Schwenke über den Kartenärger
Wieder knistert es zwischen Holstein Kiels Gewaltpräventionsplan und dem reisefreudigen Fan-Lager des FC Hansa Rostock. Der Grund: Es gibt in Kiel erneut ein Ausgabeverbot von Heimkarten an auswärtige Fußballfans. BLOG-TRIFFT-BALL sprach mit Holstein-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke über das Thema und eine Aussage, die für große Entrüstung sorgte.
Fotos: calcio-culinaria.de
„Nein, das habe ich definitiv nicht gesagt. Es gab aufgrund dieser falschen Wiedergabe in „SHZ“ ein Gespräch mit der entsprechenden Chefredaktion.“, bekennt Kiel-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke bei BLOG-TRIFFT-BALL am Montagabend. „In Kiel trennt niemand zwischen West und Ost, vor allem liegen mir Pauschalisierungen fern.“, fügt Schwenke geschwind heran.
Gemeint ist ein Artikel der „Schleswig-Holsteinischen-Zeitung“, die im Fanlager des FC Hansa und bei vielen weiteren Freunden des runden Leders für Entrüstung sorgte. „Ostdeutsche seien generell gewaltbereiter“ hieß es im besagten Artikel, der am 26. Juli auf der entsprechenden Webseite publiziert wurde. Eine diskriminierende Aussage, von der sich der ehemalige Weltklasse-Handballspieler distanziert: „Es ist überhaupt nicht meine Art, Menschen grobspurig abzuwerten. Gewalt im Fußball ist ein generelles Problem – ob es in Münster, Wiesbaden, Rostock oder auch in Kiel passiert, spielt dabei keine Rolle.“
In der Tat spricht bei der genauen Analyse des Textes wenig gegen die Argumentation Schwenkes. Weder ist die Äußerung als direktes Zitat markiert, noch steht die zusammengefasste Aussage unter der entsprechen Zeichensetzung. Für den Aufschrei, der sich unter anderen in wütenden Mails äußerte, hat der Kieler jedoch Verständnis: „Das dieser Unmut entstanden ist, kann ich menschlich absolut nachvollziehen.“
Die Strategie, Fans von außerhalb auszusperren, stößt dabei weder in Kiel noch in Rostock auf großes Verständnis. Medienwirksam mokierten sich Holstein-Fans, die für ihren Ticketerwerb teilweise einen lang Diskurs mit den entsprechen Verkaufsinstanzen in Kauf nehmen mussten, oder ganz ohne Eintrittskartenerwerb wieder nach Hause eilten.
Ebenso bleiben in der Studentenstadt Kiel, in der auch viele Rostocker studieren, viele Fußballfans vor der Tür, die sich ein rauschendes Fußballfest versprochen hatten. Schwenke bekennt: „Es ist doch völlig klar, dass unsere Entscheidung nicht nur positiv ankommt. Eben, weil sie nicht nur positiv ist.“
Als Grund für die Entscheidung gibt der einstige Leistungssportler vor allem mögliche Szenarien an: „Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass sich gewaltbereite Fans beider Lager in einem Block treffen. Das ist unsere Pflicht gegenüber allen Besuchern aus Rostock und Kiel, die unter Umständen in Auseinandersetzungen geraten könnten. Passiert es, trifft uns die volle Verantwortung.“
Dass die rigiden Maßnahmen auf Dresden und Rostock beschränkt sind, erklärt der 39-Jährige mit den „medialen“ Ruf der Fanszenen: „Es ist doch nun einmal so, dass es bei Spielen unter der Beteiligung von Hansa Rostock oder Dynamo Dresden besonders häufig Begleitumstände gab. Die denken wir uns ja nicht aus, um den Gegner in seiner Unterstützung zu schwächen.“
Traurig sei es, das viele „tolle und stimmungsstarke Fußballenthusiasten aufgrund der Taten von Wenigen die Konsequenzen mittragen müssen.“, ergänzt Schwenke.
Frisch gebloggt: Der Kieler Irrweg ist ein schlechtes Zeichen für den Fußball. Zum Blog: http://t.co/1z4fQRuaoz pic.twitter.com/nDN82xDVV2
— BLOG-TRIFFT-BALL.de (@BLOGTRIFFTBALL) July 29, 2014
Doch muss sich der Kieler Chef auch kritischen Fragen stellen. Warum zum Beispiel im letzten Jahr das Rostocker Kontingent so streng reglementiert war, obwohl das Holsteinstadion lange nicht ausverkauft war?
Ob die Strategie des Ausschlusses nicht eher eine mögliche Eskalation fördert, anstatt sie zu vermeiden? Zumal das Spiel zwischen RB Leipzig und Hansa Rostock zeigte, wie friedfertig sich eine große Fangruppe im Stadion, auch unter Heim-Fans, verhalten kann. Zumindest Letzteres pariert Schwenke zum Abschluss des Gespräches: „Wenn wir so ein großes, weiträumiges Stadion wie Leipzig hätten, dann würden wir auch 10.000 Karten rausgeben.“
Derweil gab es auch gute Nachrichten aus Kiel. Pünktlich zum Spiel wird wohl auch der zweite Verkaufscontainer für Getränke und Snacks im Gästebereich installiert sein. „Die beste Versorgung der Gästefans sei garantiert.“, hieß es von der Förde.