Süderelbe: Lieber gegen Altona oder Vicky
Kurz vor seinem Urlaub auf den Kapverden sprach Jean-Pierre Richter, Trainer des FC Süderelbe, mit BLOG-TRIFFT-BALL über die kommende Oberligasaison, den anstehenden Urlaub und über das Jugendförderprogramm des FCS.
Interview: Michaela Schröder
Herr Richter, die Saison hat eigentlich schon wieder begonnen. Ihre Mannschaft spielt im Harburg Pokal und dennoch gehen Sie in den Urlaub. Wo geht es hin und was macht Ihr Team ohne den Cheftrainer?
Ich fliege mit meiner Freundin auf die Kapverden und werde dort im Pool entspannen. Ich weiß nämlich, dass mein Co-Trainer und die Jungs die Zeit auch ohne mich überstehen werden und weiterhin gut trainieren. Ich denke, sie wissen was ich von ihnen erwarte und die meisten sind alte Hasen und kennen die Abläufe. Auch wenn sich der ein oder andere als Schlendrian herausstellen wird. Aber ich bin ja auch nur ein paar Tage weg.
Die kommende Saison ist Ihre erste in der Oberliga als Trainer. Und als Spieler?
Ich habe zwar schon als Spieler für Buxtehude in der damaligen Hamburg Liga gespielt, aber als Trainer habe ich noch keine Erfahrungen im Hamburger Oberhaus. Es bleibt aber dabei: Die Liga ist einfach etwas besonderes.
Wie sehen Sie die Chancen des FC Süderelbe?
Das wir den Aufstieg geschafft haben, ist der Wahnsinn. Klar haben wir auch vom VfL 93 und Oststeinbek profitiert, aber wir haben sehr hart gearbeitet. Der Aufwand wurde endlich belohnt. Jetzt gehen wir als Underdog in die nächste Saison, wollen aber dennoch gucken, was am Ende dabei rumkommt. Wir hoffen, dass wir nichts mit den Abstieg zu tun haben werden, denn das wäre mental recht schwierig, da wir in den vergangenen Spielzeiten immer oben mitgespielt haben.
Sie gehen mit dem jüngsten Team und dem jüngsten Trainer in die kommende Saison. Ist das ein Problem?
Nein. Wir sind ein eingeschworenes Team und haben einige gute Neuzugänge bekommen. Darunter sind auch einige junge, talentierte Spieler. Ein bisschen Lehrgeld werden wir daher wohl bezahlen müssen.
Der erste Gegner ist der SC Vier und Marschlande. Zufrieden?
Ich hätte lieber einen Kracher zum Auftakt gehabt. Sowas wie Altona oder Vicky, aber nach dem Spiel wissen wir wo wir in der Oberliga stehen, denn der SCVM war in der letzten Saison einer der potentiellen Abstiegskandidaten. Ich denke auch, dass im September oder Oktober eher weniger Interesse an dem Spiel gewesen wäre und so kommt vielleicht auch der ein oder andere Zuschauer mehr zu Spiel.
Was erwarten Sie vom Regionalliga-Absteiger „Vicky“?
Ich denke, Vicky hat gute Chancen wieder aufzusteigen. Immerhin können sie sich auch noch als Tabellensiebter melden, denn ich denke, dass sonst keiner für die Regionalliga melden wird. Außerdem haben die zwei Jahre in der 4. Liga den gesamten Verein reifen lassen und es wird auch ein ganz anderes Trainingsniveau herrschen. Zusätzlich hat Sven Piel viele gute Leute, vor allem Dennis Thiessen von Altona, geholt und etwas für den Sturm getan. Da hat es ja in der letzten Saison dran gehapert.
Jetzt wieder zu Ihnen und dem FC Süderelbe. Ihr Verein hat ja schon einmal einen Integrationspreis gewonnen und auch Ihr Integrationsprojekt geht voran. Was genau steckt dahinter?
Wir wollen Kinder und Jugendliche aus allen Schichten und Gruppen, die Lust auf Fußball haben, leistungsgerecht fördern. Vor allem richtet sich dieses Programm an Schüler aus der Region Neugraben-Fischbek. Denn bisher sind die talentierten Kinder immer zu Cordi, Pauli oder zum HSV gegangen. Nun wollen wir die Kinder wieder in die Region zurückholen und die regionale Stellung von Süderelbe ausbauen. Natürlich können auch die Spieler zu uns kommen, die bei Pauli oder vom HSV aussortiert wurden und lernen hier wieder den Spaß am Spiel Zusätzlich wollen wir junge, ambitionierte Personen fördern und ihnen durch Trainer-Lehrgänge noch mehr beibringen. Dazu arbeiten wir mit der Falkenbergschule zusammen. Diese haben schon spezielle Sportklassen, wo die Jugend in bestimmten Sportarten gefördert wird. Das Fußballtraining findet dann bei uns auf dem Kiesbarg statt.
Welche Rolle nimmt Thorsten Haase ein?
Er identifiziert sich natürlich total mit diesem Projekt und kümmert sich um die ganze Geschichte. Der FC Süderelbe versucht durch dieses Projekt schon von Beginn an den Sport leistungsorientiert anzugehen. Das heißt, wir versuchen Trainer, Betreuer und Material zu stellen. Da gehört auch ein Bus für die Anreise zum Spiel dazu. Vielleicht ist unter den Jungs irgendwann ein Nationalspieler.
Sind Sie auch mal aussortiert worden?
Ja, auch ich wurde als 13-jähriger beim HSV aussortiert. Danach brach erst einmal eine Welt für mich zusammen. Doch dann habe ich weitergespielt und irgendwann entdeckt, dass ich lieber Trainer werden will.
Was sind die kurz- und langfristigen Ziele des Projekts?
Die kurzfristigen Ziele: Strukturen schaffen! Das beginnt schon bei der E-Jugend. Wichtig ist es bei den unter 12-jährigen die Basics zu schaffen. Die mittelfristigen Ziele sind die Jugendmannschaften des FC Süderelbe in den Verbandsligen. Langfristig wollen wir ein Team in der B-Regionalliga etablieren.
Gute Trainer und neues Material kosten viel Geld. Wie stemmt der Verein Sie diesen Aufwand?
Die Förderungen erfolgen durch Firmen und Familienmitgliedern. Wir sind wie eine große Familie und da unterstützt man sich.