten Fußball“, ließ der umtriebige Geschäftsmann nicht erst seit der feststehenden Regionalliga-Meisterschaft verlauten. Was viele Auswärtige nicht wissen: Bornemann agiert nicht nur in der Sportlichen Leitung, sondern ist auch eine Schlüsselfigur im Marketing des Vereins, der bereits zur Viertligazeiten weit über 100 Geldgeber in seinem Umfeld zu halten weiß. Mit der Thomas-Brdaric-Verpflichtung, die aufgrund des freundschaftlichen Verhältnisses im vergangenen Sommer ziemlich schnell kompakte Konturen annahm und einer klug verstärkten Mannschaft, stellte Bornemann die Weichen für eine erfolgreiche Saison. Allerdings machte der ehrenamtliche Aktive keinen Hehl daraus, auch für Angebote höherklassiger Klubs bereit zu stehen.
• Rico Morack: Der Kapitän
Der 26-Jährige ist der Schlüsselspieler in der Neustrelitzer Verteidigung. Der Sohn von DDR-Oberligaspieler Matthias Morack spielte bereits im letzten Jahr stark und beeindruckte im Landespokalfinale gegen Hansa Rostock mit Umsichtigkeit und einem cleveren Raumverhalten. Als mit Kevin Kahlert sein Partner aus der Verteidigung weiter nach Goslar zog, kompensierte Morack den Abgang mit Abwehrpartner Franke auf Anhieb. Dass die Neustrelitzer im Falle des Drittliga-Aufstiegs vorrübergehend in die Hauptstadt ziehen müssten, wird den sechsfachen Zweitligaspieler am wenigsten stören. Schließlich wandelt der ehemalige Herthaner dann ganz in der Nähe der Spuren, die sein Vater für Union Berlin im gut 15 Kilometer entfernten Köpenick hinterließ. Morack, der im Jahr 2012 zu den Mecklenburgern stieß, wird, sofern er seinen Vertrag verlängert, dabei nicht nur als vielleicht wichtigster Defensivspieler auftrumpfen, sondern auch als Führungsperson, die ihr Amt weit weniger archaisch versteht als manch anderer Spielführer aus dem hohen Norden.
• Thomas Brdaric: Die doppelte Überraschung
Die Personalie von Thomas Brdaric glich gleich einer doppelten Überraschung. Niemand im etwas provinziellen Neustrelitz hätte gedacht, dass ein ehemaliger Bundesligastar und Nationalspieler den Weg in das beschauliche Städtchen finden würde. Fast noch weniger hätte man gedacht, dass der einstige Topstürmer so erfolgreichen arbeiten würde. Mit intensiven Trainingseinheiten, der Motivation eines Branchenneulings der es unbedingt allen zeigen will und einer talentierten Mannschaft, formte der gute Bornemann-Kumpel aus einem soliden Regionalligateam einen überragenden Meister. Zwischenzeitlich bescherte Brdaric den Fans aber auch einige Angstmomente. Der in der BILD verkündete Abschied zum Saisonende, die Posse um das Magdeburger Vertragsangebot und der dezente Flirt mit Hansa Rostock („Der FC Hansa ist eine Option für mich.“) ging nicht bei allen Anhängern spurlos vorbei. Die überwältigende Mehrheit der TSGler hätte dem einstigen Würg-Opfer von Oliver Kahn aber auch diesen Abschied in tiefer Dankbarkeit verziehen. Nicht nur ein Resultat aus der sportlichen Entwicklung unter seiner Rigide, sondern auch eine Antwort der Fans auf die bodenständige Art, die der Fußball-Millionär an seinem Arbeitsort vorlebt. Wenig überraschend, dass der nun wieder wahrscheinlicher werdende Brdaric-Verbleib viele Fans überaus glücklich stimmt.
• Dino Medjedovic: Der Begehrte
Die Avancen von Carl Zeiss Jena, die im vergangenen Winter durch das potenzielle Millioneninvestments eines belgischen Unternehmers kurzzeitig abstruse Ausmaße annahmen, schlugen letztendlich fehl. Trotz Angebots und der Jenaer Bereitschaft eine Ablöse zu hinterlassen, blieb der Österreicher mit bosnischen Wurzeln bei der TSG. Nun darf sich der 13-fache Torschütze vielleicht bald Drittligaspieler nennen, während der Erzrivale aus Jena eine phasenweise miserable Rückrunde spielte. Dabei ist Medjedovic, dessen Vertrag sich mittlerweile aufgrund einer Mindestanzahl von absolvierten Spielen automatisch um ein Jahr verlängerte, weit mehr als ein von zahlreichen Scouts beobachtetes Prestigeobjekt. Ohne die stetig von ihm ausgehende Torgefahr und der technischen Finesse, die der Sommerzugang ins vor Kraft strotzende TSG-Spiel brachte, wären wohl Toptorjäger Velimir Jovanovic niemals in seinem atemberaubenden Lauf gekommen. Dessen herausragende Entwicklung ist eng verwurzelt mit der Rolle seines neuen Offensivpartners.